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«Oft ist ein Neuanfang möglich»

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16.03.2018
Männer haben vermehrt das Bedürfnis, an Beziehungen zu arbeiten. Das sagt Samuel Jakob, der die Zürcher Paarberatung lange Jahre geleitet hat.

Herr Jakob, was hat sich in den all den Jahren, in denen Sie die Paarberatungen strategisch begleiten,  inhaltlich verändert?
Heute melden sich vermehrt auch Männer, wenn es auch immer noch viel mehr Frauen sind, die das Bedürfnis haben, an ihrer Beziehung zu arbeiten.

Denken Sie, dass eine Paarberatung auch im Jahr 2018 noch ein Tabu ist?
Es ist längst keine Selbstverständlichkeit, eine Beratung anzugehen. Es gibt viele Paare, die ihre Beziehung anders zu kitten versuchen, zum Beispiel mit einer grossen Reise. Viele kommen leider erst, wenn es schon zu spät ist. Die Beratungszahlen sind aber im zweiten Jahr nach der Reorganisation bereits von 7’200 auf 8’500 Stunden gestiegen. Zweidrittel der Paare meldet sich für eine Paarberatung; rund ein Drittel beansprucht eine Mediation. Sie bietet sich an für Paare, die nicht mehr weiterfahren wollen.

Gelingt es vielen Paaren dank einer Beratung ihre Beziehung zu retten?
Da würde ich mich aus dem Fenster lehnen. Hierzu gibt es leider keine verlässlichen Zahlen. Aber es ist sicher ein Gewinn der Reorganisation der Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich, dass wir nun gemeinsam auswerten können, was wir erreichen. Und es zeigt sich: Es gibt wirklich sehr viele Paare, denen eine Beratung zu einem Neustart verhilft. Oft verbessert sich die Kommunikation und diese ist für eine gute Beziehung zentral. Aber wir alle wissen: Beziehung ist etwas vom Anspruchsvollsten.

Warum ist es wichtig, dass die Kirche ein Angebot wie die Paarberatung finanziert?
Andauernde Konflikte und Krisen stellen eine grosse Belastung für die Partner dar. Eine unglückliche Beziehung betrifft zudem das ganze «System», Kinder, Verwandte und Freunde. Es ist daher für alle Menschen wichtig, in solchen Situationen und losgelöst von wirtschaftlichen Verhältnissen, fachliche und professionelle Unterstützung zu erhalten. Die Kirche nimmt diesen Auftrag wohl ernst, weil ihre Existenz auch auf Beziehung beruht. Was ist Liebe? Wie lernen wir Vertrauen? Warum Neubeginn und Entwicklung? All diese Fragen sind auch für die Kirche wichtig.

Dann ist eine Paarberatung oder eine Meditation fĂĽr jedes Budget erschwinglich?
Die Beiträge der Kirchen und die Subvention des Kantons Zürich ermässigen die Tarife stark. Mit einem steuerbaren Einkommen bis 38’400 Franken kostet eine Sitzung nur 60 Franken. Ab 120’000 Franken bezahlt man den vollen Tarif von 200 Franken. Insgesamt betragen die Beratungseinnahmen weniger als 50 Prozent, mehr als die Hälfte wird durch Kirchengelder finanziert..

Haben es religiöse Paare in ihrer Beziehung einfacher als nicht-religiöse?
Wenn wir heute sehen, wie verschieden Religion gelebt wird, ist diese Frage zu einfach gestellt. Unsere Beratungsstellen stehen allen Menschen offen. Studienergebnisse weisen jedoch immer wieder darauf hin, dass die Beziehung von Paaren, die sich im gemeinsamen Glauben verbunden wissen, stabiler ist.

Was denken Sie sind die drei wichtigsten Stichworte fĂĽr eine gelingende Paarbeziehung?
Kommunikation, Neugier und Sexualität. Sie sind auch die grossen Herausforderungen einer Beziehung. Wie bekannt, ist sexuelle Unlust ein Phänomen der letzten Jahre. Neue Impulse wie das «PaarImPuls»-Angebot «Let’s dance…» laden ein, Erotik im weitesten Sinne wieder zu entdecken und die Beziehung zu stärken.

Sandra Hohendahl-Tesch, reformiert.info, 16. März 2018

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