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Kriegszustand in Israel

Blog: «Wann können wir wieder feiern?»

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22.04.2024
Eigentlich hätten sie im Oktober eine Reisegruppe aus dem Thurgau in Israel empfangen sollen. Nun berichten eine israelische Friedensaktivistin und ein arabischer Pfarrer, wie sie den Kriegszustand vor Ort erlebt.

Eine Reisegruppe aus der Evangelischen Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil rund um Organisator Daniel Aebersold wäre vom 8. bis 19. Oktober nach Israel gereist. Nach dem Kriegsausbruch am 7. Oktober durch den Überraschungsangriff der Hamas musste die Reise abgesagt werden. Vor Ort hätte die Gruppe eine Menschenrechtsaktivistin getroffen, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. Die jüdische Israelin mit schweizerisch-christlichen Wurzeln lebt seit den 1970er-Jahren in Israel. Die lizenzierte Reiseleiterin ist mittlerweile pensioniert, setzt sich gemeinsam mit jüdischen, christlichen und muslimischen Frauen aber seit Jahren für eine friedliche und gerechte Lösung in Israel und Gaza ein. Daniel Aebersold steht mit ihr und anderen Menschen vor Ort in Kontakt. Ihre teils schockierenden Ausführungen vom Kriegsausbruch und den Zuständen vor Ort sind im folgenden Blog nachzulesen.

 

--- Montag, 22. April ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Heute Abend werden wir den Auszug aus Ägypten feiern. In einem eindrücklichen Epos erzählt uns die Bibel, dass Moses, beauftragt von Gott, das Volk Israel aus der Sklaverei und in die Freiheit führt. Im jüdischen Glauben spielt diese Geschichte eine sehr zentrale Rolle; das Gottesvertrauen, sich durch die Wüste führen zu lassen, ist beeindruckend. Feiertage sind fröhliche Feste, aber in diesem Jahr haben wir nicht viel Grund zum Feiern.

Zehntausende sind umgekommen, Hunderttausende an Leib und Seele verwundet, entwurzelt, in Israel, im Gazastreifen, auch im Libanon. Der Krieg geht auf Sparflamme weiter, und die Spannung zwischen Iran und Israel hat letzte Woche einen neuen Höhepunkt erreicht. Keiner weiss, wo das endet in diesem zynischen Machtspiel. 133 Geiseln werden weiterhin in den Tunnels der Hamas festgehalten, für sie gibt es keine Befreiung.

Während der 2. Intifada habe ich gelernt, dass man mit der Unmenschlichkeit besser umgehen kann, wenn man sich mit jemandem identifiziert. Damals war es Carmit, die Cousine unseres Freundes, die ihren Mann und ihre zwei Kinder bei einem Selbstmordattentat in Haifa verloren hat. Nun begleite ich Noa Argamani, die vom Nova-Festival verschleppt wurde. Wo bist Du, Noa? Deine Mutter, die schwer krank ist, wartet auf Dich. Bist Du schwanger, weil Du vergewaltigt wurdest? In welchem Tunnel wirst Du festgehalten? Dein Bild aus glücklichen Zeiten hat sich uns allen eingeprägt, du bist eine bildhübsche und fröhliche junge Frau. Dein verzweifeltes Gesicht, als Du auf einem Motorrad nach Gaza verschleppt wirst, ist zum Symbol des 7. Oktobers geworden. Was tun sie Dir dort an, diese schrecklichen Männer? Noa, lebst Du noch?

Wie können wir so feiern? Das Leben kann doch nicht einfach so normal weitergehen. Ich will, dass Noa nach Hause kommt. Jetzt!! Noa, und alle anderen auch. Und ich wünsche mir, dass wir uns zusammenraufen und über eine regionale politische Lösung sprechen. So stelle ich mir die Befreiung aus der Sklaverei vor, die Befreiung aus den Krallen der extremisten Machthaber. Dann werden wir Festtage wieder fröhlich feiern können."

 

--- Samstag/Sonntag, 13./14. April ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Kibbutz Hanita liegt im Norden Israels; 200 Meter von der Grenze mit Libanon entfernt, die als eine der gefährlichsten Grenzen weltweit gilt. Unsere Freunde wohnten dort. Ihr Haus wurde im Oktober 2023 zwangsgeräumt. Seither leben sie in Haifa, dort treffen wir sie. Es ist ein angenehm warmer Shabbat, der Klatschmohn blüht in knallroter Farbe, viele Menschen sind unterwegs, trotz der angespannten Lage. Unsere Freundin wünscht sich zum Geburtstag nächste Woche, eine Nacht in ihrem Haus schlafen zu dürfen. Aber ihr Zuhause ist Militärsperrgebiet. 'Wir durften einige Male hinfahren', erzählt sie uns, 'um das nötigste einzupacken. Nach einer Stunde ruft das Militär an und sagt, dass die Zeit abgelaufen ist.' Wir verabreden uns, dass ich ihr, wenn sie wieder in ihr Haus zurückkehren darf, einige Tage im Garten helfen werde. In 3, 6, 9 Monaten?

Sie haben zwei Kinder. Die Tochter, 20, hat vor zwei Monaten ihren obligatorischen Militärdienst beendet, gleichzeitig wurde der Sohn, 18, für drei Jahre eingezogen.

Am Abend wird gemeldet, dass ein Dorfbewohner von Hanita, der dort patroullierte, von einem Mörser schwer verletzt wurde. Ebenfalls wird gemeldet, dass die Schulen die nächsten drei Tage geschlossen bleiben. Ich bereite den Luftschutzraum vor, schliesse die Metallfenster, stelle Wasserflaschen und Wolldecken bereit, lasse Lichter brennen. Zum xten Mal spreche ich mich mit unserer Mieterin ab, wie sie mit ihren zwei Mädchen zu uns in den Luftschutzraum kommt, falls... Kurz darauf schicken die Iraner Drohnen und Raketen. Die ganze Nacht sind die Kampfflugzeuge zu hören. Nun sind die Enkel unterwegs zu uns, die Grosseltern bereiten sich auf den Hütedienst vor. Es fühlt sich ähnlich an wie im Oktober 2023, bevor wir im Gazastreifen einmarschiert sind. Schwebe im luftleeren Raum. Und Machtlosigkeit."

 

--- Mittwoch, 31. Januar ---

Beitrag eines arabischen Pfarrers in Nazareth:

"Es ist ein großer Segen zu sehen, wie Gott unser humanitäres Verteilzentrum kraftvoll genutzt hat, um Brücken zwischen israelischen Gemeinschaften zu bauen, deren Wege sich normalerweise nicht kreuzen würden. In letzter Zeit beobachten wir, dass jüdische Einwanderer, arabische Christen und Muslime unser Verteilungszentrum frequentieren und die Gelegenheit nutzen, sich zu begrüßen, Gespräche zu führen und einander kennenzulernen.

Für viele ist es eine erstmalige, augenöffnende Situation und eine angenehme Überraschung, wenn die Menschen erkennen, dass sie gar nicht so unterschiedlich sind und dass sich alle hier in Israel den Herausforderungen des Lebens gemeinsam stellen müssen ... Es ist ein großer Segen, die Zeugnisse veränderter Leben mit unseren Freunden aus aller Welt teilen zu können. Der Herr berührt die Herzen der Menschen hier in Israel, und wir sehen den Beginn einer großen Ernte, die zu einer Erweckung und Versöhnung zwischen Juden und Arabern in Israel führen wird."

 

--- Sonntag, 28. Januar ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Lotterie des Todes.

Dienstag Morgen. Meine Tochter ruft um 9.00 an, ein unerwarteter Anruf. Sie ist Krankenschwester und um diese Zeit immer mit Patienten beschäftigt. Sergey, der Vater von 2 kleinen Kindern, die mit unseren Enkeln in den gleichen Kindergärten sind, ist gefallen. Am Wochenende war er zuhause, sie haben gemeinsam mit anderen Familien ein Picknick gemacht. Und dann weint sie, meine Tochter, die nur selten weint. 21 Soldaten sind «gefallen», so nennt man das. Die Nachricht ging um die Welt.

Dienstag Mittag: Trotz unserer Betroffenheit fahren wir nach Jerusalem. Wir treffen uns mit Freunden, um gemeinsam die neue Nationalbibliothek zu besuchen. Lust haben wir eigentlich nicht, aber der Besuch war schon lange verabredet. Omri, der 26-jährige Sohn unserer Freunde ist «im Süden» im Einsatz. Süden bedeutet Gazastreifen. Am Sonntag wurde er auf Urlaub nach Hause geschickt. Sergey und Omri gehören der gleichen Truppe an, mal sind die einen, mal die andern im Einsatz im Gazastreifen. «Ein Wunder ist uns widerfahren», meint meine Freundin. Ihre Ängste hält sie fest unter dem Deckel verschlossen.

Mittwoch: Tausende von Frauen demonstrieren landesweit für die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Krieges. Ich finde die Energie dazu nicht, die Todeslotterie von Sergey und Omri lässt mich nicht los. Donnerstag: Im Sammeltaxi unterwegs nach Tel Aviv sorgt eine fromm-traditionelle Radiostation für gute Stimmung. Heute wird in der jüdischen Tradition das Neuerwachen der Natur gefeiert. Unter anderem wird Happy Birthday (für die Bäume) gespielt. Bei uns im nicht-frommen Dorf wurde die Feier für die Bäume verschoben. Es sind Parallelwelten; die einen feiern, die anderen trauern."

 

--- Sonntag, 21. Januar ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Im englischsprachigen Podcast von Haaretz vor 10 Tagen wird die Rabbinerin Sharon Brous interviewt. Im August 2023 ist ihr Vater gestorben, nach jüdischer Tradition sitzt sie sieben Tage Shiva. Die Trauernden sitzen zuhause, viele Menschen besuchen sie, um sie zu trösten. Während der Shiva, so spricht sie aus persönlicher und beruflicher Erfahrung, sind die Trauernden ganz in ihre Trauer eingehüllt, sie sehen nichts anderes mehr.

Nach der Trauerzeit, wenn sie wieder auf die Strasse gehen, sehen sie, dass auch eine andere Welt existiert. Sie vergleicht den 7. Oktober mit einer Shiva und meint, dass viele jüdische Israelis immer noch Shiva sitzen. Es gibt sogar ein T-Shirt mit ebendieser Aufschrift. (Shiva ist 7, eben der 7. Oktober.) ALLE Gespräche mit Freunden, Bekannten, Nachbarn drehen sich um den Krieg. Und immer wieder führt die Gespräche auf den 7. Oktober und die Gräueltaten der Hamas zurück.

'Hast Du das gesehen, und das?' Nein, ich tue mir das nicht an. Meistens werde ich dann über irgendetwas informiert: dem und der ist das widerfahren. Und dann geht das Gespräch weiter über die Verschleppten, diejenigen, die ausgetauscht wurden, und diejenigen, die noch dort sind. Es sind Horrorgeschichten, unerträglich. Jeden Tag wird ein freigelassenes Opfer interviewt. Es ist zu einem Ritual geworden im Rahmen der abendlichen Nachrichtensendung, schreibt ein Kolumnist, der das israelische Fernsehen recherchiert.

Der Interviewer erkundigt sich zuerst nach dem Befinden, und nachher zum Erlebten in der Gefangenschaft, dort in den Tunnels der Hamas. 120 Freigelassene, man kann sich noch lange mit diesem Thema beschäftigen. Viele unserer Bekannten und Freunde, die jeden Tag von diesen Informationen berieselt werden, sind deprimiert, hoffnungslos. Sie sitzen immer noch Shiva.

Rabbinerin Sharon Brous meint in ihrem Podcast, dass Menschen, die Shiva sitzen, sehr in ihrer eigenen Trauer gefangen sind und nur sich selber sehen. Sie glaubt, dass dies der Grund ist, dass die Israelis kein Verständnis für das Leid der Palästinenser haben. Sie sehen nur ihr eigene Trauer, in der sie gefangengehalten werden.

Letzthin ist mir ein Zitat von Henriette Kretz, Holocaustüberlebende, in die Hände gefallen, dass ich mir irgendwann auf einem Zettel aufgeschrieben habe: 'Wir können die Vergangenheit nicht ändern, die ist bereits geschehen. Aber die Zukunft, die können wir ändern.' Trauer ist notwendig, aber wir müssen den Trauerraum, die Shiva, verlassen, unsere Depression hinter uns lassen und uns der Zukunft zuwenden. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig."

 

--- Sonntag, 14. Januar ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"100 Tage Krieg. Der letzte lange Krieg, 2014, dauerte 51 Tage, es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Und jetzt? Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Brüder meiner Nachbarin, beide um die 40, sind seit Beginn des Krieges im Einsatz, der eine im Norden, der andere im Süden. Es wird ihnen gesagt, dass sie wahrscheinlich gegen Ostern-Pessach nach Hause gehen können.

Ihre Mutter sieht überhaupt keinen Ausweg aus dieser Situation. 'Sie wollen uns vernichten, sie hassen uns.' L. erzählt mir, dass ihr Sohn, 19, im obligatorischen Militärdienst, letzte Woche zum ersten Mal seit dem 7.10. nach Hause kommen durfte, für 40 Stunden. Einsatzgebiet: Khan Younis, Gazastreifen. L. meint, dass die Truppe eine unglaublich gute Moral und ein Gefühl von enger Zusammengehörigkeit habe. Zwar rauche er viel, esse kaum Gemüse, aber ansonsten gehe es ihm gut.

B. hat kurz vor Jahresende das schönste Geburtstagsgeschenk erhalten, das man sich wünschen kann. Ihr Sohn wird aus dem Militär entlassen. Gestern hat sie mir erzählt, dass er ein neues Aufgebot für Mitte Februar erhalten hat. M., eine der palästinensischen Friedensfrauen, die im Westjordanland lebt, hat seit zwei Monaten nichts mehr von ihrer Familie im Gazastreifen gehört. 'Wir wissen nicht, ob sie noch leben', erzählt sie uns.

Während den letzten 24 Stunden wurden in Tel Aviv rund um die Uhr Mahnwachen für die Verschleppten abgehalten. 100 Tage, 130 Verschleppte in den Tunnels und den Fängen der Hamas. Viele Tausende haben teilgenommen. Ich habe noch nie so viele versteinerte, erstarrte Gesichter gesehen, und das im Lande der Fröhlichkeit, in einer Stadt, die gewöhnlich nicht schläft. So viele Familien, die sich um ihre Liebsten sorgen. So viel Leid und Elend."

 

--- Sonntag, 31. Dezember ---

Beitrag von Assaf Zeevi (in Israel aufgewachsener Jude, der heute in Süddeutschland lebt und in der Schweiz bei Surprise Kultour Ferienreisen arbeitet):

"Aus der Finsternis fängt das Gute an aufzukeimen. 'Otef Asa' nennen wir Israelis den Landstrich, der den Gazastreifen umgibt, was als 'Gaza-Ummantelung' übersetzt werden könnte. Nun ist dieser Teil Israels so berühmt geworden, dass es reicht, wenn man einfach 'Otef' sagt. Schon seit dem Abzug Israels 2005 aus dem Gazastreifen stand die Region in den Augen vieler Israelis für ein Leben unter permanenter Bedrohung – von Raketen, Mörsern und Angriffstunnel.

Heute steht sie für die schlimmsten Gräueltaten der Hamas, für Zerstörung, für Trauma und Überleben. Und jeder weiss: die Bevölkerung der 'Ummantelung' hat ihr Zuhause verloren. Seit ihrer Evakuierung hausen 64'000 Bewohner der Kibbuzim, Moshavim (genossenschaftliche Dörfer) und der Kleinstadt Sderot in Hotels. Abgesehen von den normalen Alltagsdingen, die einem im Hotelaufenthalt auf Dauer fehlen, schweben seit bald drei Monaten zwei Fragen über den Köpfen dieser Evakuierten: Wie lange noch? Und was kommt danach?

Die Antwort auf die Frage, ob die Evakuierten zurück in ihre Häuser gehen möchten, ist individuell. Senioren wollen fast immer zurück, Familien mit Kleinkindern können sich eine Rückkehr manchmal kaum vorstellen. Aber alle sprechen eine Bedingung aus: Es muss wieder sicher sein. Und zwar nicht scheinsicher, wie am 6. Oktober, sondern wirklich sicher, ohne jegliche Bedrohung aus Gaza.

Für die gesamte israelische Gesellschaft ist der Ausgang der Evakuierungsfrage entscheidender als eine individuelle Wahl. Wenn die verlassenen Orte nicht wieder bewohnt, ja wiederbelebt werden, wird Israel de facto einen Landstrich verlieren. Ein toter, unbewohnter 'Otef' würde ein Verlieren in diesem Krieg bedeuten, eine Kapitulation vor terroristischer Gewalt. Das kann sich Israel nicht leisten, denn es gefährdet damit alle anderen Regionen.

Vor zwei Wochen geschahen zwei Sachen, die einen hoffnungsvollen Ausgang versprechen: Das Militär sieht die Bedrohung aus dem Norden des Gazastreifens als gering genug an, dass die Bewohner der benachbarten Ortschaften bald zurückkehren können, darunter auch die schwer betroffenen Orte Beeri und Kfar Aza. Die Regierung hat zudem den fünfjährigen Plan der neugegründeten Wiederaufbaubehörde genehmigt und ein Budget von umgerechnet 4.27 Milliarden Franken bereitgestellt. Die Wiederaufbaubehörde arbeitet nun an den Detailplänen, beschäftigt 140 Personen aus vielen Disziplinen und heisst 'Tkuma', zu Deutsch 'Wiederauferstehung'.

Zuerst sollte der Kindergarten- und Schulbetrieb wieder aufgenommen werden, möglicherweise in neuen Anlagen etwas weiter von der Grenze entfernt. Ein Ausbau der akademischen Bildung in der Region ist geplant, ebenso wie steuerliche Anreize und Subventionen, um Israelis und neue Einwanderer anzuziehen. Zur Beschleunigung der Neubauprojekte wird die Gründung eines neuen regionalen Bauamts vorgeschlagen.

Die Modernisierung der beschädigten Infrastrukturen umfasst den Ausbau der Fernstrassen, flächendeckendes Glasfaserinternet, erneuerbare Energien, Förderung von E-Autos und die Überprüfung eines neuen Bahnhofs. Arbeitnehmer in der 'Gaza-Ummantelung' sollten finanziell belohnt werden und passende Industrien der Agro- und Food-Tech sollten in diesem ländlichen Gebiet subventioniert werden.

Besonders wichtig ist der Bereich der psychischen Gesundheit, der durch qualifizierte Fachkräfte unterstützt werden soll. Um die Bewältigung von Traumata zu unterstützen, ist die Schaffung einer nationalen Datenbank und der Bau eines Museums zur Aufarbeitung des Geschehenen von grosser Bedeutung. Bereits heute werden Gegenstände gesammelt, die die Geschichten des 7. Oktobers für kommende Generationen vermitteln sollen.

Noch ist der Krieg nicht zu Ende und der Weg zu einer friedlichen Existenz ohne Angst und Gewalt ist noch lang. Und dennoch wird es durch die Aufbaukraft jetzt schon sichtbar: Das Leben wird siegen."

 

--- Mittwoch, 27. Dezember ---

Beitrag eines arabischen Pfarrers in Nazareth:

"In dieser Kriegszeit voller Traurigkeit, Schwere, Tragödie und Dunkelheit und trotz der Absagen und des Verzichts auf die traditionellen Baumschmuck- und Weihnachtsfeierlichkeiten der Stadt, die die Heimatstadt Jesu, Nazareth, kennzeichnen, wussten wir, dass wir den Fokus wieder auf unseren Messiasrichten mussten.

Es geht nicht um Dekorationen, den Weihnachtsmann oder große Feiern, es geht um die Geburt unseres Herrn Jesus und was sie fürdie Menschheit bedeutet.

Letzte Woche hatten wir das wunderbare Privileg, das Italienische Krankenhaus in Nazareth zu besuchen, das von römisch-katholischen Nonnen geleitet wird. Sie empfingen uns so herzlich und wir spürten sofort die Gegenwart des Heiligen Geistes, als wir uns auf den Weg machten, um allen Patienten zu verkünden, dass 'Jesus der Grund für die Jahreszeit' ist, und sie mit schönen Weihnachtspflegepaketen zu beschenken."

 

--- Samstag, 23. Dezember ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Eine Wundergeschichte zu Weihnachten. In diesem Lande geschehen Wunder. Da ist ein König in einem Stall in Bethlehem geboren worden, später heilt er rund um den See, und wandelt auch auf dem gleichen See. Ein wenig später steht er in Jerusalem vom Tode auf.

Hier eine andere Wundergeschichte, aus Tel Aviv. Raketenangriff auf Tel Aviv. Grossmutter Regula sitzt im Kofferraum des Autos, rollt hinaus auf die Strasse und packt die zwei Enkelinnen. Alle drei rufen sie 'KARABANGA', fliegen gemeinsam in die Höhe und schiessen die Raketen aus Gaza ab, so dass sie keinen Schaden anrichten. Soweit die Wundergeschichte.

Die Wirklichkeit war ein bisschen anders. Wir, Grossvater, Grossmutter und Sohn, wurden, mit Enkelkindern im Auto, auf einer dreispurigen Strasse in Tel Aviv vom Raketenangriff überrascht. Ich kenne meine unverantwortlichen Männer. Sie finden es interessant zuzugucken, wie der Irondome die Raketen abschiesst. Die Sicherheit der Kinder ist da eher Nebensache.

Die Chance, von einem Raketenteil getroffen zu werden, ist wirklich gleich null. Trotzdem finde ich es klug, den Richtlinien des Zivilschutzes Folge zu leisten, nicht im Auto sitzen bleiben, sondern möglichst Deckung unter einem Gebäude zu suchen. Ich ziehe die Kinder aus dem Auto. Und jetzt halten meine Männer mich davon ab, die Strasse zu überqueren, weil es nicht ungefährlich ist, es könnte ja einer fahren, obwohl alle am Strassenrand stehenbleiben und die Autos verlassen.

Eine heftige Auseinandersetzung mitten im Sirnengeheul endet damit, dass ich die beiden Enkelinnen mit meinem Körper schütze. Ich bin überhaupt keine Heldin, aber in diesem Moment funktioniert nur noch mein Grossmutterinstinkt. Einige Raketenteile landen, so erzählt mir nachher meine Tochter, im Viertel nebenan.

Interessanterweise ist meine älteste Enkelin A. total sauer auf mich, nicht etwa auf die unverantwortlichen Männer, und beschimpft mich minutenlang auf der Weiterfahrt. Das einzige, was sie beruhigt, ist die Wundergeschichte, die ihr der Grossvater vom Abschuss der Rakete erzählt, wie weiter oben beschrieben. 'KARABANGA!'

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen viele Weihnachtswunder aus einem Lande, in dem wir auf Wunder warten."

 

--- Samstag, 2. Dezember ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Auf dem Platz der Gekidnappten, im Zentrum von Tel Aviv, Freitag vor einer Woche. Hoffnung und grosse Anspannung. Halten sich beide Seiten an das ausgehandelte Abkommen? Ich stehe mit den Friedensfrauen auf dem Platz. Eine ältere Frau bleibt neben mir stehen, sie weint. 'Ich warte auf 16.00 Uhr, auf die Nachricht, dass die ersten Geiseln freikommen.' Ein junger Mann mit einem Baby im Kinderwagen fragt mich: 'Darf ich Dich umarmen?' Wir umarmen uns lange und fest. Dann sprechen wir übers Baby und werfen die Frage auf, wie wir diesem Baby hier eine Zukunft ermöglichen können.

Jeden Tag hoffen wir, dass Ditza Heiman, 84, die Mutter von Neta, einer unserer Friedensfrauen, freigelassen wird. Im fünften Austausch, am Mittwoch, wird sie freigelassen, ein Lichtblick in diesem Psychoterror. Aber es sind noch viele dort.

24 Stunden hat es gedauert, bis ich den Namen Frau Büdenbender aussprechen konnte, ohne nachzudenken. Frau Büdenbender ist die First Lady von Deutschland, die Ehefrau vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Die beiden kommen, wie viele andere, auf Blitzbesuch nach Israel. Auf ihre Bitte treffen wir Friedensfrauen sie im schicken King David Hotel in Jerusalem, für eine kurze halbe Stunde. Sie ist eine empathische Frau, die gut und aufmerksam zuhören kann, gescheite Fragen stellt. Unterstützung und Druck aus dem Ausland ist heute wichtig, und wird noch wichtiger werden, wenn die Waffen irgendwann mal endgültig ruhen.

Also, das war die Woche: temporärer Waffenstillstand, Rückkehr von Verschleppten, Freilassung von Palästinensern, ein bisschen Freude, ein kurzes Aufschnaufen. Nun ist der Krieg wieder in vollem Gange."

 

--- Donnerstag, 22. November ---

Beitrag eines arabischen Pfarrers in Nazareth:

"Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit den politischen Behörden der Stadt Nof HaGalil sind wir damit beschäftigt, die nächste Phase unserer Kriegshilfe für Familien vorzubereiten, die in dieser Stadt Zuflucht gefunden haben. Diese Hilfsaktionen, welche von arabischen Menschen zu Gunsten von jüdischen Flüchtlingen erfolgen, erregen grosse Aufmerksamkeit in der Region.

Es gibt nichts Besseres als solche Zeugnisse, um die Realität der Macht Gottes zu demonstrieren, die im Leben der Menschen am Werk ist. Wir hatten in der 'Home of Jesus the King Church' das Privileg, Gottes Wunderkraft bei vielen Gelegenheiten am Werk zu sehen.

Mein Sohn (Sohn des Pfarrers) Suleiman repräsentiert eine neue Generation junger Christinnen und Christen in Israel, die das wahre Bild des einen neuen Menschen in Christus manifestieren. Die jungen arabischen und jüdischen Christinnen und Christen in Israel nähern sich den gesellschaftlichen Spaltungen in Israel mit den Augen des Glaubens und unternehmen bewusste Anstrengungen, Brücken zu bauen und als Friedensstifter in Israel zu dienen."

 

--- Sonntag, 19. November ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Eine Freundin aus den USA fragt mich, ob es richtig sei, dass wir Gaza bombardieren. Ich zitiere hier Ahmed Mansour, einen israelisch-palästinensischen Psychologen, der seit Jahren in Deutschland lebt. Geschrieben hat er das am 11.10.2023 in der NZZ. 'Wer im Nahen Osten Schwäche zeigt, wird gefressen. Diese Schwäche hat Israel jetzt gezeigt. Wenn das nicht korrigiert wird, wird es sehr viele Nachahmer geben in der Region. Ohne diese Korrektur kann eine solche Schwäche zu einer Existenzbedrohung Israels werden.' Mansour, als Jugendlicher selber Anhänger einer islamistischen Gruppierung, ist eine der wichtigen Stimmen gegen religiös-islamistischen Extremismus in Europa. Es lohnt sich, ihm gut zuzuhören.

Der Nahe Osten ist eine Region, wo es nur um Macht und Machterhalt geht, nicht von Nationen, sondern von Stämmen und Familienclans, getrieben von persönlichen Interessen. Es gibt viel religiösen Fanatismus, und sehr viel systematische Unterdrückung – von Frauen, Minderheiten und Andersdenkenden. Aufklärung, Demokratie, Verpflichtung einer Regierung ihren Bürgern gegenüber ist nichtexistent. Unter diesen Bedingungen können sich hier keine fortschrittlichen, aufgeschlossenen und positive Gesellschaften und Staaten entwickeln.

Westliche Länder sehen sich immer wieder in der Schuld für die ganze Misere hier: die eigenen wirtschaftlichen und strategischen Interessen, die Kolonialisierung. Ich finde es angebracht, die Mitschuld der arabisch-islamischen Gesellschaft auch mal deutlich auszudrücken, es wäre politisch sehr korrekt und auch sehr angemessen.

Ich kämpfe für den Frieden, glaube auch nach dem 7.10. immer noch ans Gute im Menschen, obwohl dieser Glaube nun auf eine harte Probe gestellt wird. Wir Friedensfrauen arbeiten intensiv für den 'Tag nach dem Krieg', für Verhandlungen zwischen kompetenten Führungskräften und Mitbeteiligung von Frauen an allen Gesprächen.

Und meiner amerikanischen Freundin stelle ich eine Frage: Stell Dir vor, dass an 9/11 sechzigtausend Amerikaner umgebracht wurden. Und Amerika tut gar nichts. Und dann fordere ich sie auf, die Erklärung von Ahmed Mansour nochmals durchzulesen."

 

--- Donnerstag, 16. November ---

Beitrag aus Jerusalem von Mitarbeitenden im Versöhnungsdienst:

"Israel ist seit 41 Tagen im Krieg. Seit dem brutalen Einfall der Hamas in die jüdischen Dörfer in der Nähe vom Gazastreifen am Samstag, 7. Oktober 2023 versucht die israelische Armee, die Terroristen in ihren unterirdischen Gängen aufzuspüren und auszurotten. In diesen Tagen sind 1400 israelische Zivilisten umgebracht worden, 4500 sind verletzt. Hamas hat unterdessen mehr als 10’000 Raketen auf israelisches Territorium abgeschossen. Noch immer sind mehr als 200 Geiseln in der Hand der Hamas. Israel kämpft nicht nur in Gaza. Auch im Norden wird es von der Hisbollah bedrängt, beschossen, angegriffen. In der Westbank versuchen sich terroristische Gruppen neu zu organisieren. Und weltweit ist Israel Gegenstand einer Medienschlacht. Antisemitismus schiesst überall aus dem Boden, als hätte der Feind Gottes nur auf diese Gelegenheit gewartet. Israel braucht Gebet. Es wird immer offensichtlicher: nur Gott vermag Rettung zu bringen! In dieser Zeit wenden sich viele Israelis wieder ihrem Gott zu!

Auch die Palästinenser brauchen Gebet, denn viele unschuldige Kinder, Frauen und Männer leiden unter der Saat der Gewalt, die ihre Führer, die Hamas über Israel und damit auch über sie gebracht haben. Die palästinensische Bevölkerung wird von ihren eigenen Führern als menschliche Schutzschilde im Krieg gegen Israel benutzt; wollen sie sich aus der Gefahrenzone retten, werden sie von der Hamas erschossen. Gott leidet auch an ihrer Not.

Wir als Gemeinschaft hier vor Ort brauchen auch Gebet, um Weisheit und Kraft. Aktuell wurden 200’000 Israelis aus ihrem Zuhause evakuiert und sind als Flüchtlinge provisorisch untergebracht. Wir, zurzeit ein Team von 14 Mitarbeitern, stehen jenen in Jerusalem so weit als möglich bei, praktisch, aber auch geistlich.

Unsere Arbeit unter den arabischen Kindern geht weiter. Mehr denn je brauchen sie die Botschaft der Liebe, um dem Hass und den Lügen nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Wir planen Weihnachtseinsätze an arabischen Schulen durchzuführen."

 

--- Dienstag, 14. November ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Vivian Silver ist tot. Ermordet am 7. Oktober in ihrem Luftschutzraum. Vivian war eine Mitbegründerin von Women Wage Peace. Sie galt als vermisst, höchstwahrscheinlich verschleppt. Letzte Nacht wurde ihrer Familie die bittere Nachricht mitgeteilt.

'Es reicht. Wir können nicht ohne einen politischen Horizont weitermachen', sagte sie vor wenigen Jahren auf einer Kundgebung von Women Wage Peace. Vivian wusste, wovon sie sprach, ihr Kibbutz liegt drei Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt. 'Wir können nicht hinnehmen, dass Operationen und Kriegshandlungen, die nur Tod, Zerstörung und Schmerz bringen, und uns allen seelischen und körperlichen Schaden zufügen, an der Tagesordnung sind. Wir rufen den Premierminister, den Verteidigungsminister und das Kabinett auf, den nötigen Mut zu finden, um politische Alternativen zu fördern, die uns Frieden und Sicherheit bringen. Wir rufen unsere Schwestern in Gaza auf: Schliesst Euch uns an und fordert Eure Führung auf, das gleiche zu tun. Terror nützt niemandem. Auch ihr habt Frieden und Sicherheit verdient.'

Das Vermächtnis von Vivian ist die Friedensarbeit. Wir Frauen werden nicht ruhen, bis wir das Ziel erreicht haben, dem Vivian ihr Lebenswerk gewidmet hat. Aber heute sind wir einfach nur traurig. Shalom, Havera."

 

--- Montag, 13. November ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Arbeitstag in der Region Gaza. In Israel gab es Tausende von thailändischen Arbeitern in der Landwirtschaft. Mindestens zwölf von ihnen wurden am 7. Oktober von der Hamas entführt, weitere werden vermisst. Seither sind ein Drittel von allen nach Hause geflogen, teilweise schwer traumatisiert, und auch, weil es der König von Thailand so angeordnet hat. In der Landwirtschaft fehlt es überall an Arbeitern, und dies kurz vor den Winterregen. Einige meiner Freunde leisten Freiwilligenarbeit, und wie viel anderes wird auch das über die Zivilgesellschaft organisiert.

Zwei Reiseleiterkollegen haben einen Arbeitstag für deutschsprachige Reiseleiterinnen auf einem Biohof organisiert, drei Kilometer nördlich vom Gazastreifen. Toll, so viele Kollegen wieder zu treffen, und wir sind ja eh wieder mal arbeitslos. Wir haben gepflückt, geschnitten, verpackt, und Tausende von Salaten in den gut vorbereiteten Boden gesteckt. Die meisten Arbeiter des Biohofes sind fort, der wirtschaftliche Schaden ist immens, und der Staat ist... nirgendwo.

Wir arbeiten im militärischen Sperrgebiet. Bei der Anfahrt gibt es Militärsperren. Wir werden durchgelassen, weil wir in der Landwirtschaft arbeiten. Zivilverkehr gibt es kaum mehr, aber immer mehr Militärfahrzeuge aller Art. Nach dem zweiten Checkpoint, auf einem von Raupenfahrzeugen umgepflügten Feld, ein Zeltlager des Militärs. Am Wegrand parken die verstaubten Autos der Soldaten. Ein abgebranntes Feld, abgeerntete Baumwollfelder, und über allem liegt dieser graue Staub.

Bevor wir mit der Arbeit beginnen, erhalten wir die beruhigende Erklärung, dass hier keine Raketen aus Gaza fallen, trotz der Nähe. Die Hamas zielt auf die Städte weiter nördlich, Ashkelon, Ashdod, Tel Aviv. Das Donnern stammt von unseren Truppen, es sind Abschüsse. Dazu kommt der Fluglärm, Helikopter, Kampfjets, den ganzen Tag lang. Nach zwei Stunden Petersilie-Pflücken habe ich mich an die Lärmkulisse gewöhnt, es ist nur noch ein ganz gewöhnliches Hintergrundgeräusch. Aber jeder Abschuss hat ein Ziel, irgendwo dort im Gazastreifen."

 

--- Mittwoch, 8. November ---

Beitrag eines arabischen Pfarrers aus Nazareth:

"Es gibt wunderbare Freundschaften und Partnerschaften zwischen arabischen und jüdischen Israelis, insbesondere unter Gläubigen. Gemeinsam sind wir Brüder und Schwestern in Christus, die unermüdlich für den Herrn zusammenarbeiten, das Licht des Evangeliums sowohl in arabischen als auch in jüdischen Gemeinden verbreiten und an der Seite Israels stehen und seinem Volk in diesen herausfordernden Zeiten eine helfende Hand anbieten...

Du als Partner bewirkst etwas! Dank Deiner Unterstützung konnten wir eine Vielzahl von vom Krieg betroffenen Familien segnen, die derzeit in Hotels in Nof HaGalil untergebracht sind. Diese lieben Menschen wurden aus israelischen Gemeinden im Süden und Norden evakuiert, die unter Beschuss terroristischer Kräfte geraten sind. Wir konnten sie mit lebenswichtigen Gütern versorgen, da sie teilweise alles verloren hatten und vor dem Nichts stehen.

Kürzlich haben wir während unseres Schabbat-Gottesdienstes in der 'Home of Jesus the King Church' eine Veranstaltung abgehalten, bei der wir unsere Kinder in dieser Zeit des Krieges für den Frieden zwischen Arabern und Juden sowie für den Frieden Jerusalems beten und Fürbitte einlegen ließen. Die lieben Kleinen gingen auf die Bühne und begannen, zuvor ausgewählte Schriftstellen vorzulesen, und erhoben ihre Stimmen im Gebet zum Himmel. Der Friede beginnt in den Herzen und wir wollen unsere Kinder den Weg des Friedens und der Versöhnung lehren."

 

--- Mittwoch, 1. November ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Unsere Welt hat sich vollständig verändert. Wir alle haben eine neue Zeitzählung: vor und nach dem 7. Oktober. Nur drei drückend heiße Tage vor diesem Datum versammelten sich Vertreterinnen von Women Wage Peace (WWP) und ihrer palästinensischen Schwesterbewegung Women of the Sun (WOS) auf einem Hügel in Jerusalem im Park der Toleranz.

Gemeinsam suchten wir unter großen weißen Sonnenschirmen Schutz vor der prallen Sonne. Nur drei Tage vor diesem Samstag, als die Hamas die letzten Details ihrer Pläne für einen brutalen Angriff auf israelische Zivilisten ausarbeitete, erklärten Delegierte – angesehene Frauen aus über 27 Ländern, darunter Iran, den USA, Frankreich und Irland – ihre Solidarität mit WWP und WOS. Nur drei Tage vor diesem entsetzlichen Tag, als jüdische Israelis sich auf die gemeinsamen Feiertage Schabbat und Simchat Tora freuten, kamen 2000 Mitglieder von WWP und WOS und Unterstützerinnen ans Tote Meer, um gemeinsam an einem ruhigen Strand über Frieden zu sprechen. Wir erklärten: Frieden ist möglich, wenn Frauen Wege finden, ihrer Stimme in ihren eigenen Gemeinschaften und in den Hallen der Macht Gehör zu verschaffen.

Es reicht mit dem Blutvergießen! Es reicht! Das war und ist unser Appell, jetzt noch mehr als zuvor. Seit unseren Anfängen vor neun Jahren, nach dem Gaza-Krieg 2014, haben wir Hoffnung auf die gleiche Weise verstanden wie der tschechische Held Vaclav Havel – die Entschlossenheit, für etwas zu arbeiten, nicht weil die Chance auf Erfolg unmittelbar bevorsteht, sondern weil es gut ist.

Auch wenn wir uns jetzt im Krieg befinden, der durch das schrecklichste, schockierendste und brutalste Massaker an Juden seit dem Holocaust verursacht wurde, werden wir unsere Rolle als Vermittler dieser Art von Hoffnung niemals aufgeben. Nur durch Frieden können wir den Tod vieler weiterer Israelis und Palästinenser verhindern. Wir fordern Verhandlungen!"

 

--- Donnerstag, 26. Oktober ---

Beitrag eines arabischer Pfarrers aus Nazareth:

"Es war eine sehr arbeitsreiche Zeit für uns hier in der 'Home of Jesus the King Church', da wir Lebensmittelboxen und andere wichtige humanitäre Hilfe für vom Krieg betroffene Familien gepackt, vorbereitet und verteilt haben. Unser Hilfsprojekt lief gut und im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit einer Reihe jüdisch-israelischer Organisationen konnten wir eine Vielzahl Familien unterstützen, die unter Raketenbeschuss leben oder vertrieben wurden.

Es war für uns ein großes Privileg, letzte Woche den Bürgermeister von Nof Hagalil in unserer Kirche zu empfangen. Das ist wirklich ein Wunder, denn es ist das erste Mal überhaupt, dass ein jüdischer Bürgermeister eine Kirche in Nazareth besucht. Wir arbeiten seit vielen Jahren mit Bürgermeister Ronen und dem Rathaus von Nof Hagalil zusammen, schon seit der Zeit der Corona-Krise, als Nof Hagalil von einem Großbrand verwüstet wurde, und jetzt während des Krieges in Israel."

 

--- Sonntag, 22. Oktober ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Ganz zu Anfang dieses noch namenlosen Krieges meinte mein Mann, dass er sich wie in einem luftleeren Raum fühle. Wir sind in einem schwerelosen Zustand. Freuen kann man sich über nichts, wir versuchen nur, uns über Wasser zu halten, nicht unterzugehen. Hoffen, dass es nicht allzu schlimm wird. Bodenoffensive, Angriffe aus dem Libanon, ein konzertierter Angriff, geplant vom Iran? Und was ist mit den Verschleppten, mit V., mit D., und allen anderen? Was geschieht mit den Menschen im Gazastreifen, von ihren Machthabern als Schutzschilder benutzt? Die Nächte sind unruhig, trotz meiner Schwerhörigkeit erwache ich vom Lärm der Kampfflugzeuge. Ich träume, dass meine Enkel verschleppt wurden. Ich rede mir ein, dass ich keine 'Panikerin' bin, erschrecke tagsüber dennoch wegen vrschiedener Geräusche.

In unserem Eukalyptuswald, der bereits während Corona Zufluchtsort war, wachsen nach den ersten Regenfällen zarte grüne Gräschen, dort finde ich etwas Ruhe. Als die Kinder klein waren, haben wir immer mit den Fingern sachte über das Grün gestrichen. Da muss an ein Gedicht denken, das ich meinen Gruppen oft nach dem Besuch des Yad Vashem vorgelesen habe.

'Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt? Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit, achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit. Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht. Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht. Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt, das bleibt mir ein Fingerzeig für des Lebens Sieg.' (Das Zeichen, Shalom Ben Chorin, 1942.)"

--- Freitag, 20. Oktober ---

Beitrag eines arabischen Pfarrers aus Nazareth (bearbeitet durch Daniel Aebersold):

"In Kriegszeiten ist es für eine Nation von entscheidender Bedeutung, angesichts ihrer vielen Herausforderungen ungeteilt und geeint zu bleiben. Der Krieg, der derzeit im Süden und Norden Israels tobt, ist eine solche Zeit. Es ist besonders wichtig, dass die christliche Kirche in Einheit zusammenkommt, den Bedürftigen Gutes tut und allen die Liebe Jesu widerspiegelt.

Daher war es für uns ein großes Privileg und eine große Freude, angesichts der jüngsten Ereignisse mit unseren Brüdern und Schwestern aus einer jüdischen Gemeinde zusammenzuarbeiten. Dank der Hilfe unserer Partner konnten wir diese Gemeinde bei ihrer Arbeit unterstützen, angegriffene jüdische Familien in Aschdod und Aschkelon mit lebenswichtiger humanitärer Hilfe zu segnen."


--- Mittwoch, 18.
 Oktober ---

Beitrag eines arabischen Pfarrers aus Nazareth (bearbeitet durch Daniel Aebersold):

"Durch Gottes Gnade und die Unterstützung unserer Partner konnten wir von der 'Home of Jesus the King-Church' (Home JTK) 500 Toilettenartikel und Hygienekörbe an vom Krieg betroffene israelische Familien in den Gemeinden und Städten rund um Gaza verteilen. Darüber hinaus haben wir mehr als 300 Lebensmittelboxen an betroffene Familien verschickt. Wir dachten auch an die Kinder und legten Päckchen mit Pralinen bei, um ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern...

In der vergangenen Woche trafen wir uns bei Home JTK unter Raketenbeschuss und während alarmierender Sirenen zu einem Abend des Gebets und der Anbetung für den Frieden in Jerusalem und Israel. Trotz der Gefahren, die es mit sich bringt, inmitten der Raketenangriffe nach draußen zu gehen, kamen unsere wertvollen Leute dennoch zum Gottesdienst und Gott ehrte uns mit einer gesegneten gemeinsamen Zeit..."

--- Dienstag, 17. Oktober ---

Beitrag von Daniel Aebersold:

"An Gebets-Treffen in den letzten Tagen, unter anderem in den Kirchgemeinden Amriswil und Bischofszell-Hauptwil, beteiligte sich eine erfreuliche Zahl von Frauen und Männern. Diese Zeichen von Solidarität mit allen Opfern in diesem Krieg in Israel und dem Gazastreifen sind wichtig und eine Stärkung für die Betroffenen. Die Präsenz und der persönliche, eindrückliche Bericht einer Frau, die seit Jahren in Israel lebt und in diesen Tagen einen lang geplanten, kurzen Aufenthalt in der Schweiz verbrachte, gab dem Treffen eine Tiefe. Sie erzählte, wie auf die ersten ungläubigen Reaktionen eine gewisse Schockstarre, bald darauf aber ein geistliches Engagement folgte.

Zudem stärken Kontakte mit Bekannten und Freunden durch den Zuspruch von Trost und das Gebet. Es gibt auch zunehmend Initiativen von der Schweiz aus, Menschen in Israel zu unterstützen, welche Betroffenen durch humanitäre Aktionen beistehen. Beispielsweise einen arabischen Pfarrer aus Nazareth, der seit Tagen Hilfslieferungen für Opfer des terroristischen Überfalls rund um den Gazastreifen organisiert (siehe Eintrag vom 14. Oktober weiter unten) und dankbar ist für Unterstützung (zum Beispiel über die Plattform www.homejtk.org). Auch Friedensfrauen sind daran, praktische Unterstützung zu organisieren."

--- Montag, 16. Oktober ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Was erwartet man von Führungskräften in solch bitteren Tagen? Eine Rede an die Nation, mit Zuspruch an die Bevölkerung, die völlig am Anschlag ist, Empathie, Verständnis. Vielleicht auch eine Entschuldigung für die Fehler, die in den letzten Monaten gemacht wurden, für die verfehlte Politik der letzten Jahre?

Gestern hat mich ein Zeitungsbericht in der liberal-kritischen Haaretz völlig aus den Socken gehauen. Ein hoher Offizier der israelischen Armee, Roni Numa, wurde mit dem Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur der Dörfer rings um den Gazastreifen beauftragt, Dörfer, die um bis zu 100 ermorderten Menschen trauern, Dörfer mit verbrannten, geplünderten Häuser. Das Büro des Ministerpräsidenten weigert sich, mit Numa zusammenzuarbeiten. Dieser Befehl stammt von Sara Netanjahu, der Ehefrau von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Numa ist Teil der Protestbewegung der letzten Monate und hat eine Petition ans Hohe Gericht eingereicht gegen den Ministerpräsidenten.

Ich habe mir daraufhin die Videobotschaft von Netanjahu vom Schwarzen Samstag angesehen. Empathie, Verständnis, Mitgefühl? Eine 'blood, tears and sweat'-Rede à la Winston Churchill? Nichts dergleichen. Leere Floskeln über schwere Stunden und ein hohles Versprechen, dass wir siegen werden. Empathie gibt es nicht im Hause der Familie Netanjahu, auch nicht für die Opfer der Hamas, wichtiger ist die Rache am Offizier, der gegen ihre Herrschaft protestiert hat."

--- Samstag, 14. Oktober ---

Beitrag eines arabischen Pfarrers aus Nazareth (bearbeitet durch Daniel Aebersold):

"Das Land Israel leidet derzeit unter dem schrecklichen Massaker, das den israelischen Gemeinden rund um Gaza zugefügt wurde, und wir als Kirche beten ständig für die Heilung und Wiederherstellung der Nation. Dies ist auch für uns als Kirche die Zeit, mit der Kraft des Heiligen Geistes aufzustehen und das Licht Christi in die Dunkelheit zu strahlen und Gutes zu tun, wie der Herr es angewiesen hat. Bitte beten Sie weiterhin und stehen Sie uns in dieser schwierigen Zeit bei.

Während die Nation Israel langsam mit den Gräueltaten klarkommt, die die Terroristen aus Gaza gegen die Israelis im Süden begangen hat, ist unsere Hilfe als Christen mehr denn je nötig. Tausende Israelis werden durch den Krieg verletzt und vertrieben und benötigen lebensnotwendige Güter des täglichen Bedarfs. Es war sehr ermutigend zu sehen, wie positiv sich unsere bisherigen monatlichen Lebensmittelprojekte in Nazareth unter bedürftigen christlichen und muslimischen Arabern ausgewirkt haben. Wir bauen auch Brücken zwischen den Menschen und Jesus Christus und machen sie mit seiner grenzenlosen Liebe und seinem Mitgefühl bekannt. Und sie sind bereit, obwohl selbst in Not, am Leid von Anderen mitzutragen."


--- Freitag, 13. Oktober ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Bestien, Unmenschen, Tiere, Ungeheuer. Diese Worte haben mich in der letzten Nacht verfolgt.

Vier, fünf Tage lang habe ich alles von mir weggeschoben, keine Bilder, keine Filme, nur intelligente Kommentare in den liberalen Zeitungen Haaretz und der NZZ gelesen. Gestern hat es mich eingeholt, das erste Mal konnte ich weinen. Israel ist ein kleines und gut vernetztes Land. Wenn 1200 Menschen sterben, vergewaltigt, ermordet, verschleppt werden, kennt jeder irgendjemanden. Und diese Geschichten gehen jetzt herum, in den Gesprächen mit Nachbarn, Familie, Freunden, und natürlich in den Sozialen Medien. Eine Freundin berichtet von ihrer 22-jährigen Tochter, die von Beerdigung zu Beerdigung eilt. So gibt es endlose Geschichten, jeder Mensch hat Familie, Freunde, Bekannte, Nachbarn. Hinter diesen trockenen Zahlen stehen Menschen, und jeder Mensch hat eine Geschichte, ein Schicksal.

Ein Lichtblick sind die Stunden, die wir in unserer engsten Nachbarschaft verbringen, unsere Enkeln mit den Kindern der Nachbarn. Auf unserem 30 Meter langen Strässchen tummeln sich diese kleinen Kindern mit ihren Fahrrädern, besuchen sich gegenseitig, spielen zusammen. Sie gilt es zu schützen vor der Scheusslichkeiten der Welt und den Machtmenschen."

--- Montag, 9. Oktober ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Ein sehr emotionaler Tag heute. Namen werden publiziert, Familien, die ausradiert wurden in den Dörfern rings um den Gazastreifen, Namen und Bilder von Soldaten, jungen Menschen. Dazu gehen die Gerüchte um von unfassbaren Grausamkeiten, die an unschuldigen Menschen begangen wurden.

Wir versuchen, uns selber und vor allem die Enkel möglichst zu schützen, wie wir es vor Jahren auch mit unseren Kindern gemacht haben. Es ist der israelische 9/11 (Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA; Anmerkung der Redaktion). Gespräche mit Familien und Freunden sind nicht weniger emotional und gestalten sich manchmal sehr schwierig. Zwischen Rache und Todesangst, Wut und Trauer findet man da alles. Bewundernswert ist wie immer die israelische Solidarität. Menschen öffnen ihre Herzen und ihre Häuser, um Bedürftigen zu helfen, organisieren alles, was Menschen benötigen, die alles zurücklassen mussten.

Hier, wo keine Raketen fallen, hörten wir heute deutlich die Einschläge weiter südlich, zwischendurch haben die Fenster immer mal wieder geschüttelt. In den letzten Stunden fliegen die Kampfjets pausenlos. Unser Dorf ist abgeschlossen, der einzige offene Eingang wird kontrolliert, alle Männer in unserem Haushalt haben sich freiwillig für Patrouillen gemeldet. Heute kam ein Aufruf, dass sich alle, die Waffen besitzen, melden sollen. Es wird also eine Art Bürgerwehr gebildet. Die Nachbarin meinte, dass es Übergriffe aus den arabischen Nachbardörfern geben könnte. Ich mag da gar nicht hinhören. Von V., unserer Freundin und Friedensfrau, haben wir leider keine neuen Information. Es sollen 130 Menschen nach Gaza verschleppt worden sein."

--- Sonntag, 8. Oktober ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Ganz herzlichen Dank für alle Nachfragen, und deren erhalten wir sehr viele. Das erwärmt das Herz. Zur aktuellen Lage, das erfährt ihr aus den Medien, soweit das in dieser weiterhin sehr unübersichtlichen Lage überhaupt möglich ist. Hunderte von Toten, Verschleppten, die Gefahr, dass sich dieser Krieg, und anders kann man das nicht nennen, ausweitet durch Beschuss aus dem Libanon (Nasrallah hat hunderttausende von Raketen), ein Gewaltausbruch im Westjordanland und in den gemischten Städten im Kernland von Israel selber. Wir leben auf dem Lande, ein bisschen ausserhalb der Reichweite der Raketen, und der Luftschutzraum gibt einem das Gefühl, geschützt zu sein. Aber das kann auch nur ein vermeintlicher Schutz sein.

Letzte Woche bin ich V. (zu ihrem Schutz bittet die Familie, ihren Namen nicht weiterzugeben) drei Mal begegnet, im Rahmen der Friedensaktivitäten.

Gestern gegen 11 Uhr schrieb sie die letzte WhatsApp-Nachricht, dass sie sich im Luftschutzraum befinde und Männer aus dem Gazastreifen in ihr Haus eingedrungen seien. Nun wurde bestätigt, dass sie verschleppt wurde, 75-jährig, eine mutige, kluge Frau, einer der Eckpfeiler unserer Frauenfriedensbewegung, in den Gazastreifen. Es geht sehr nahe, sehr tief. Bitte betet für die Sicherheit und eine gute und baldige Heimkehr von V.

Die Palästinenser rufen uns in Erinnerung, dass auch sie existieren, dass man nicht einfach einen schönen Frieden mit den Saudis machen kann und sie weiterhin nicht beachtet. Es ist eine gewaltige Ohrfeige, und die Bevölkerung bezahlt einen hohen Preis dafür. Und wie immer sind das beide Seiten, die betroffen sind. Lasst uns beten, für V. und für alle anderen, die betroffen sind."

--- Samstag, 7. Oktober ---

Beitrag einer jüdischen Menschenrechtsaktivistin in Israel:

"Diese Woche hat so ganz anders begonnen, voller Hoffnung. Wir Friedensfrauen, israelische und palästinensische Mütter, die sich um ihre Kinder sorgen, haben nach monatelangen Vorbereitungen ein Zeichen gesetzt und zum Ende des Blutvergiessens aufgerufen. Es waren Tage der Hoffnung, wir setzten ein Zeichen, dass es einen anderen Weg gibt und geben muss. Am Sonntag hatten wir eine Begegnung mit Friedensaktivistinnen gleich neben dem Gazastreifen, Frauen, die ich sehr schätze, die seit Jahren in Kontakt sind mit Menschen auf der anderen Seite der Mauer. Aktuell sitzen diese Frauen nun im Luftschutzraum, während die Militanten in ihre Häuser eingedrungen sind.

Wir selber wohnen, meistens, ausserhalb der Reichweite der Raketen, und haben auch einen Luftschutzraum. Aktuell sind Tochter und Familie, die in Tel Aviv wohnen, bei uns. Die sowieso aufgeheizte Stimmung im Lande selber könnte jedoch auch zu internen Zwistigkeiten und mehr führen.

Was ich von unserer unfähigen Regierung halte, wisst ihr ja, dafür gehen wir seit 39 Wochen auf die Strasse. Heute Abend gibt es keine Demos, wegen den Raketen. Für die Zukunft unserer Kinder und Enkel müssen wir dieses Blutvergiessen endlich beenden. Dazu rufen wir Frauen auf, immer und immer wieder, bis wir erhört werden."


--- Statement der Reisegruppe aus Bischofszell-Hauptwil ---

Beitrag von Daniel Aebersold:

"Schockiert, betroffen, wütend und traurig: So lässt sich unsere Gemütslage umschreiben, als wir am 7. Oktober von den massiven Angriffen auf die israelische Zivilbevölkerung durch die palästinensische Hamas erfahren haben. Als die israelische Regierung den Kriegszustand ausrief und auch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) von Reisen nach Israel abriet, wurde für die Reiseveranstalter «KulTour» und uns rasch klar, dass die Reise nach Israel nicht wie geplant durchgeführt werden kann. Die Sicherheit der Reisegruppe wäre nicht gewährleistet. Der Flugverkehr von und nach Israel ist weitgehend eingestellt.

Es schmerzt uns sehr, dass wir all die eindrücklichen biblischen Orte nicht besuchen und die geplanten Begegnungen mit Personen aus verschieden Kulturen und Projekten nicht geniessen können. Unsere Gedanken und Gebete sind  aber momentan vor allem bei der Bevölkerung in Israel und auch bei jenem Teil der palästinensischen Bevölkerung, welche diesen Krieg nicht möchte. Gott schenke den Verantwortlichen Weisheit, die komplexen Probleme möglichst friedlich zu lösen.

Ob und zu welchem Zeitpunkt die Reise nach Israel nachgeholt werden kann, ist noch offen: Wenn die Situation sich beruhigt, könnte wohl frühestens in einem Jahr oder anderthalb an eine Ersatzreise gedacht werden."

 

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