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Wohngemeinschaft und Gebetsort Münsterhüsli

Basel: Noble Adresse, bescheidener Lebensstil

von Toni Schürmann
min
25.04.2024
Das mittelalterliche Münsterhüsli in Basel feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen als christlich-soziale Wohngemeinschaft. An der prominenten Adresse am Münsterplatz 13 engagieren sich derzeit drei Frauen.

Bei unserem Treffen bittet mich die Diakonisse Schwester Esther um etwas Geduld. Ich solle doch kurz im Nebenraum warten. Sie habe in der Küche gerade zwei Bettler aus Moldau und werde diese in den nächsten Minuten verabschieden. Als ich in die Küche gerufen werde, steuern beide Bettler auf mich zu, weil sie mich für den Pfarrer halten. Doch ich komme um die Almosengabe herum. Schwester Esther drückt ihnen ein paar Franken in die Hand und wünscht ihnen alles Gute für die Rückreise.

Gelebtes Urchristentum

Das mehrstöckige Eckhäuschen am Münsterplatz 13 ist bescheiden eingerichtet. Nirgends ein Anschein von Prunk, wie man es aufgrund der noblen Adresse vermuten könnte. Dafür beleben christliche Werte wie Gastfreundschaft, Barmherzigkeit und Hilfs-bereitschaft das Innere des Hauses.

Die beiden Bettler hat Schwester Esther kurz zuvor im Münster kennengelernt, als sie dort im Rahmen des Projekts «Offene Ohren» als Gesprächspartnerin zur Verfügung stand. Weil sie sah, dass die Bettler frieren, hat sie diese kurzerhand in die warme Küche des Münsterhüslis eingeladen.

«Wir wollen Gäste in die Tischgemeinschaft einbeziehen und sind offen für ihre Anliegen», erklärt Schwester Esther das Credo der generationenübergreifenden Frauen-WG, die Platz für bis zu fünf Bewohnerinnen bietet. Zusammen mit Esther Wirth leitet sie das Münsterhüsli. Waschen, putzen, einkaufen und kochen: Alles wird in Absprache und nach den Möglichkeiten der Mitbewohnerinnen aufgeteilt. Im Vergleich zu den Mitwohnenden, die auswärts arbeiten oder studieren, sind die beiden Hauptverantwortlichen tagsüber häufiger im Haus präsent für Menschen, die Zuwendung benötigen.

Die Diakonisse Schwester Esther würde
wieder den gleichen Weg einschlagen,
wenn Sie nochmals die Wahl hätte.
| Foto: Toni Schürmann

Beten und arbeiten

«Jede und jeder ist zu den Gebetszeiten um 7, 12 und 19 Uhr herzlich willkommen», sagt Schwester Esther. «Daneben sind wir auch bereit für Gespräche und Austausch und teilen Brot und Leben rund um den Küchentisch.»

Die einfache Lebensweise der Wohn- und Glaubensgemeinschaft entspricht dem Haus aus dem Mittelalter, das 1358 in einer Verkaufsurkunde erstmals erwähnt ist. Das Basler Erdbeben von 1356 hat es mit einigen Schäden überstanden. Seit Dezember 2004 stellt die Basler Kantonalkirche als Besitzerin das ehemalige Sigristenhaus der Münsterhüsli-Gemeinschaft zu einem reduzierten Mietzins zur Verfügung. Dieser wird durch die Beiträge der Bewohnerinnen, durch Kollekten der Münstergemeinde sowie Spenden von Gönnern und Stiftungen gedeckt.

Alle Bewohnerinnen engagieren sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ehrenamtlich. Ein Trägerkreis mit Vertretungen aus der Münstergemeinde, der Kantonalkirche und den Diakonissengemeinschaften berät, begleitet und unterstützt die Münsterhüsli-Gemeinschaft.

Anfänge an der Augustinergasse

Entstanden ist das Münsterhüsli-Projekt um die Jahrtausendwende. Damals war es einzelnen Studentinnen aus dem Umfeld des Münsters ein Anliegen, gemeinsam zu wohnen und zu beten. Mit der Pensionierung des Münstersigristen, der das Haus am Münsterplatz 13 bewohnte und dort sein Büro hatte, und dem Interesse zweier Diakonissengemeinschaften, zentral in der Stadt Basel präsent zu sein, entstand das Projekt einer christlichen Wohngemeinschaft mit Gebetszeiten für Schwestern und jüngere Mitbewohnerinnen. Das Konzept dazu hatte auf einer halben A4-Seite Platz und funktioniert noch immer.

Die Namensidee Münsterhüsli stammt von einer der ersten Bewohnerinnen. Der Grundauftrag beziehungsweise die Kernpunkte der Gemeinschaft blieben über die vergangenen zwei Jahrzehnte dieselben: Gebet und Gastfreundschaft. «Ich bin seit Beginn sehr glücklich mit dem Münsterhüsli-Projekt. Es wäre allerdings schön, wenn wir für die Zukunft des Projekts einige junge Kräfte dazugewinnen könnten», sagt Schwester Esther.

 

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