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West- und Osteuropa solidarisch mit nahöstlichen Christen

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28.01.2019
Gäste aus Beirut und Aleppo referierten beim traditionellen Osteuropatag von Heks, der nun eben nicht mehr ein Osteuropatag ist, sondern die Tagung für kirchliche Zusammenarbeit. Und beim Brückenschlag nach Syrien und Libanon engagieren sich auch reformierte Ungarn.

30 Jahre lang lud das Hilfswerk der evangelischen Kirche Schweiz Heks im Januar zum Osteuropatag. Nun bei der 31. Auflage hat sich Name und Format geändert. Die Tagung heisst schlicht «Kirchliche Zusammenarbeit». Denn nun erreicht die kirchliche Partnerschaft von Heks nicht nur Osteuropa. Die Kooperation wurde seit drei Jahren ausgedehnt auf den Libanon und auf Syrien. Der Clou dabei: Nicht nur das Schweizer Hilfswerk Heks, sondern auch der langjährige ungarisch-reformierte Partner beteiligt sich an Projekten im Nahen Osten. Serge Fornerod, verantwortlich für Aussenbeziehungen beim evangelischen Kirchenbund SEK, freut sich darüber, dass sich die «empfangende Kirche Ungarns nun zu einer helfenden und gebenden Kirche» entwickelt habe.

Die Gästeliste der Tagung liess das neue Dreieck der Solidarität aufscheinen: Da fand sich der ökumenische Beauftragte der ungarisch-reformierten Kirche, Balázs Ódor darauf, aber auch die syrische Medizinstudentin Angela Daghalian und Rosangela Jarjour, die Generalsekretärin des Dachverbands der nahöstlichen Kirchen FMEEC. Standhaft sagte die Studentin mit armenischen Wurzeln: «Ich fühle, dass ich mit Syrien verwurzelt bin und hier gebraucht werde.» Vor einem Jahr besuchte die 24-Jährige mit einer christlichen Viererdelegation Ungarn. Damals blieb ein junger Arzt zurück und setzte sich nach Deutschland ab.

Viele sind geflüchtet
Für die junge Frau eine typische Erfahrung: Viele ihrer Freunde und Verwandten sind nach Kanada, Armenien oder Australien geflüchtet. Sie aber bleibt, bringt sich in der Sonntagsschule der protestantisch-armenischen Kirche von Aleppo ein, die von Heks unterstützt wird. Die begeisterte Geigenspielerin unterrichtet auch Kinder in der Musikschule. Momente der Freude an Kinder zu vermitteln, sieht die junge Frau als ihre Lebensaufgabe. Wenn sie im September ihr Medizin-Examen bestanden hat, strebt sie an, Kinderärztin zu werden.

Andererseits weiss Angela Daghalian aus eigener Anschauung: Die Kindheit vieler Buben und Mädchen wurde überschattet vom Verlust nächster Angehöriger und von langen Bombennächten und Hunger. Dies betont auch die FMEEC-Generalsekretärin Rosangela Jarjour. Es sei eine riesige Herausforderung für die Kirchen, traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu helfen. Gerade die Leiterinnen und Leiter des Sonntagsschulprogramms, das Kindern neben Singen und biblischem Erzählen auch Spielen und Basteln anbietet, seien nun für diese psychologischen Auffälligkeiten in speziellen Kursen sensibilisiert worden.

Stipendien für arme Familien
Das andere Standbein der kirchlichen Zusammenarbeit von Heks sind die Stipendien für Kinder aus finanzschwachen Elternhäusern. Da speziell die armenische Gemeinschaft, um ihre Sprache zu bewahren, ihre Kinder in Privatschulen unterrichtet, werden nun Stipendien gefördert. Aber auch arabisch sprechende, muslimische Kinder erhalten Schulgeld-Zuschüsse.

Mittlerweile hat Heks sein Jahresbudget für die nahöstlichen Projekte auf rund 300.000 Franken erhöht. Auch die ungarisch-reformierte Kirche beteiligt sich mit 16'000 Franken am Heks-Programm. Warum macht das Spendengeld einen Umweg über die Schweiz, fragten sich irritiert viele reformierte Ungarn. Balázs Ódor erklärt seine pädagogische Absicht dahinter. Es solle aufzeigen, dass entgegen des regierungsamtlichen Diskurses die Westeuropäer bereits vor Ungarn die Not bedrängter Christen im Nahen Osten erkannt hätten. «Noch wichtiger ist es aber, die Herzen zu öffnen, damit sich unsere Kirchenmitglieder einfühlen in die Situation der Flüchtenden.»

Staatliche Hilfe aus Ungarn
Ódor betonte, dass Heks den Anstoss zu der anfangs komplizierten Partnerschaft zu Syrien gegeben habe. Mittlerweile sei es gelungen, staatliche Hilfsmittel für die syrischen Christen zu akquirieren. Zwei Millionen Franken will die Regierung nun zur Verfügung stellen, die Ungarn selbst gerne als Bollwerk des christlichen Abendlandes darstellt. Eine willkommene und grosse Summe, die weit über die von Heks zur Verfügung stehenden Mittel hinausgehen. Schulbusse, die oft im Krieg zerstört wurden, könnten damit beispielsweise angeschafft werden.

Dass nun auf dem östlich-westlichen Divan auch die reformierten Ungarn Platz genommen haben, provozierte im Publikum die Frage: «Gibt es in Ungarns Regierung auch reformierte Minister?» Viktor Orbán sei selbst ein Reformierter, erklärte Ódor und setzte hinzu: «Es gibt Politiker, die reformiert sind. Aber keine reformierten Politiker, die sich von ihrer Kirche beeinflussen lassen.»

Delf Bucher, reformiert.info, 21. Januar 2019

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