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Damit die Work-Life-Balance funktioniert

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17.11.2017
Die Zürcher «streetchurch» wurde mit dem kantonalen «Prix Balance» ausgezeichnet. Ihre Angestellten sind der Ansicht, dass sie Beruf und Privatleben gut vereinbaren können.

«Überrascht und erfreut» sei er über die Auszeichnung, sagt Philipp Nussbaumer, Geschäftsführer der «streetchurch». Ende Oktober durfte er den «Prix Balance» des Kantons Zürich entgegennehmen. Ausgezeichnet werden Arbeitgebende, die zeitgemässe und innovative Angebote zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben einsetzen.

«Die ‚streetchurch’ hat mitgemacht, weil wir uns eine Standortbestimmung versprachen, wie gut sich in unserer Organisation Beruf und Familie vereinbaren lassen», sagt Nussbaumer. «Dass wir gleich gewinnen, kam unerwartet.»

Harte Konkurrenz
Die «streetchurch» wird vom reformierten Stadtverband Zürich getragen und bietet jungen Menschen im multikulturellen Umfeld der Stadt Zürich soziale Integrationsprojekte sowie kirchliche und gemeinschaftliche Angebote. Sie beschäftigt ein insgesamt 25-köpfiges interdisziplinäres Team aus Sozialarbeiterinnen, Diakonen, Psychologinnen, Theologen und Auszubildenden. Mit dem «Prix Balance» ausgezeichnet wurde sie in der Kategorie NGOs und steht so neben ebenfalls prämierten Grossfirmen wie «Hilti» oder «Sonova». Die «streetchurch» habe sich gegen «eine harte Konkurrenz von Non-Profit-Unternehmen und Organisationen der öffentlichen Verwaltung» durchgesetzt, sagt Helena Trachsel, Leiterin der kantonalen Fachstelle für Gleichstellung.

Familie und Job
Der Prix Balance basiert auf einer Mitarbeiterbefragung: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der total fünfzig Unternehmen, die sich für den Preis bewarben, füllten einen Online-Fragebogen aus, der anschliessend von dem vom Kanton beauftragten Beratungsinstitut für Arbeitsplatzqualität «Great Place To Work» ausgewertet wurde. Die Angestellten der «streetchurch» sind demnach der Ansicht, dass sie Beruf und Privatleben gut vereinbaren können. Dazu trägt die Möglichkeit der Teilzeitarbeit bei – zehn von zwölf Angestellten und vier von acht Führungskräften arbeiten weniger als neunzig Prozent. Neue Stellen werden mit flexiblem Pensum ausgeschrieben. Und nebst fünf Wochen Ferien gewährt die «streetchurch» Angestellten mit Kindern während der Schulferien zusätzlich Freiraum.

Flexibilität und Freiraum
Das Unternehmen thematisiere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei den Mitarbeitenden ganz gezielt, erklärt Geschäftsführer Nussbaumer. Denn weil die «streetchurch» verlässlich für die Jugendlichen mit sozialen und psychischen Schwierigkeiten da sein wolle, sei die Balance zuweilen schwierig. «Manchmal macht man um 22 Uhr noch ein Telefon, dafür kompensiert man während der Schulferien.» Ein Jahres-Arbeitszeit-Modell bietet hierfür die Grundlage.
Nussbaumer selbst arbeitet hundert Prozent und hat drei kleine Kinder. «Ich profitiere selbst auch von einem gewissen Freiraum. Ich habe viele Termine am Abend, habe dafür einen fixen Papi-Morgen und kann während der Schulferien mit den Kindern auch mal in den Zoo.» Nussbaumer betont, eine gute Absprache im Team sei dafür sehr wichtig. Und: «Alle Mitarbeitenden ziehen am gleichen Strick, sonst würde es nicht gehen.» 

Urlaub für Väter und Mütter
Gerade bei lokalen Kleinunternehmen sei punkto Vereinbarkeit sehr viel möglich, betont Helena Trachsel. Damit ein Job familientauglich sei, ist die Vertrauensarbeitszeit wichtig. Das bedeutet, dass der Arbeitnehmer seine Aufgaben erledigen muss, aber aufgrund der Bedürfnisse seiner Familie ein Stück weit selber entscheiden kann, wann. Dieses Modell ist heute jedoch erst in wenigen Betrieben eingeführt. Und es sei etwa in der Bau- oder Gastrobranche sehr viel schwieriger umzusetzen als bei Büro-Jobs, räumt Trachsel ein. Mit zusätzlichen Massnahmen könnten Arbeitgeber die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ebenfalls fördern: Etwa, indem sowohl Mütter wie Väter Elternurlaub erhielten, oder indem Mitarbeitende sich via Arbeitgeber über Entlastungsangebote beraten lassen könnten.

Philipp Nussbaumer von der «streetchurch» glaubt, dass der «Prix Balance», bei dem kein Preisgeld vergeben wird, seiner Organisation etwas bringt. «Er ist so etwas wie ein Qualitätslabel und wird uns bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden helfen.»

Sabine Schüpbach, reformiert.info, 17. November 2017

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