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Beide mögen den Tatort

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13.09.2016
Catherine McMillan und Christoph Jungen heissen die neuen «Wort zum Sonntag»-Sprecher auf reformierter Seite. Im Interview verraten sie, welche Themen sie aufs Tapet bringen wollen, wie sie mit Kritik umgehen oder was sie selbst gerne im TV sehen.

Das «Wort zum Sonntag» wird durchschnittlich von 360‘000 Zuschauerinnen gesehen. Welche Gefühle kommen bei Ihnen hoch beim Gedanken an das grosse Publikum?
McMillan: Eine so grosse Zahl kann ich mir konkret nicht vorstellen. Ich stelle mir deshalb den Einzelnen vor dem Fernseher zu Hause auf seinem Sofa vor. Zu diesem Menschen werde ich reden.

Jungen: Ich habe ähnliche Gedanken wie vor einem Gottesdienst mit einer bunt gemischten Gemeinde: So viele Menschen, Geschichten, Erfahrungen und Bedürfnisse. Wie kann ich allen ein bisschen gerecht werden? Auf der anderen Seite ist aber auch Entdeckerfreude und gespannte Neugier.

Welche Themen brennen Ihnen jetzt schon unter den Nägeln?
McMillan: Ich will über Grundwerte sprechen, die das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft fördern. Im Moment fragen viele nach tragenden Werten. Hier möchte ich aus einer christlichen Perspektive Orientierungshilfe bieten und dabei aktuelle Themen aufgreifen. Etwa die Gleichstellung von Frau und Mann, das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit, Umgang mit Angst und Gewalt, soziale Verantwortung, Vergebung statt Rache, Leben und Sterben in Würde. Ich möchte aber auch über Beziehungen, Glaube und Selbstwert sprechen.

Jungen: Die Themen, die im Moment bewegen, ändern sich rasch. Grundsätzlich interessieren mich Fragen an den Schnittstellen: Wissen und Glauben, Toleranz und ihre Grenzen oder Gläubigkeit und Religionslosigkeit, um Beispiele zu nennen. Da scheint mir vieles ungeklärt und missverstanden. Gerne würde ich da zur Klärung beitragen.

Welche christliche Botschaft wollen Sie im «Wort zum Sonntag» vermitteln?
McMillan: Die Würde jedes Menschen ist unantastbar. Das finde ich in den grossen Höhepunkten der Bibel: In der Schöpfung der Menschen nach Gottes Ebenbild, der Befreiung der Sklaven aus Ägypten, der Menschwerdung Gottes, in seinem Kreuzestod und in der Auferstehung. Jesus war für die Ausgestossenen und Unbeachteten da. Das leitet mich theologisch.

Jungen: Da bin ich gerne reformiert und betone das Kernanliegen, das die Reformation wieder zum Leuchten gebracht hat: Das bedingungslose Angenommensein bei Gott. Darauf baut ein angstfreieres Leben und Handeln auf.

Wie gehen Sie mit Kritik um, falls die Zuschauerreaktionen einmal negativ ausfallen?
McMillan: Ich bin offen für andere Meinungen. Ich hoffe, die Kritik hilft mir, eine bessere Sprecherin zu werden. Auf jeden Fall werde ich mich für die Reaktionen bedanken.

Jungen: Wenn die Kritik nur auf meine Person zielt, bin ich verletzt und auch etwas hilflos, konstruktiv darauf zu reagieren. Wenn hinter der Kritik jedoch spürbares Interesse steckt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, dann spornt mich das an, Dinge neu zu denken.

Welche Sendungen schauen Sie selbst am Fernsehen?
McMillan: Da ich als Pfarrerin keinen regelmässigen Tagesablauf habe, schaue ich nur sporadisch. Die Tagesschau und die Sternstunde Philosophie sehe ich gerne, aber auch etwas zum Lachen oder Weinen. Sonntags schaue ich meinem Mann zuliebe den «Tatort». Ich geniesse es, mit ihm zusammen ein Glas Wein zu trinken und den Fall noch vor den Kommissaren zu knacken.

Jungen: Mich interessieren ausführliche Porträts, aber auch Geschichte, Politik, Kultur und Wissenschaft. Zur Unterhaltung gönne ich mir gelegentlich einen Mitschnitt aus einem Blues-, Rock-, oder Klassikkonzert, eine Kochsendung, eine Spielshow zum Mitraten, einen «Tatort» oder auch mal eine romantisch-dramatische Liebesgeschichte in schönem Setting.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Raphael Kummer / ref.ch / 13. September 2016

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