Vor 50 Jahren herrschte im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Schweiz Aufbruchsstimmung: Reformierte und Katholiken rückten näher zusammen, die Taufe wurde gegenseitig anerkannt, Brautleute konnten endlich ökumenisch heiraten.
Dieser Aufbruch war die Geburtsstunde der ersten ökumenischen Kirche der Schweiz, die in den 1970er-Jahren in Flüh gebaut wurde. Der Wunsch nach einer eigenen Kapelle oder Kirche bestand in Flüh seit über 100 Jahren. Damals gab es noch keinen guten Weg ins benachbarte Mariastein. «Der Steinrain war steil, holprig und im Winter oft vereist», schreibt Armin Mettler, ehemaliger Pfarrer in Flüh, in der Jubiläumsschrift.
1931 begann der damalige Pfarrer von Hofstetten einen Baufonds zu öffnen. Als in den 1950er-Jahren in Flüh ein Schulhaus gebaut wurde, fanden die Gottesdienste der Reformierten und der Katholiken in der neuen Turnhalle eine Heimat. Ob es der Sport oder die Zeit war, jedenfalls bewegten sich die beiden Kirchgemeinden aufeinander zu.
So sehr, dass 1966 eine Kommission für einen gemeinsamen Bau für beide Konfessionen gegründet wurde. 1971 stimmte die katholische Kirchgemeinde Hofstetten-Flüh dem Projekt mit grosser Mehrheit zu. Wohl auch deshalb, weil erstmals Frauen stimmberechtigt waren. Am 20. Januar 1974 wurde die Ökumenische Kirche Flüh eingeweiht. Die Kirche erhielt als Patron den Heiligen Geist, den Geist der Einheit. In den vergangenen 50 Jahren wurden etliche Veranstaltungen gemeinsam durchgeführt. Ökumene ist heute im Leimental selbstverständlich. Und doch ist die Ökumenische Kirche Flüh etwas Einzigartiges, sodass sie viele Besucherinnen und Besucher aus der ferneren Region anzieht.
Einzigartig sind auch die Fenster in Blau- und Gelbtönen, die der Pop-Art-Künstler Samuel Buri im hohen Alter gestaltet hat. Sie greifen die Erzählung vom himmlischen Manna auf, das das Volk Israel in der Wüste sättigte. Was könnte eine Kirche mehr verheissen?
50 Jahre Ökumenische Kirche Flüh