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Missionsbotschafter aus Afrika

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28.06.2016
Seit zwei Jahren arbeitet Richard Offei aus Ghana als Jugendkoordinator seines Kontinents für Mission 21. Nicht Hoffnungslosigkeit spricht aus ihm, sondern die Einsicht, dass die Kirche für Verbesserungen kämpfen muss – auch politisch.

«Zu Hause ist es am besten.» Der dies sagt, ist kein wohlstandsverwöhnter Europäer, sondern: Richard Offei (31), Jugendkoordinator der «Africa Continental Assembly» von Mission 21. Obwohl es Jugendlichen in Afrika an Problemen nicht mangelt, ist er überzeugt, dass es keinen besseren Platz auf der Welt gibt als das eigene Zuhause. Die meisten Leute würden in Afrika bleiben, hätten sie nur eine Perspektive in ihrem Leben. Arbeitslosigkeit, Umweltprobleme und Aids/ HIV sowie Gewalt und Konflikte er- schweren den Jugendlichen eine gute Zukunft. Möglichen Verbesserungen unter anderem im Bildungssystem stünde aber die Korruption entgegen. «Viele Probleme in Afrika sind eine Frage des Leadership, der Führung», so Offei. Doch dass viele Jugendliche in seiner Heimat ihre Zukunft in Europa sehen, liege nicht nur an ihrer Perspektivenlosigkeit, sondern an einem verzerrten Europabild. In den Medien werde ihnen «ein Europa voller Geld und Jobs verheissen», die zu erwartenden Schwierigkeiten indes verschwiegen. Deshalb stehen für Offei Bestrebungen im Mittelpunkt, dass Bildung, Erziehung und Information verbessert werden müssten.

Kontinentale Vernetzung dank social Media
Als Jugendkoordinator arbeitet er daran, die jungen Menschen in Ghana und in weiten Teilen Afrikas zu vernetzen. Dabei setzt er auf Social Media, beispielsweise auf die Facebook-Gruppe «ACA-Youth-Desk» sowie eine WhatsApp-Gruppe. «Das ist viel effektiver als Mails zu verschicken, weil wir so die Jugendlichen direkt erreichen.» Social Media macht wett, dass meist das Geld fehle, um sich vor Ort treffen zu können. Dank Facebook und Co. können auch Verbindungen in Gebiete hergestellt werden, die von Boko Haram dominiert werden oder wo kriegerische Auseinandersetzungen herrschen wie im Südsudan oder dem Kongo. Den Nutzen des Austauschs zwischen den Jugendlichen verschiedener Länder sieht Richard Offrei darin, die eigenen Stärken zu erkennen und die jungen Menschen anzuspornen, gegen die Perspektivenlosigkeit anzukämpfen. Gerade in den Kirchen, auch politisch. «Ich würde nicht abstreiten, auch Politiker zu sein», sagt Offei, «unsere Kirche führt zum Beispiel mehr und bessere Schulen als der Staat. Die Kirche sollte schon allein aus Eigeninteresse das Land und die Gesellschaft auch politisch mitgestalten und prä- gen.» Und dann folgt ein Nachsatz, der die heikle politische Lage in vielen afrikanischen Ländern aufzeigt und berücksichtigt: «Es muss mit Vorsicht geschehen.» In wenigen Tagen wird Richard Offei nach Ghana zu seiner Frau und seiner Tochter zurückkehren, die kurz vor dem Abflug zur Welt kam. Mit einem Taxi raste Offei vom Flughafen noch schnell ins Spital, um seine Tochter in den Armen halten und ein Foto von ihr mit auf die Reise nehmen zu können. Seine Zukunfts-Perspektive zu Hause sind seine Familie und seine baldige Ausbildung zum Presbyter. Für ihn selbst gilt, was er sagt: «Zu Hause ist es am besten.»

Franz Osswald

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