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Bettagsgottesdienst: «Betet, freie Schweizer, betet!»

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28.09.2022
Im Bettagsgottesdienst rief der Baselbieter Kirchendirektor Anton Lauber dazu auf, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Gerade jetzt, wo die Gesellschaft mehr und mehr auseinanderdriftet.

Mit der Gründung des schweizerischen Bundesstaates im Jahre 1848 erhielt der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag seine staatspolitische Bedeutung. Nach dem verheerenden Sonderbundskrieg wollten die Behörden den Respekt vor dem politisch und konfessionell Andersdenkenden fördern und verordneten zur Versöhnung den Bettag.

Mittlerweile pflegten Staat und Kirche «freundliche Distanz», wie es Werner De Schepper, Theologe und Journalist, kürzlich ausdrückte, und der Bettag hat an Bedeutung verloren. Auch bei etlichen Kirchen spielt die Bettagsfeier keine grosse Rolle mehr. Im Kanton Basel-Landschaft gilt der Bettag seit einigen Jahren nicht mehr als hoher Feiertag. Jedes Jahr aber veröffentlicht der Regierungspräsident oder die Regierungspräsidentin im Namen des Regierungsrats ein Bettagsmandat, das die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen und Ereignisse reflektiert und zur Besinnung aufruft.

Dieses Jahr begann Regierungspräsidentin Kathrin Schweizer mit dem Satz: «Der Bettag ist so aktuell wie nie.»

Staat und Kirche feiern unter einem Dach
Am Samstag vor dem Bettag lud die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen beider Basel zum ökumenischen Gottesdienst in die Basler Predigerkirche ein. Der Baselbieter Regierungsrat und Kirchendirektor Anton Lauber verlas sein Bettagsmandat. Der Biologe und Theologe Jürg Meier von der Neuapostolischen Kirche hielt die Predigt. Und wie in Bettagsgottesdiensten üblich sang die Gemeinde den Schweizerpsalm mit dem zum Anlass passenden Aufruf: «Betet, freie Schweizer, betet!» Jürg Meier ist von der Macht des Gebetes überzeugt. Beten für andere helfe, das dürfe man nicht unterschätzen, meinte er.

Pandemie, Krieg in der Ukraine, Angst vor dem Strommangel – «wo stehen wir in Europa?», fragte Anton Lauber. Zu den grossen Unsicherheiten komme eine Polarisierung. Die christlichen Grundwerte wie Menschenwürde und Freiheit gelte es zu bewahren und zu leben, denn sie stifteten in schwierigen Zeiten Gemeinsinn und Solidarität. Und er betonte, wie wichtig der Kompromiss sei, der in der Schweiz eine lange Tradition hat, aber immer schwieriger zu finden sei.

Stattdessen wolle man sich, wie es der Theologe Stephan Feldhaus formuliert habe, «mit möglichst wenig auseinandersetzen, frei sein, unabhängig. Und wir glauben, dass wir uns diese Formen der Individualisierung leisten können, weil es uns wirtschaftlich aufs Ganze gesehen gut geht.» Doch man müsse sich gemeinsam für das Gemeinwohl einsetzen, es brauche eine offene Gesellschaft, in der man miteinander redet, einander zuhört und sich füreinander interessiert und engagiert, sagte Lauber.

Karin Müller

 

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