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Den Lebensabend in der Schweiz verbringen

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07.02.2017
Immer mehr ältere Menschen mit Migrationshintergrund leben in der Schweiz. Der Dokumentarfilm «Wir bleiben» will Fachleute und Institutionen für einen besseren Umgang mit älteren Migranten sensibilisieren.

Francesco Calandra ist 91-jährig. Er kam als junger Mann in die Schweiz, um in einer Fabrik zu arbeiten. Heute lebt der gebürtige Italiener in der mediterranen Abteilung im Zürcher Pflegezentrum Erlenhof. Dort sprechen sowohl alle zwanzig Bewohnerinnen und Bewohner, wie auch das ganze Pflegefachpersonal Italienisch und Spanisch. Das mediterrane Lebensgefühl wird etwa auf der «Piazza» weitergelebt, wo man sich auf einen Kaffee oder zu Musik trifft und miteinander plaudert.

Francesco Calandra ist einer der Protagonisten des Dokumentarfilmes «Wir bleiben», der die gesundheitliche Situation von älteren Migrantinnen und Migranten beleuchtet. Der im Auftrag des Schweizerischen Roten Kreuzes und des Bundesamtes für Gesundheit entstandene Film will Fachleute und Institutionen für einen bessern Umgang mit älteren Migranten sensibilisieren.

Thema der Zukunft
«Das Thema wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen», findet Ursula Klopfstein, Hausärztin und Dozentin an der Berner Fachhochschule im Studiengang Pflege. Denn bereits Ende 2015 lebten in der Schweiz rund 500 000 Menschen mit Migrationshintergrund, die älter als 50-jährig sind. Die Hausärztin hat ein kleines Pensum in einem Pflegezentrum und beobachtet, dass vor allem bei Demenzpatienten die Erinnerungen von früher eine wichtige Rolle spielen. So würden Patientinnen und Patienten beispielsweise positiv auf Musik reagieren, die sie aus ihrer Kindheit kennen.

In ihrer Praxis hat Ursula Klopfstein immer wieder mit Familien mit Migrationshintergrund zu tun, die viel Verantwortung für ihre hier lebenden Eltern übernehmen: «Sie sorgen möglichst lange für sie zu Hause. Das ist bemerkenswert, aber oft auch eine zusätzliche Belastung für diese Familien, da unsere Gesellschaft anders ausgerichtet ist.» Schon öfters sei Ursula Klopfstein froh um die Hilfe von Kulturvermittlern gewesen, die ihr beispielsweise Empfindlichkeiten anderer Kulturen nähergebracht haben.

In Pflegeheimen spiele immer wieder auch die Religion eine Rolle, beobachtet Ursula Klopfstein. «Der Glaube kann in schwierigen Situationen die Lebensqualität fördern oder Hoffnung geben», weiss die Hausärztin aus Erfahrung. Deshalb empfindet die Bernerin den Einbezug von Spiritual Care oder auch von anderen religiösen Institutionen in der Pflege von älteren Migrantinnen und Migranten eine wichtige Unterstützung.

PC- und Yoga-Kurse
Auch das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz HEKS widmet sich dem Thema Alter und Migration. Das Projekt AltuM – Alter und Migration informiert ältere Migranten ab 55 Jahren über rechtliche, gesundheitliche und soziale Fragestellungen des Älterwerdens, organisiert Informationsveranstaltungen, Tischgespräche und verschiedene Begegnungs- und Bewegunsgmöglichkeiten wie PC- oder Yoga-Kurse. «Ich habe bemerkt, dass insbesondere ältere Migranten mehr Hilfe und Unterstützung brauchen, damit sie wissen, welche Möglichkeiten sie haben, das Leben im Alter zu gestalten», sagt die HEKS-Projektleiterin Aida Kalamujic im Dokumentarfilm «Wir bleiben».

Nicola Mohler / reformiert.info / 7. Februar 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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