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Erfolgreicher Glaubenskurs

«All you need is Luv»

von Noemi Harnickell
min
27.12.2024
Vor einem Jahr fand in Pratteln zum ersten Mal der Glaubenskurs «Luv» statt. Veranstalterin Judith Borter blickt auf den Erfolg zurück und erklärt, warum die Erwachsenenbildung neue Gefässe braucht.

Luv, das ist Seemannssprache für «die dem Wind zugewandte Seite». Der altnordische Begriff «lofi», von dem sich Luv ableitet, bezeichnete ein flaches, gegen den Wind ausgesetztes Hilfsruder. Und genau da setzt auch Luv, der Kurs, an: Die Teilnehmenden werden eingeladen, die Windrichtung ihres Lebens zu entdecken und ihre Segel entsprechend neu zu setzen.

Gastfreundschaft und Vertrautheit

Luv ist eine Reise, die in sechs Etappen gegangen wird. Jede Etappe steht unter einem Motto: Münze. Buch. Brücke. Die Münze zum Beispiel steht für Prägung und die Frage nach den Spuren, die Menschen und Ereignisse in uns hinterlassen haben. Im Kreis bekommen alle Teilnehmenden die Gelegenheit, aus ihrem Leben zu erzählen. Dabei ist die Redezeit auf drei Minuten beschränkt. «Für manche Teilnehmenden war es herausfordernd, ganze drei Minuten reden zu müssen», erinnert sich Teilnehmerin Isabell Vögtli. «Für andere dagegen war es herausfordernd, nur drei Minuten zu sprechen!»

Abgerundet werden die Kurseinheiten zudem mit Achtsamkeitsübungen, Kleingruppenarbeiten und kreativem Schaffen. Ein besonderer Schatz, den Vögtli aus der Zeit mitgenommen hat, ist ein gebundenes Tagebuch. Darin hielt sie reflektive und spirituelle Texte und Gedanken fest. Ein Gefühl von Gastfreundschaft, sagt sie, halle in ihr nach. «Vor Kursbeginn gab’s Getränke und zu knabbern», erinnert sie sich. «Unter allen Teilnehmenden entstand eine grosse Vertrautheit.»

Ein neuer Zugang zu Spiritualität

Der Luv-Workshop entstand durch eine Milieustudie der norddeutschen Nordkirche. Ziel der Studie war es, zu ermitteln, wie kirchenferne Personen für Spiritualität gewonnen werden können. Für Organisatorin Judith Borter war der Kurs ein voller Erfolg. Die Teilnehmenden kamen aus dem ganzen Baselbiet und waren zwischen 25 und 90 Jahre alt.

Alle kamen mit ihren eigenen Fragen an das Leben in den Workshop. Abschliessende Antworten gab es keine, aber für Isabell Vögtli ist klar: Darum gehe es gar nicht. Im Austausch mit anderen Teilnehmenden habe sie trotz vieler unterschiedlicher Lebenswege und Schicksale auch immer wieder Parallelen entdeckt. «Die verschiedenen Stationen in dem Kurs liessen mich zurückblicken – und gaben mir einen Ausblick. Man beendet den Kurs ­sicher an einem anderen Punkt als dort, wo man gestartet ist.»

Die Veranstalterinnen geben bewusst keine Inhalte vor, sondern stellen Fragen, die den Rahmen für einen Austausch bieten. «Dazu gehören stille Phasen genauso wie Phasen des Austauschs», sagt Co-Organisatorin Jenny May Jenni-Neuburger. Judith Borter hofft, mit dem «Luv»-Workshop ein Gefäss zu schaffen, das Menschen einen neuen Zugang zu ihrer Spiritualität verschafft. «Erwachsenenbildung in der Theologie muss mit dem Leben, der eigenen Biografie, verknüpft sein.»

 

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