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Wie Mohr-Gruber, Luther und Zwingli in den Himmel kamen

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14.11.2017
Freimut Börngen war in der sozialistischen und atheistischen DDR ein Christ. Trotz schwieriger Umstände setzte er den Reformatoren und Geistlichen ein Denkmal, nicht auf der Erde, sondern im Himmel.

An Heiligabend 1818 führten der Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber und der Pfarrvikar Joseph Mohr, in der Kirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg erstmals das Lied «Stille Nacht, heilige Nacht» auf. Mohr hatte den eigenwilligen Text bereits 1816 als Gedicht geschrieben, zwei Jahre später komponierte Gruber dann die Melodie dazu. Weil die Kirchenorgel defekt war, begleitete Gruber diese Uraufführung mit seiner Gitarre.

Heute gilt «Stille Nacht» als das wohl bekannteste Weihnachtslied, dessen Text in mehr als 300 Sprachen übersetzt wurde – sogar ins Arabische. Seit dem Jahre 2011 anerkennt es die Unesco als immaterielles Kulturerbe Österreichs.

Zu den vielen Ehrungen, welche die beiden meist postum erfuhren, gehört auch ein Asteroid, ein kleiner Himmelskörper, der zwischen Mars und Jupiter um die Sonne kreist. Seit 2004 trägt der Asteroid Nr. 65675 offiziell den Namen «Mohr-Gruber». Freimut Börngen entdeckte den etwa sechs Kilometer messenden Kleinplaneten 1989. Der Fachastronom der Sternwarte Tautenburg bei Jena in Deutschland hat mit dem dortigen Zwei-Meter-Teleskop im Laufe seines Berufslebens über 500 neue Kleinplaneten gefunden.

Himmlische Ehre für Bruder Klaus und Reformatoren
Freimut Börngen blieb während der DDR-Zeit entgegen der damals herrschenden Gesellschaftsdoktrin tief in seinem christlichen Glauben verwurzelt.  Nach der Wende nutzte er die Gunst der Zeit und schlug neben Asteroidennamen mit wissenschaftlichen, historischen, geografischen und kulturellen Bezügen auch solche mit religiösem Hintergrund vor. Er achtete dabei nie auf Konfessionen und würdigte auch verschiedene jüdische Persönlichkeiten und Einrichtungen.

So etwa ehrt der Kleinplanet (Nr. 27764) «Von Flüe» den einzigen Schweizer Heiligen, Bruder Klaus aus Flüeli-Ranft. Und gerade im vergangenen März akzeptierte das international zusammengesetzte Komitee, das die Namen von Kleinplaneten beurteilt, den Namensvorschlag für Börngens Asteroiden Nr. 79138: «Mansfeld».  Der Reformator Martin Luther verbrachte in dieser deutschen Stadt im Harz seine Jugend in den Jahren von 1484 bis 1497.

«Wittenberg» und «Wartburg»
Der schon früher benannte Asteroid (Nr. 279723) «Wittenberg» würdigt die wichtigste Wirkungsstätte des Reformators. Und der Kleinplanet (Nr. 5478) «Wartburg» weist auf die Feudalburg nahe der Stadt Eisenach hin, auf die sich Luther unter dem Pseudonym «Junker Jörg» in den Jahren 1521 und 22 zurückzog. Dort übersetzte er in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem altgriechischen Urtext ins Deutsche.

Auch der schweizerische Reformator Huldrych Zwingli (1484–1531) hat mit dem Asteroiden Nr. 7908 den Weg an den Himmel gefunden. Diesen Kleinplaneten entdeckte allerdings ein holländisches Forscherpaar schon im Jahr 1971. Cornelis Johannes und Ingrid van Houten-Groeneveld fanden «Huldrych Zwingli» in Zusammenarbeit mit dem US-Astronomen Tom Gehrels in der berühmten Sternwarte auf dem Mt. Palomar in Kalifornien.

Markus Griesser, kirchenbote-online, 14. November 2017

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