75 Jahre Erklärung der Menschenrechte
Am 10. Dezember 1948 verlas Eleanor Roosevelt vor den Vereinten Nationen in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Es war ein erhebender Moment, der hoffnungsvoll in die Zukunft wies. Endlich konnte die Welt die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs hinter sich lassen. – So die Hoffnung.
75 Jahre später in der Klosterkirche Olten: Anlässlich des Menschenrechtstags fanden sich rund 90 Besucherinnen und Besucher im Gotteshaus ein. Auffallend viele Migranten sassen in den Kirchenbänken. Als Gäste waren die Autorin Rebekka Salm, Nationalrat Felix Wettstein und der Journalist Itibar aus Aserbaidschan eingeladen.
Recht auf Staatsangehörigkeit
Rebekka Salm erinnerte daran, wie wenig man von etwas wisse, wenn man nicht davon betroffen sei. Das gelte gerade für die Menschenrechte und deren Verletzungen. Die wenigsten wüssten, dass dazu das Recht auf Meinungs- und Religionsfreiheit, das Recht auf Leben oder das Recht auf eine Staatsangehörigkeit zählten. Trotzdem hätten heute 4,5 Millionen Menschen keinen Pass und könnten weder reisen noch wählen. Umso dringlicher sei es, sich um die Menschenrechte zu kümmern.
Das verdeutlichte der Bericht von Itibar. Der Journalist lebt heute als Flüchtling in der Schweiz. In seiner Heimat Aserbaidschan gebe es keine Meinungsfreiheit. Die Herrscherfamilie Aliyev unterdrücke jegliche Opposition. Der Staat verfolge Dissidenten und Journalisten, die Arbeit des Europarates und von Menschenrechtsorganisationen werde systematisch behindert. Itibar selbst wurde verhaftet und im Gefängnis gefoltert. Mit Gewalt und Unterdrückung wolle sich der Familienclan an der Macht halten, so Itibar. Und die Welt schaue tatenlos zu.
Ungleiche Verteilung
Felix Wettstein erklärte, dass heute soziale Ungerechtigkeit die Menschenrechte gefährde. Die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander, erklärte der Nationalrat. Die ungleiche Verteilung des Reichtums bedrohe die Niederlassungsfreiheit und das Recht auf Wohlfahrt. Sozial Schwache könnten sich heute nicht mehr aussuchen, wo sie leben wollten. «Die hohen Krankenkassenprämien treffen die Ärmsten am härtesten. Und bei der Pisa-Studie schneiden die Kinder aus finanzschwachen Familien schlechter ab.» Leider fänden diese Themen in Bundesbern wenig Beachtung, erklärte Wettstein.
In Stille gedachten die Besucher der Opfer von Folter und Verfolgung und zündeten vor dem Altar Kerzen an. Hinten in der Kirche lagen Petitionsbögen zur Unterschrift auf. Die Aktion Christinnen und Christen gegen die Folter (ACAT) ruft da zum Protest gegen die Todesstrafe für Jugendliche in Saudi-Arabien auf.
75 Jahre Erklärung der Menschenrechte