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«Gleichberechtigung. Punkt. Amen.»

Auch in den Kirchen noch viel zu tun

von Christa Amstutz Gafner / reformiert.info
min
26.05.2023
Am Frauenstreik vom 14. Juni machen auch Kirchenfrauen mit. Die «Evangelischen Frauen Schweiz» bieten in Bern ein eigenes Vorprogramm und laden danach zur Kundgebung ein.

Am 14. Juni findet wieder ein Frauenstreik statt. Er soll an den Erfolg von 2019 anknüpfen. Damals gingen schweizweit rund eine halbe Million Frauen (und Männer) auf die Strasse.

Auch die kirchlichen Frauenverbände mobilisierten ihre Mitglieder. Ihr Erkennungszeichen war der pinke Punkt mit dem Motto «Gleichberechtigung. Punkt. Amen.» Wie gross die kirchliche Mobilisierung in diesem Jahr ist, ist schwer abzuschätzen.

 

Evangelische Frauen machen mit

Für die «Evangelischen Frauen Schweiz» (EFS) war von Anfang an klar, dass sie sich auch in diesem Jahr beteiligen. Obwohl sich der Streik jetzt «Feministischer Streik» nennt und das Organisationskomitee vor allem aus Gewerkschaftskreisen und der politischen Linke zusammensetzt: «Die Forderungen für Lohngleichheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Einsatz gegen Gewalt an Frauen tragen wir klar mit», sagt EFS-Präsidentin Gabriela Allemann.

Anders als 2019 werden die EFS ein eigenes kirchliches Programm in Bern anbieten. Das ökumenische Organisationskomitee hat das Motto von 2019 übernommen: «Gleichberechtigung. Punkt. Amen.» Allemann ist überzeugt: «Ein gemeinsamer Einstieg macht Sinn.» Nicht alle Frauen seien vertraut mit grossen Demonstrationen, und es ermutige, sich gemeinsam auf den Weg zu machen.

Um 14 Uhr diskutieren nun also Kirchenfrauen in der Berner Heiliggeistkirche an einem Podium über «gleichstellungsrelevante Positionen für die aktuelle Kirchenpolitik» (siehe Infotext). Danach kann frau Banner bemalen oder Protestlieder einstudieren für die grosse Kundgebung um 17.30 Uhr.

 

Keine katholische Aktion

Der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) ermutigt seine Mitglieder zur Teilnahme am Frauenstreik, plant dieses Jahr aber keine eigene Aktion. Der Grund dafür liegt laut Präsidentin Simone Curau-Aepli bei den Ressourcen. Schon lange seien im Juni zwei grosse und wichtige SKF-Anlässe geplant, eine Mobilisierung wie 2019 würde die personellen Mittel übersteigen. Sie ist aber überzeugt: «Regional werden sich viele unserer Mitglieder, wie auch der Verbandsvorstand und die Angestellten der Geschäftsstelle, einbringen».

Die politische Arbeit des SKF widerspiegle die Forderungen des Feministischen Streiks – wenngleich in weniger aktivistischer Tonalität, so die Präsidentin. Erfreulich sei die Initiative der zum SKF gehörenden Westschweizer Organisation «Réseau des femmes en Église», die unter Nutzung des pinken Punkts mit dem Motto «Egalité des Chances Amen.» am Frauenstreik auftritt.

Der SKF unterstützt ausserdem in Bern «Texten», einen Preacher-Poetry-Slam-Anlass am Vorabend des Frauenstreiks. Und sieht sich mit Mentari Baumann von der «Allianz Katholisch Gleichwürdig» am ökumenischen Podium gut vertreten.

Es geht um Solidarität mit allen, die in der Gesellschaft unter Druck sind.

Gleichwertigkeit der Ämter

Auch die Berner Synodalrätin Ursula Marti wird am Podium vom 14. Juni in Bern mitdiskutieren. Sie hat kein Problem damit, sich den Forderungen des Feministischen Frauenstreiks anzuschliessen. «Es geht um Solidarität mit allen, die in der Gesellschaft unter Druck sind», sagt sie. Um Armut, Rassismus, Sexismus und um gleiche Rechte für alle Geschlechter. LGBTIQ-Anliegen etwa seien auch für die Kirchen noch Neuland. Auch sonst sieht sie in der reformierten Kirche trotz aller Fortschritte Handlungsbedarf.

Zum Beispiel in Bezug auf die Gleichwertigkeit der Ämter. Diese sollte weiter gefördert werden, ist Marti überzeugt. «Es steht zum Beispiel die Forderung im Raum, die sozialdiakonischen und katechetischen Arbeit müsste sich in entsprechenden Anstellungsverhältnisse analog zum Pfarramt einheitlich zu regeln und aufzuwerten.» Das habe viel mit Geschlechtergerechtigkeit und Rollenbildern zu tun. «Immer noch engagieren sich vor allem Frauen für soziale und pädagogische Aufgaben –in den entsprechenden Berufen wie auch in der Freiwilligenarbeit».

 

Mehr feministische Theologie

Bei Gabriela Allemann tönt es ähnlich. Sie schätzt die Fortschritte in den reformierten Kirchen. Heute werden 9 von 25 Kantonalkirchen von Frauen präsidiert. Und die Evangelische Kirche Schweiz wird von einer Frau geleitet. Die Kirchen haben Schutzkonzepte gegen Grenzverletzungen entwickelt und die Lohngleichheit ist weitgehend gewährleistet.

Es braucht eine bewusste Hinwendung zu feministischen Theologien.

Dennoch braucht es für Allemann noch Verbesserungen - im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zum Beispiel. Und bei der Anerkennung von Care-Arbeit, die in den Kirchen weiterhin meist von Frauen, auf freiwilliger Basis, geleistet wird.

Ein wichtiges Anliegen bleibt für sie «eine bewusste Hinwendung zu feministischen Theologien». Da gebe es noch viel zu tun, etwa um die Lehre an den theologischen Fakultäten wie auch den anderen Ausbildungsstätten zu etablieren, sagt Allemann. «Gerade mit Blick auf die Klimakrise, braucht es diese Theologie, die einen bewussteren Bezug zur Schöpfung ermöglicht.»

 

Programm in Bern

«Texten»: Preachers* und Poets* messen sich zum Thema Streik. 13. Juni, 19.30 Uhr, Kirche Heiliggeist

«Gleichberechtigung. Punkt. Amen.»: Workshop, Podiumsdiskussion, Vorbreiten auf Kundgebung. 14. Juni, ab 14 Uhr, Kirche Heiliggeist

www.offene-kirche.ch

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