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«Wir empfehlen eine Stunde pro Altersjahr und Woche»

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27.06.2017
Permanent am PC oder am Handy. Das sorgt in vielen Familien für Diskussionen und Streit. Inzwischen ist dies auch den Anbietern bewusst. Giorgio Macaluso, Medienpädagoge und Medientrainer bei Swisscom, besucht Familien, um zu helfen.

Swisscom berät Eltern und Schulen in Bezug auf den Umgang mit Handy, Internet und anderen sozialen Medien. Sind die Sozialen Medien heute so ein Problem?

Nein, aber Kinder und Jugendliche müssen im Umgang mit neuen Medien begleitet und sensibilisiert werden. Es ist wichtig, dass Jugendliche ihre Medienkompetenz entwickeln. Setzt und nutzt man soziale Medien richtig, so bieten sich viele spannende Möglichkeiten. Swisscom versucht in den Kursen, den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang zu vermitteln – mit Erklärungen und durch praktische, dem Alter des Kindes angepasste Erfahrungen. Beispiel: Kinder dürfen nicht in Autos von fremden Personen einsteigen. Somit ist es auch richtig, nicht mit fremden Personen zu chatten oder sich mit diesen zu treffen.

Sie und Ihre Kollegen kommen sogar zu den Familien nach Hause und beraten sie. Was sind die häufigsten Schwierigkeiten, die Sie dort antreffen?

Wir werden immer wieder gefragt, wie viel Internet oder Handygebrauch soll es denn sein und wie kann ich kontrollieren, was meine Kinder machen? Hier ist es wichtig, dass Eltern den Dialog mit ihren Kindern suchen, klare Grenzen setzen, aber im Gespräch bleiben. Sie sollen für ihre Kinder eine Anlaufstelle bei Fragen sein.

Sollte man den PC und das Handy der Kinder überwachen? Wie sollte man konkret vorgehen, ohne übergriffig zu werden?

Die Gespräche mit den Kindern sind der wichtigste Teil. Es ist wichtig, dass Eltern verstehen, aus welchen Gründen ihre Kinder so gerne gamen und chatten. Eltern sollten sich bewusst sein, dass ein hundertprozentiger Schutz rein technisch nicht möglich ist. Die Begleitung und das Verstehen der Kinder und Jugendlichen ist der bessere Weg, um die Kinder zu einem vernünftigen Umgang zu erziehen. In jeder Familie sollte es alternativ zu den Handys und Tablets Familien- und Gesellschaftsspiele geben.

Gibt es heute zu viele ängstliche Helikoptereltern, die per Handy den Alltag ihrer Kinder überwachen?

Es gibt ängstlichere und weniger ängstliche Eltern. In den Schulungen von Swisscom vermitteln wir wichtige Regeln, die einen angepassten Umgang mit den Medien erlauben. Es ist wichtig, dass sich Eltern mit den Fragen rund um die Mediennutzung ihrer Kinder auseinandersetzen und dass dies zu Hause und in den Schulen thematisiert wird.

Ein anderer Konfliktherd: Das Handy ist permanent präsent. Vor kurzem stellte eine Studie fest, dass gerade Kinder darunter leiden, wenn ihre Eltern dauernd auf das Display starren.

Auch wir Erwachsene müssen unseren Medienkonsum immer wieder reflektieren. Wir sind Vorbilder für unsere Kinder und ein bewusster Umgang ist darum wichtig. Es empfiehlt sich beispielsweise, das Essen am Tisch zur Handy-freien Zeit zu erklären.

Ist damit nicht der Familienkrach vorprogrammiert?

Nein. Klare Regeln helfen sicher, nur sollten sie dann für alle gelten und die Eltern mit gutem Beispiel vorangehen. Ja, es empfiehlt sich, während des Essens die Handys abzuschalten und wegzulegen. Ein bewährtes Spiel ist zum Beispiel der «Handy-Stapel». Alle Handys werden während des Essens aufeinandergestapelt. Wer sein Handy vorher wegnimmt, muss den Abwasch machen.

Sind Eltern im Umgang mit den Sozialen Medien schlechte Vorbilder? Oftmals sitzt beispielsweise der Vater am Abend stundenlang im Netz.

Nein. Selbstverständlich gibt es viele Eltern, die ein gutes Vorbild sind. Andere müssen sich noch mehr bewusst werden, dass nur durch eine reflektierte Nutzung ein angenehmes Zusammenspiel zwischen Eltern, Kindern und digitalen Geräten möglich ist. Wir dürfen die neuen Medien und Kommunikationsmittel nicht verteufeln, wir brauchen nur einen guten Umgang, dann sind sie sehr hilfreich und erleichtern unser Leben massiv. Das richtige Mass ist wie bei allem wichtig.

Wie viele Stunden im Netz sind eigentlich noch gesund? Gibt es für Kinder und Jugendliche eine Grenze?

Wir empfehlen eine Stunde pro Altersjahr und Woche.

Interview: Tilmann Zuber, Kirchenbote, 27. Juni 2017

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