Auch Zwingli setzte auf die belehrende Wirkung des Bildes
«Zwingli war kein Bilderfeind», betonte der Ausstellungsmacher und Historiker Markus Brühlmeier an der Vernissage vom 23. März im Grossmünster in Zürich. Zwar sei er vehement dagegen gewesen, dass Bilder damals wie Götzen abgebetet wurden. Doch auf die belehrende Wirkung des Bildes habe auch Zwingli nicht verzichten wollen.
Die neue Dauerausstellung in den Turmnischen des Grossmünsters zeigt darum beides: Die radikale Neuausrichtung aufs Wort, welche die Reformation vollzogen hat, und den Umgang mit Bildern, für die zumindest Zwingli noch eine Offenheit hatte.
So war die Froschauer-Bibel von 1531 mit colorierten Holzschnitten von biblischen Szenen, die in der Ausstellung zu sehen ist, noch reich bebildert. Zwingli und seine Gefährten hatten sie aus den Urtexten in ein allgemein verständliches Deutsch übersetzt, denn jeder sollte die Schrift selbst lesen können. Im Vorwort dieser ersten vollständigen deutschen Bibel rechtfertigte sich Zwingli, die Bilder würden helfen, sich den Inhalt der Texte zu merken.
Der Bildersturm
Die Ausstellung gliedert sich in die Bereiche Bild und Wort. Der erstere zeigt, wie 1524 innert zwei Wochen alle Bilder aus den Zürcher Kirchen entfernt und grossmehrheitlich zerstört wurden. Dies könne man sich für die Menschen gar nicht einschneidend genug vorstellen, so Ausstellungsmacher Brühweiler. Schliesslich seien damals die Kirchen die einzigen Orte überhaupt gewesen, wo die breite Bevölkerung Bilder sehen konnte – so gab es im Grossmünster nebst religiösen Bildern auch eine Panoramaansicht von Zürich. Doch in derselben Zeit setzte Zwingli eben auch auf die erklärende Kraft des Wortes, etwa in Flugblättern und eben in der Froschauer-Bibel.
Videoinstallation zur Froschauer-Bibel
Eine Videoinstallation von Gabriela Gerber und Lukas Bardill greift dies spielerisch auf: Figuren aus den Holzschnitten der Froschauer-Bibel werden in stilisierter Form von einem Videobeamer an die Gewölbedecke proijziert, wo sie gleichsam nach oben wandern und im Zentrum verschwinden.
Der aufs Wort fokussierte Teil der Ausstellung zeigt die Bibelsammlung des Grossmünsters, die bisher an verschiedenen Orten zerstreut und teils verstaubt gewesen sei, wie Pfarrer Matthias Rüesch, Initiant der Ausstellung, es ausdrückte. Die Bücher sind in Glasvitrinen ausgestellt; Tablets bieten Informationen in elektronischer Form. Die Sammlung zeigt eindrücklich, wie sich das eine Buch – die Bibel – im Laufe der Jahrhunderte verändert hat, etwa durch unterschiedliche Übersetzungen. Erst im 17. Jahrhundert wurden die Bilder aus der Bibel entfernt. Einige reiche Zürcherinnen und Zürcher liessen sich jedoch teure Stiche einbinden.
Reformationsfan Jaqueline Fehr
Mit der Ausstellung, so Rüsch, hoffe die Kirchgemeinde Zürich den immer zahlreicher werdenden Besucherinnen und Besuchern des Grossmünsters das reformierte Profil und die Kerngedanken der Reformation zu vermitteln. Regierungsrätin Jaqueline Fehr bekannte in ihrem Grusswort, ein «Reformationsfan» zu sein. Sie erkenne immer mehr, wie bedeutend die von der Reformation angestossenen Entwicklungen für die Gesellschaft seien.
Sabine Schüpbach, reformiert.info, 28. März 2019
Auch Zwingli setzte auf die belehrende Wirkung des Bildes