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Konfirmation

Baselland: «Das Beste am Konfunterricht ist die Gemeinschaft»

von Noemi Harnickell
min
25.04.2024
Rund 12 000 junge Menschen werden in der Schweiz jedes Frühjahr konfirmiert. Mehr als ein Bekenntnis zum christlichen Glaube steht die Konfirmation auch für Gemeinschaft und einen neuen Lebensabschnitt.

Es ist 18 Uhr. April, schönstes Frühlingswetter. Ein Abend, der sich perfekt eignet, um draussen Fussball zu spielen oder die letzten warmen Sonnenstrahlen im Gesicht zu spüren. Und bald werden die zehn Konfirmanden und Konfirmandinnen der Kirchgemeinde Bottmingen das auch tun. An diesem Abend aber sitzen sie im Untergeschoss des Kirchgemeindehauses, schauen auf die Tafel und stibitzen leise Popcorn aus einem kleinen Behälter in der Tischmitte.

Die Konfirmation ist ein Ja zu Gott. Sie ist aber auch ein bisschen Weihnachten und Geburtstag in einem. Es gibt Geschenke und oft viel Geld. Ist das Grund genug, abends noch mehr Schule zu erdulden? Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Bottmingen und Arlesheim finden: Nein. Da steckt mehr dahinter.

Diskussionen über Gott und die Welt

«Das Beste am Konfirmationsunterricht ist für mich die Gemeinschaft», sagt Elise Haakansson (15). «Wir diskutieren viel über die Welt und suchen gemeinsam nach Antworten auf Lebensfragen. Meistens hat das auf den ersten Blick gar nichts mit Religion zu tun – erst wenn man genau hinschaut, entdeckt man die Parallelen!»

Die Konfirmation steht am Ende eines langen Weges. Ein Jahr Konfirmationsunterricht, viele Abende, die hier im Kirchgemeindehaus Bottmingen verbracht wurden. Aber auch viele gemeinsame Ausflüge und Erfahrungen. Am eindrücklichsten ist den Konfirmandinnen und Konfirmanden der Besuch im Bestattungszentrum in Erinnerung geblieben. «Die Leute da haben regelrecht für ihren Beruf gebrannt», sagt Lukas Ostermayer (15). Sein Freund Jonathan Chapman (15) ergänzt: «Wir fanden das alle so spannend, dass es Leute gibt, die diese Berufe machen – und sich so dafür begeistern können!»

Das Motto der Konfklasse lautet dieses Jahr: «Mein Weg». Auch wenn sie alle heftig die Köpfe schütteln auf die Frage, ob sie selbst eines Tages im Bestattungsinstitut arbeiten wollten – so hat ihnen der Besuch doch einen nachhaltigen Eindruck davon vermittelt, dass Leidenschaft in ganz unerwarteten Tätigkeiten lauern kann.

Ein grosses Fest

«Die Konfirmation ist ein grosses Fest», sagt Emily Braun (15). «Die ganze Familie kommt, man macht sich schön …» Sie lacht und ergänzt: «Mir ist in der Kirche eher die Gemeinschaft wichtig. Dass alle mit einem ähnlichen Gedanken dahin kommen, um auf den Tag oder die Woche zurückzuschauen, das gefällt mir.»

Die Konfirmation verbindet. Und zwar nicht nur die Jugendlichen untereinander, sondern über Generationen hinweg. Die Konfirmation ist ein Fest, das die Eltern feierten und die Grosseltern. Ein Fest, das man in Schweden, Deutschland und England kennt, wo manche Familien der Könfis herkommen. Das schafft eine besondere Nähe. «So viel hat mein Leben mit dem meiner Grosseltern ja nicht gemeinsam», überlegt Elise. «Aber genau wie einst sie lasse ich mich konfirmieren. Da überschneiden sich unsere Erfahrungen.»

Aus Bekanntschaften werden Freundschaften

Ähnlich wie Elise geht es auch Jakob Weibel. Er besucht den Konfirma-tionsunterricht in Arlesheim und liess sich von seiner älteren Schwester dazu inspirieren, sich konfirmieren zu lassen. «Religion ist heute sehr in den Hintergrund getreten», sagt der Fünfzehnjährige. «Ich finde, die Konfirmation ist ein guter Anlass, sich intensiver damit auseinanderzusetzen.»

Am meisten werden auch ihm die Freundschaften in Erinnerung bleiben. Er spricht von Freundschaften, die sich im Laufe des Konfjahres vertieft haben, aber auch von Bekanntschaften, aus denen neue Freundschaften wuchsen. «Ich durfte in dieser Zeit so viele Menschen kennenlernen und erfahren, wie sie ihren Glauben leben. Das hat mich in meinem eigenen Glauben sehr inspiriert!» Jakob sagt, Werte wie Nächstenliebe seien ihm durch diese Begegnungen noch wichtiger geworden.

Um eine Erfahrung reicher

Mit 15 Jahren ist es gar nicht so leicht, in Worte zu fassen, warum man irgendwas im Leben tut. Es fühlt sich eben richtig an, die anderen tun es auch, es gibt Popcorn und Schokolade. Die wirklichen Sinn- und Lebensfragen, die verstecken sich irgendwo dazwischen. Vielleicht werde sie nun öfter den Gottesdienst besuchen, sagt Elise nachdenklich. Ihre Freundinnen nicken zustimmend. Immerhin haben sie jetzt einen Bezug zur Kirche, finden sie. Zu dieser Kirche zumindest.

Jakob würde es allen weiterempfehlen, sich konfirmieren zu lassen. «Ich bin sowieso einer, der zu allem erst einmal Ja sagt», erklärt er lachend. «Ein neues asiatisches Gericht ausprobieren? Da bin ich dabei! Eine neue Lebenserfahrung? Auf jeden Fall! Konfirmation? Klar, das macht doch neugierig!»

 

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