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«Brot für alle» fordert Ausbildung statt Kinderarbeit

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03.05.2017
LafargeHolcim bezieht aus Uganda keine Rohstoffe mehr, die aus Kinderarbeit stammen. Doch den Kindern hilft das nicht. Sie bleiben mit gesundheitlichen Problemen, ohne Einkommen und ohne Ausbildung zurück. Dies zeigt eine Studie von «Brot für alle», das den Schweizer Zementkonzern in die Pflicht nimmt und Wiedergutmachung fordert.

Über zehn Jahre lang hat der Schweizer Zement-Multi LafargeHolcim aus den Steinbrüchen in Uganda den Rohstoff Puzzolan bezogen, der von Kindern abgebaut wurde. Die lokalen Schürfbetriebe lieferten an die Hima Cement Limited, eine Tochterfirma von LafargeHolcim. Dies enthüllte vor gut einem Jahr die französische Zeitung «Le Monde». Der Konzern reagierte schnell. Seit Januar kauft LafargeHolcim den Rohstoff nur noch aus mechanisierten Steinbrüchen, die ausschliesslich Erwachsene anstellen.

Doch nun weist «Brot für alle» (Bfa) mit einer Studie nach, dass wiederum die ehemaligen Kinder-Arbeiter die Verlierer dieser Massnahme sind. Zwischen März und November 2016 befragte die Bfa-Partnerorganisation TLC in Uganda 54 Kleinschürfer, Lastwagenfahrer, Behördenvertreter und lokale Landbesitzer, darunter auch zwanzig Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren, zu den Lieferketten und Arbeitsbedingungen in den Steinbrüchen. Ein 16-Jähriger erzählt, dass er Steine schleppt, die bis 15 Kilo wiegen. «Oft habe ich am ganzen Körper Schmerzen», klagt ein 12-Jähriger.

Die «vergessenen» Kinder
Gemäss Bfa zeigen die Ergebnisse der Untersuchung, dass der Verzicht auf Kinderarbeit Folgen hat, für die LafargeHolcim die Verantwortung übernehmen und Wiedergutmachung leisten müsse. Nicht nur sei die gefährliche, körperlich anstrengende Arbeit in den Steinbrüchen mit schweren gesundheitlichen Schäden verbunden, rund 150 Kinder stünden jetzt auch ohne Verdienst und Ausbildung da, weil sie wegen der Arbeit im Steinbruch nicht zur Schule gehen konnten. Jetzt sind sie arbeitslos und für die Ausbildung fehlt das Geld. «Der Konzern hat jahrelang Profit auf ihre Kosten erwirtschaftet», sagt Yvan Maillard Ardenti, bei Bfa zuständig für Unternehmen und Menschenrechte. Es reiche darum nicht, wenn LafargeHolcim die Zusammenarbeit mit den Betrieben, die Kinder beschäftigen, einfach beendet. «Mit dem Rückzug begrenzt LafargeHolcim lediglich den Schaden an ihrem Ruf. Es werden keine Massnahmen umgesetzt, um den Kindern eine angemessene Zukunft zu ermöglichen», heisst es im Bericht zur Studie.

LafargeHolcim bestreitet die Vorwürfe von Bfa. Es gebe keine Hinweise auf Kinderarbeit bei der Tochterfirma Hima Cement und ihren Zulieferern. Dies habe eine Untersuchung gezeigt, die der Konzern aufgrund der Enthüllungen von «Le Monde» durchführen liess, schreibt das Unternehmen in seiner Stellungnahme. Bfa habe keine Beweise für die Zahl von 150 Kinderabeitern in der Region Harugongo vorlegen können.

Die Spitze des Eisbergs
Bfa fordert vom Zementunternehmen und den Lieferanten vor Ort, dafür zu sorgen, dass die «vergessenen» Kinder und Jugendlichen die Schule besuchen oder eine Berufsausbildung absolvieren können. Das Hilfswerk verweist auf die Sorgfaltspflicht, welche die Uno in ihren Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte verlangt. Freiwillige Vereinbarungen der Konzerne, wie sie der Bundesrat im Januar in seinem Bericht zur Kinderarbeit vorgeschlagen hat, genügen für Bfa als Anreiz nicht, um Kinderarbeit wirksam zu bekämpfen. Es brauche gesetzliche Regelungen. Der Fall LafargeHolcim sei bloss die Spitze des Eisbergs, betont Yvan Maillard Ardenti. «Auch andere Schweizer Unternehmen wie Glencore und Nestlé müssen auf Kinderarbeit verzichten.»

Der Konzern sei sich seiner Verantwortung bewusst, sagt LafargeHolcim. In der Harugongo Primarschule baue das Unternehmen sanitäre Einrichtungen für die Kinder. Zudem engagiere es sich für verschiedene Programme der SOS Kinderdörfer. Dazu Yvan Maillard Ardenti: «Diese Programme genügen nicht. Lafarge Holcim muss seine Verantwortung wahrnehmen und abklären, was die 150 betroffenen Kinder und Jugendlichen brauchen. Das Unternehmen muss den Jüngeren den Schulbesuch und den älteren eine Berufsausbildung ermöglichen.»

Eine gesetzlich geregelte Sorgfaltspflicht für Schweizer Konzerne, die weltweit tätig sind, ist «Brot für alle» schon lange ein Anliegen. Die Konzernverantwortungsinitiative soll ihm zum Durchbruch verhelfen. Sie sieht vor, dass Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden haften, die ihre Tochterfirmen im Ausland verursachen. Die Initianten, zu denen neben Bfa auch andere kirchliche Organisationen gehören, reichten das Volksbegehren im vergangenen Oktober mit 120 000 Unterschriften bei der Bundeskanzlei in Bern ein.

Karin Müller / Kirchenbote / 3. Mai 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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