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Kirche sucht den Dialog mit der Bevölkerung

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23.03.2021
Ende Februar hatte die Reformierte Kirche Luzern zur digitalen E-Grossgruppenkonferenz eingeladen. Rund 190 Teilnehmende schalteten sich ein, vom Regierungspräsident, der Präsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz bis zum Konfirmanden. Der Austausch wurde zum Erfolg.

Selten konnte man nach einem kirchlichen Anlass so viel Lob hören. «Danke für den Austausch!», «Spannende Diskussionsrunde», «Hat viel Aufschlussreiches», lautete der Tenor. Mit Recht, denn mit der digitalen Konferenz ging die Luzerner Kantonalkirche neue Wege – und dies mit Erfolg.

Offener Dialog
Doch von Anfang an: «Nicht an den Menschen vorbei, sondern mit den Menschen zusammen.» Mit diesem Motto nimmt die Reformierte Kirche des Kantons Luzern die Revision ihrer bald 20 Jahren alten Kirchenordnung in Angriff. Sie überliess den Diskurs über die Zukunft der Kirche nicht den Experten, sondern lud die Bevölkerung ein, daran teilzunehmen. Nicht nur Reformierte, sondern ebenso Katholiken, Kirchenferne und Angehörige anderer Glaubensrichtungen.

Eine 16-köpfige Spurgruppe hatte im Vorfeld die Themen für die Konferenz erarbeitet. «Wir waren von der Resonanz beeindruckt», sagt Michi Zimmermann, Kommunikationsleiter der Luzerner Kantonalkirche, als sich 190 Interessierte anmeldeten. Diese stammen aus Politik, Kirche, Gesundheitswesen, Sport, Kultur und Bildung. Vertreten waren Erwachsene wie Jugendliche, Luzerner wie Ausserkantonale.

Unter den Gästen befanden sich etliche Prominente wie der Regierungspräsident Reto Wyss, Parlamentspräsidentin Ilfete Fanaj, der Präsident der Zürcher Kantonalkirche Michel Müller und Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz.

Start mit Glockengeläute
Ganz traditionell begann die Tagung mit Glockengeläute. «Die Klänge lösen bei jedem andere Assoziationen aus», eröffnete Synodalratspräsidentin Lilian Bachmann die Tagung. Um all die unterschiedlichen Meinungen, Erfahrungen und Haltungen zusammenzubringen, brauche es den offenen Dialog, sagte Bachmann. Regierungspräsident Reto Wyss und Ilfete Fanaj, Präsidentin des Kantonsrates, betonten in ihrem Grusswort die gemeinsamen Berührungspunkte zwischen Kirche und Staat. Beide setzten sich für das friedliche Zusammenleben ein und das Errichteten von Brücken in der Gesellschaft. Und in der Diakonie leistete die Kirche vieles und ergänzte den Staat.

Die 190 Teilnehmenden erörterten in den anschliessenden Diskussionsrunden Rolle und Funktion der Kirchen in der Gesellschaft. Welches sind die künftigen Aufgaben der Kirche, was ihr Kerngeschäft? Wie kann Kirche attraktiver werden, ohne mit den Traditionen zu brechen? Und wie kann sie die Jungen ansprechen? Dabei zeigte sich rasch, in welchem Spannungsfeld Kirche heute stattfindet. Da treffen die Ansprüche der Jüngeren auf jene der Älteren, Moderne auf Tradition und die Kerngemeinde auf Kirchenferne. Die einen wollen eine offene, aktive Kirchgemeinde, mit viel Veranstaltungen, andere eine Kirche der Spiritualität und Stille, die sich gegen den Zeitgeist stemmt.

Ebenso klar zeigte sich, wie hoch die Erwartungen an die Kirche trotz Rückgang der Mitglieder und Finanzen nach wie vor sind. Die Kirche sollte sich politisch äussern und diakonisch tätig sein. Sie sollte relevant bleiben, dezidiert zu ihren Werten stehen und sich aktiv in die Gesellschaft einschalten, lauteten die Forderungen, hinter die sich die meisten stellen konnten. Und die Pfarrerleute und Behörden stellten erfreut fest, dass sich die meisten trotz leerer Kirchenbänke noch nicht vom Modell Volkskirche verabschiedet haben. Die Ergebnisse werden nun gesammelt und dann am 20. Mai an der E-Ergebniskonferenz präsentiert.

«Die Reformatoren wären stolz auf die Luzerner»
Das Schlusswort hatten die Präsidentinnen der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz und der Reformierten Kantonalkirche Luzern. «Die Reformatoren, die das Priestertum aller Gläubigen postulierten, wären stolz auf die Luzerner», sagte Rita Famos. Hier konnte sich jeder und jede einbringen. Die Verantwortlichen seien das Risiko eingegangen, alle Stimmen, auch fremde, in den Diskurs einzubeziehen. Das habe sich gelohnt. Es habe sie hoffnungsvoll gestimmt, wie die Leute die Kirche aufgefordert habe, ihre «Box» zu verlassen und in die Gesellschaft hineinzuwirken. Die Kirche sei vielschichtig und in der Gesellschaft, erklärte Lilian Bachmann. Diese Offenheit zeichne die Reformierten als Volkskirche aus. «Kirche ist da, wo die Menschen sind. Sie will mit den Menschen unterwegs sein.»

Tilmann Zuber, Statements zusammengetragen von Carmen Schirm

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