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USA

Bedford-Strohm: Attentat auf Trump ist eine Zäsur

von epd/nin
min
16.07.2024
Für Heinrich Bedford-Strohm, den ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist das Attentat auf Trump der Punkt, an dem sich die Lage beruhigt oder die USA ins Chaos abgleiten. Ausserdem kritisiert er die Vereinnahmung des NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer.

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und USA-Kenner Heinrich Bedford-Strohm hat das Attentat auf Donald Trump als Zäsur bezeichnet. Die politische Kultur in den Vereinigten Staaten sei «bereits jetzt extrem polarisiert», sagte der ehemalige bayerische Landesbischof und aktuelle Vorsitzende des Weltkirchenrats am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Attentat sei der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, an dem nun entweder die Polarisierer zur Besinnung kämen oder die Gefahr bestehe, dass die USA ins Chaos abgleiten.

Bedford-Strohm, der mit einer US-Amerikanerin verheiratet ist und die christliche Szene in den USA gut kennt, sagte, Unterstützer des früheren US-Präsidenten und erneuten Präsidentschaftskandidaten Trump würden gezielt evangelikale Prediger in die Wahlkampagne einspannen. Das gehe so weit, dass Donald Trump religiös verklärt werde. Dass Trump selbst mitnichten christlichen Idealen entspreche, werde durch «alttestamentliche Analogien» verharmlost. Die Überzeugung in Trumps Lager sei, dass Gott ihn gebrauche, «um Amerika wieder zu einem christlichen Land» zu machen.

Religion als Instrument

Als geradezu verhängnisvoll bezeichnete es Bedford-Strohm, dass die Trump-Kampagne die Theologie des NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) missbrauche. Der Sturm auf das Capitol vom 6. Januar 2021 werde als Versuch gewertet, Amerika zu retten, «so wie Bonhoeffer durch seine Beteiligung am Hitler-Attentat Deutschland zu retten versucht habe», sagte der evangelische Theologe. Solche «abstrusen Interpretationen» würden zwar von seriösen Bonhoeffer-Experten zurückgewiesen, sie hätten aber unter den Evangelikalen in den USA bereits eine starke Wirkung entfaltet.

Er erwarte, «dass die amerikanischen Kirchen mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft» diesem Missbrauch der religiösen Rhetorik entgegenwirken. Religion dürfe «nicht als Instrument der Spaltung» genutzt werden.

Christlicher Glaube lasse sich im Sinne einer öffentlichen Theologie zwar nicht von Politik trennen, der Glaube dürfe aber nicht durch die Politik vor deren Karren gespannt werden, betont der frühere EKD-Ratsvorsitzende. Vielmehr müsse der Glaube die Politik dazu inspirieren, «sich an den Werten des Evangeliums zu orientieren».

Trump war am Samstag auf einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania von Schüssen verletzt worden. Der mutmassliche Schütze wurde Medienberichten zufolge von Polizisten erschossen, ein Mann in Trumps Nähe getötet, ein weiterer Zuschauer verletzt.

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