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Corona-Impfung zu Orgelklängen

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21.05.2021
Der Offene St. Jakob in Zürich verwandelt sich einmal pro Woche in ein Impfzentrum der Notfallpraxis «Medix». Die Patienten schätzen die zentrale Lage und die angenehme Atmosphäre.

Es ist noch früh an diesem Mittwochmorgen. Es regnet, und im Park vor der Zürcher St. Jakob Kirche bilden sich erste Pfützen. Trotzdem herrscht um 9 Uhr schon ungewohnt viel Betriebsamkeit in der Kirche. Eine Handvoll Menschen steht vor dem Eingang an, mit Masken und 1,5 Metern Sicherheitsabstand. Sie haben Ihre Handys gezückt für den alles entscheidenden QR-Code. Sie sind nicht hier für Yoga, Meditation oder einen Gottesdienst, sondern für ihre Corona-Impfung. 

Der Offene St. Jakob hat sich an diesem Tag in ein Impfzentrum verwandelt. Betrieben wird es von der «Medix»-Notfallpraxis, die ihre Räumlichkeiten auf der anderen Strassenseite hat. 300 Menschen erhalten an einem Tag die Spritze, die vor Covid-19 schützt. Bis zu 500 Patienten könnten es werden, wenn der Impfstoff nicht so knapp wäre, sagt «Medix»-Arzt Jürg Leuthard. Geimpft wird jeweils nur am Mittwoch. Der Kirchenraum sei ideal, viel Platz, eine angenehme ruhige Atmosphäre, sagt Leuthard. «Eine Kirche ist ein sicherer Ort, das hilft auch Menschen, die Angst vor der Spritze haben.»

Kirchenkreiskommission entschied einstimmig
Leuthard hat die Zusammenarbeit mit dem St. Jakob angeregt, sie läuft im Rahmen der Impfaktion von «Medix Zürich». Bereits im Januar fragte er bei der Kirchgemeinde der Stadt Zürich an. Die Mitarbeiter des Kirchenkreises vier fünf und das Praxispersonal von «Medix» kennen sich. «Wenn Randständige oder Besucher der Kirche gesundheitliche Probleme haben, bringen wir sie häufig in die Praxis», sagt Pfarrer Patrick Schwarzenbach. «Nun tragen wir etwas zur Impfkampagne bei.» 

Die Kirchenkreiskommission vier fünf ging auf Leuthards Anfrage einstimmig ein. Und die Kirchenpflege informierte auch andere Kirchenkreise über das Konzept, falls sie Anfragen von Arztpraxen bekämen. Mit der Impfaktion zeige die Kirche, dass sie ganz pragmatisch Hand bieten wolle, sagt Betriebsleiterin Petra Wälti. «Und die Menschen fühlen sich wohl hier, geniessen die Stimmung im Kirchenraum, manche zünden noch eine Kerze an.» Die Miete, die «Medix» für die Kirche zahlt, fliesst der Herberge für geflüchtete Frauen zu, einem sozialen Wohnprojekt der Kirchgemeinde.

Vorbild Grossbritannien
Mit der Aktion steht der Offene St. Jakob nicht alleine da, auch in anderen Ländern gibt es Impfzentren in Kirchen. Wälti und Schwarzenbach verweisen auf England, wo Londoner gar in der berühmten Westminster Abbey geimpft werden. 

Im St. Jakob nehmen die Impfwilligen nach dem Check-In auf den Holzbänken im hinteren Teil der Kirche Platz, dann werden sie von den Ärzten oder Ärztinnen in eine von vier Impfkabinen gerufen, die durch Raumteiler abgetrennt sind.  In der Mitte des Kirchenraumes stehen in grossen Abständen Stühle, nach der Spritze müssen die Patienten sicherheitshalber noch 20 Minuten warten. Ab und an gibt es gratis ein Orgelkonzert – auf Initiative von Organist Sacha Rüegg. 

In der Tradition der Spitalseelsorge
Auch die Pfarrschaft schaut an den Impftagen regelmässig in der Kirche vorbei. Bei Bedarf sei so ein spontanes Seelsorgegespräch möglich, sagt Schwarzenbach. «Denn eine Impfung berührt auch existenzielle Fragen zu Krankheit oder Schutz.» Die Pfarrpersonen sehen sich mit Blick auf die Impftage in der Tradition der Spitalseelsorger.

Zum Schluss gibt es noch einen Eintrag in den Impfpass, dann geht es zum Seitenausgang hinaus. Ein junger Mann in Jeans und Sneakern tritt durch die Tür. «Super entspannt» sei die Impfung gewesen. «Und sehr speziell, weil es so gar kein klinisches Ambiente war.»

Cornelia Krause, reformiert.info

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