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«Eine schnelle Taufe gibt es bei mir nicht»

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01.02.2019
Drei iranische Flüchtlinge wollten sich taufen lassen. Einer hielt der Prüfung des Einsiedler Pfarrers nicht stand.

Als das Ehepaar aus dem Iran nach Biberbrugg im Kanton Schwyz kam, war tiefster Winter. Beide um die dreissig, gebildet, wurden im Dezember 2017 in das Durchgangslager vor Ort gebracht. Die beruflichen und politischen Aktivitäten des Ehemanns hatten dazu geführt, dass er im Iran polizeilich gesucht wurde. Innert Stunden musste das Paar seine Wohnung verlassen. Und das Heimatland. Ihr Ziel war Kanada. Doch auf dem Weg dorthin, mit Zwischenstopp in Italien, wurde die Flucht der beiden gestoppt. Schlepper hatten ihnen falsche Pässe ausgestellt, die den Beamten am Zürcher Flughafen auffielen.

In Biberbrugg gestrandet, lernten sie einen Iraner kennen, der ihnen vorschlug, den örtlichen Pfarrer zu besuchen. So standen sie eines Morgens zu dritt vor der Tür von Urs Jäger, zu dessen Gemeinde Biberbrugg gehört. «Sie erzählten mir, dass sie sich für den christlichen Glauben interessieren», erinnert sich der Pfarrer von Einsiedeln. In der Folge lud er die drei zu einem christlichen Glaubensgrundkurs ein. Diesen hielt er einmal in der Woche in Englisch. Zum vertieften Studium gab es für jeden eine Bibel. Ebenfalls auf Englisch.

Abschiebung nach Italien
Es stellte sich bald heraus, dass das Interesse nicht bei allen gleich vorhanden war. «Das Ehepaar zeigte mehr als oberflächliches Engagement», erinnert sich Urs Jäger. «Beide stellten kritische Fragen, sie diskutierten gerne und intensiv über verschiedene Glaubensinhalte, die sie beschäftigen.» Der Dritte hingegen hatte mehr Interesse an der Frage, wann er zur Taufe zugelassen würde. «Ich hatte den Verdacht, er war auf eine schnelle Taufe aus, um sein Asylverfahren zu vereinfachen», sagt Jäger. «Ich lasse mich nicht instrumentalisieren.»

Doch mit Urs Jäger war er an den Falschen geraten. «Ich machte ihm deutlich, dass es bei mir keine schnelle Taufe gibt.» Zudem würden frisch vom Islam zum Christentum konvertierte Asylbewerber gern im Verdacht stehen, das Asylverfahren mit der Bekehrung positiv beeinflussen zu wollen. Das löse Misstrauen aus. Diese Aussagen reichten. Kurz darauf verliess der Iraner den Kurs. «Er wandte sich geradewegs einer anderen Glaubensgemeinschaft zu», erinnert sich Urs Jäger.

Spenden aus Einsiedeln
Um sicher zu gehen, ob das Interesse der anderen auch wirklich echt ist, erklärte er ihnen das Gleiche. Das Paar liess sich davon nicht abhalten. Die beiden besuchten weiter den Kurs. Doch bevor es zu einer Taufe kam, wurden die zwei nach Italien abgeschoben. Denn gemäss dem Dublin-Abkommen ist jenes Land für Flüchtlinge zuständig, in dem diese als Erstes eingereist sind. In Italien angekommen, stand das Paar auf der Strasse. «Die staatlichen Aufnahmezentren lehnten sie mit der Begründung ab, sie seien besetzt, die Finanzierung sei im Moment aufgrund innenpolitischer Querelen blockiert», erzählt Jäger.

Am Ende kam das Paar bei den Waldensern unter, einer kleinen protestantischen Kirche in Italien, die selbst Flüchtlingshilfe betreibt. Dank einem Spendenaufruf, den Urs Jäger via Website lancierte, konnte das Paar im Patronatsprogramm untergebracht werden. Seit Mai 2017 überweist er monatlich 780 Euro. 300 Euro gehen an das Paar für Essen, Kleidung, Mobile und anderes, 480 Euro gehen an die Waldenser für die Unterkunft. Bei den Waldensern betrieb das Paar weiter ihr Bibelstudium.

Vor einem Jahr baten sie Urs Jäger um die Taufe. Der Pfarrer reiste nach Italien zu einer «sehr berührenden Taufe», wie er sagt, die wohl auch als Dankbarkeit gegenüber den Christen erfolgte, die sich ihrer angenommen haben, hier und in Italien. Die Unterstützung soll noch bis zum Asylentscheid laufen, der in den nächsten Wochen erwartet wird.

Carmen Schirm-Gasser, kirchenbote-online, 1. Februar 2019

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