Aus für christliche Buchhandlung
Sie gehörte zum vertrauten Ortsbild in der Schaffhauser Altstadt: Die christliche Buchhandlung an der Repfergasse. Seit dem 26. Mai herrscht gähnende Leere in den Schaufenstern. Die christliche Buchhandlung musste nach über 30 Jahren schliessen, weil sie zu wenig Gewinn abwarf.
2002 hatte der Brunnen Verlag Basel die christliche Buchhandlung Eckstein nach fünfzehn Jahren übernommen. «Das Geschäft blühte bereits damals nicht mehr», sagt Dominik Klenk, CEO vom Brunnen Verlag Basel. «Wir haben mit einem erweiterten Angebot versucht, den Fortbestand der christlichen Buchhandlung so lange wie möglich zu sichern.» Der Brunnen Verlag Basel bildet zusammen mit der Asaph AG Schweiz und der deutschen Asaph GmbH in Lüdenscheid die Buchhandlung Fontis AG, die sich einzig durch den Ladenverkauf und das Online-Geschäft finanziert. Die Firma verfügt nach der Schliessung in Schaffhausen schweizweit noch über zehn weitere Filialen. Bülach, Frauenfeld und Winterthur liegen am nächsten bei Schaffhausen.
Klenk bedauert die Geschäftsaufgabe in Schaffhausen. Als Gründe nennt er die Konkurrenz durch den Online-Handel sowie die Grenznähe zu Deutschland. Der CEO sieht im Verlust des Geschäfts aber auch eine neue Chance. «Ich hoffe auf eine neue Initiative in Schaffhausen, die wieder eine christliche Buchhandlung ins Leben ruft», sagt er. «In St. Gallen haben sich Kirchgemeinden aus derselben Situation heraus zusammengetan, um eine neue Buchhandlung zu gründen. Das kann auch in Schaffhausen geschehen.»
Treffpunkt für viele
Petra Erne hat die Schaffhauser Filiale während der letzten drei Jahre geleitet. «Ich bin dankbar für die herzlichen Begegnungen mit der Kundschaft, aber auch traurig über die Schliessung. Damit geht eine langjährige Tradition in Schaffhausen zu Ende», sagt sie. Mit Petra Erne sind noch zwei weitere Angestellte von der Schliessung in Schaffhausen betroffen. Eine davon ist noch auf Arbeitssuche.
Die Buchhandlung hatte Stammkundschaft. «Ungefähr 20 Prozent der Kundschaft brachte 80 Prozent des Umsatzes», sagt Erne. «Unsere Kundinnen und Kunden schätzten die persönliche Beratung, manche kamen wöchentlich», sagt die Buchhändlerin.
Das Sortiment bestand hauptsächlich aus Bibeln, Biografien, Romanen, Kinder- und Andachtsbüchern. Und Bücher zum Thema Leben und Glauben wie auch Karten für verschiedene Anlässe. «Alle Bücher beinhalteten einen geistlichen Aspekt, der einem etwas fürs Leben mitgeben konnte», sagt Petra Erne. Der Laden sei mehr gewesen als nur ein Geschäft: «Die Buchhandlung war ein Treffpunkt. Wir führten auch tiefe Gespräche über den Ladentisch und beteten füreinander. Für mich war es eine Berufung, hier zu arbeiten.» Sie wünscht sich für Schaffhausen zukünftig einen neuen solchen Ort der Begegnung. «Das war mit ein Gedanke der christlichen Buchhandlung», sagt sie.
Elektronik ersetzt Bücher
Das Aus für das Geschäft führt sie auf Anforderungen zurück, die der Alltag mit sich bringt. «In der heutigen Zeit sind viele Menschen mit dem Lesen auf elektronischen Medien überlastet. Sie sind zu müde, um noch mehr zu lesen und aufzunehmen. Da bleiben Bücher auf der Strecke.»
Einen weiteren Grund sieht Petra Erne im Alterssegment der Kundschaft: «Die älteren Kunden waren zum Teil nicht mehr mobil genug, um in die Buchhandlung zu kommen. Und jüngere Generationen wachsen anders auf. Sie bestellen lieber per Mausklick, während die Älteren gerne im Laden stöbern und ein Buch erst einmal in die Hand nehmen.»
Adriana Schneider/ 28.6.2018
Aus für christliche Buchhandlung