Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

Weg aus der Wegwerfgesellschaft

min
05.05.2017
Einkaufen ganz ohne Plastiksäckli: In Zürich hat vor Kurzem der erste Zero-Waste Laden seine Tore geöffnet. Ein Geschäft mit Zukunft.

Wer konsumiert, produziert Abfall. Salat, Käse, Spaghetti, Cornflakes, Waschmittel: Alle Produkte stehen beim Grossverteiler selbstverständlich in Plastik oder Karton verpackt im Regal. Zu Hause wandert das überflüssige Material früher oder später in den Müll. 2016 produzierte jeder Schweizer rund 730 Kilogramm Abfall – damit sind wir nach Dänemark weltweit an der Spitze.

Dass es auch anders geht, beweist Tara Welschinger. Sie bekennt sich zum Zero Waste – möglichst keinen Abfall lautet das Credo des aus den USA importierten Trends. Zusammen mit ihrem Partner kommt sie mit einem 17-Liter-Abfallsack aus – und das für ganze sechs Wochen. Überzeugt von diesem «Lifestyle» hat sie mit drei Gleichgesinnten Mitte März den ersten Zero-Waste-Laden in Zürich eröffnet. Im «Foifi» an der Schiffbaustrasse 9 im Kreis 5 finden sich praktisch alle Produkte des alltäglichen Bedarfs ganz ohne unnötige Verpackung. 

Verweilen statt eilen
Sichtbeton, rosa gestrichene Wände und eine gemütliche Kaffee-Ecke sorgen für eine anregende Atmosphäre. Die Ablagen und das Mobiliar wurden aus alten Möbeln neu gezimmert. Wer hier einkauft, nimmt sich Zeit und ist mit Baumwolltaschen, Tupperware und Glasflaschen ausgerüstet. Je nach Bedarf kann man Reis, Teigwaren und Getreide selber abfüllen. Früchte, Gemüse und Eier kommen aus der Region. Sogar der Wein ist nachfüllbar. Das Motto lautet: «Auf Bio-Basis, naturnah und dem Slow-Food verpflichtet.» Schokolade und Kaffee sind die einzigen Kolonialwaren im Sortiment.

Zero Waste scheint ein Bedürfnis zu sein. «Im ersten Monat sind wir geradezu überrannt worden», sagt Welschinger. Das Geschäft laufe richtig gut. «Die Leute sind neugierig, suchen Alternativen zur Wegwerfgesellschaft.» Dabei seien längst nicht nur Hipsters angesprochen. Auch Familien könnten zu Zero Wastern werden. «Stoffwindeln bieten beispielsweise eine gute Alternative zu Pampers.» Sie sind – wie andere Hygieneartikel auch – im «Foifi» erhältlich.

Besonders praktisch und eine echte Alternative zu Cellophan und Alufolie sind die Bienenwachstücher in verschiedenen Grössen. Damit lassen sich Sandwiches verpacken oder angefangene Lebensmittel im Kühlschrank aufbewahren.

Der Nerv der Zeit
Mittlerweile hat mit dem «Chez Mamie» am Schaffhauserplatz ein zweiter Zero-Waste-Laden in der Stadt geöffnet. Auch in Winterthur und Bülach gibt es unterdessen je einen. Überhaupt schiessen die abfallfreien Läden derzeit in allen Schweizer Städten wie Pilze aus dem Boden. Als Konkurrenz empfindet Welschinger das nicht. Im Gegenteil: «Es hat Platz für alle.» Sie ist überzeugt davon, dass in zwanzig Jahren nur noch so eingekauft wird. «Zero-Waste ist eine extrem positive Bewegung.» Denn nicht der Verzicht stehe im Vordergrund. Viel mehr gehe es darum, Verantwortung zu übernehmen und die eigenen Gewohnheiten in Frage zu stellen (siehe unten). Welschinger ist keine Aktivistin. Sie will nicht verurteilen, sondern andere zu einem bewussten Konsum ermuntern. Und das mache auch Spass. «Wer einmal anfängt, kann damit garantiert nicht mehr aufhören.»

Sandra Hohendahl-Tesch / reformiert. / 4. Mai 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Unsere Empfehlungen

69-Jährige im neuen Look

69-Jährige im neuen Look

Das «Wort zum Sonntag» gehört zu den ältesten Sendungen von SRF. Jetzt wurde ihr Auftritt optisch überarbeitet. Über die alte Sendung in neuem Glanz.