«Blumendüfte fördern die Bereitschaft zuzuhören»
In katholischen Kirchen schwingen die Ministranten während der Messe emsig ihre Weihrauchfässchen. Der Rauch des verbrennenden Harzes weht den Gottesdienstbesuchern um die Nase und verbreitet den charakteristischen sakralen Duft.
In reformierten Kirchen hat man in der Zeit Martin Luthers das Verbrennen von Räucherwerk abgeschafft: Mit den Heiligenfiguren, Monstranzen und anderem Ritualgerät verschwanden auch die Düfte. So kommt es, dass es heute in vielen Kirchen nach Putzmitteln, selten benutzten Kirchengesangsbüchern und leicht abgestandener Luft riecht.
Dabei ist in der Bibel sehr oft von Gerüchen und Düften, Gestank und edlen Aromen die Rede, und das Riechen spielt in der Beziehung zu Gott und der Welt eine wesentliche Rolle. Deswegen setzt die ökumenische Arbeitsgemeinschaft «oeku Kirche und Umwelt» die diesjährige Schöpfungszeit, die vom 1. September bis zum 4. Oktober dauert, unter das Motto «Himmelsduft und Höllengestank».
Wertvolle Düfte
Schon die Weihnachtsgeschichte mache es deutlich, meint der Duftexperte Beat Grossenbacher: «Die Weisen aus dem Morgenland bringen dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das zeigt, dass Düfte und ihre Wirkung ebenso wertvoll sind wie das edle Metall.»
Räucherwerk und ätherische Öle seien stets eng verbunden gewesen mit religiösen Ritualen, führt er weiter aus. Zudem hätten die wohlriechenden Stimulanzien eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf die Menschen: «Weihrauch beispielsweise wirkt antiseptisch. Das war in früheren Zeiten extrem wichtig. In der Kirche trafen sich Menschen aus allen Schichten, und die Gefahr einer Ansteckung mit Krankheiten konnte durch das Räucherwerk vermindert werden.»
Auch wirke der Harz des Weihrauchbaumes entspannend und inspirierend und bringe die Menschen zusammen. «In konzentrierter Form wirkt er gar wie ein Rauschmittel. Kein Wunder, dass Priester und Gläubige damit den geistigen Welten näherkommen», hält Grossenbacher fest.
Herzöffnend und angstlösend
Die Firma von Beat Grossenbacher kreiert im Oberaargau wohlriechende Essenzen für Räume; sie werden in Geschäften, in Büros oder in Altersheimen eingesetzt. Für eine Kirche würde Grossenbacher blumige Düfte wählen: Lavendel, Geranium oder Rosenessenz. «Blumendüfte öffnen das Herz, machen bereit zuzuhören, ermöglichen Kontakt und sind angstlösend. Ganz abgesehen davon, dass der natürliche, nicht synthetische Duft von Blumen einfach wunderbar riecht.»
Katharina Kilchenmann, reformiert.info, 31. August 2017
Die Fachstelle «oeku Kirche und Umwelt» hat Begleitmaterial zur Schöpfungszeit 2017 zusammengestellt. Interessierte finden unter www.oeku.ch liturgische Unterlagen, Räucheranleitungen und Angaben zu Veranstaltungen.
Duftweg in Wangen an der Aare: Beat Grossenbacher ist Mitinitiant des «Duftweg» in Wangen an der Aare. Der 5,3 Kilometer lange Weg führt durch das malerische Städtli und dem Aareufer entlang und bietet viel Sinnliches für feine Nasen. www.duftweg.ch
«Blumendüfte fördern die Bereitschaft zuzuhören»