Brückenbauerin zwischen Kulturen, Konfessionen und Menschen
Glauben und Religion spielten schon immer eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Andrea Hofacker wuchs im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen auf. Ihr Vater war Religionslehrer, ihre Mutter Krankenschwester. Beide prägten ihr Verständnis für die Bedeutung des Glaubens im Alltag. «Glaube und Religion waren immer präsent, aber meine Eltern waren auch kritisch gegenüber der Kirche.» Diese Mischung aus religiösem Engagement und kritischer Haltung beeinflusste ihre Sicht auf die Kirche und die Welt. Andrea verbrachte viel Zeit in der Kirchgemeinde, wo sie als Konfirmandin aktiv wurde und später als Helferin in der Kinderarbeit der Kirche mitarbeitete. Es war eine Zeit, in der sie ihre Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen entdeckte, besonders mit Kindern.
Journalistin oder Pfarrerin?
Dass sie Pfarrerin werden würde, stand für sie allerdings nicht immer schon fest. «Ich wäre auch gern Journalistin geworden», erinnert sie sich. Doch die Vielfalt der menschlichen Begegnungen und die Möglichkeit, gesellschaftlich Einfluss zu nehmen, zogen sie schliesslich zum Pfarramt. «Als Pfarrerin hat man viel mit verschiedenen Menschen zu tun, aus verschiedenen Milieus und Klassen, und das fand ich immer spannend», erklärt sie ihre Motivation.
Ihr Vikariat führte sie an verschiedene Stellen und Kulturen. In der Citykirche im Rheinland, einem sehr unkonventionellen und von Freiwilligen betriebenen Projekt, erlebte sie eine ganz andere Seite der Kirche. Der Kontakt zu Menschen, die ansonsten wenig Berührung mit der Kirche haben, prägte sie. «Es war eine sehr niederschwellige Arbeit. Es war schön, Zugang zu den unterschiedlichsten Menschen zu finden», erzählt sie. Zuletzt war sie zehn Jahre im Rheintal als Pfarrerin tätig, wo sie gemeinsam mit einem Kollegen die Fusion zweier kleiner Dörfer und Kirchgemeinden leitete. Und dann war es Zeit für etwas Neues. Sie wollte wieder in die Nähe einer Stadt.
Multikulti in Buchrain-Root
Im November 2024 trat Andrea Hofacker ihre neue Pfarrstelle in Buchrain-Root an. Der Beginn war intensiv – sie stieg direkt in die Hochsaison ein und erlebte Weihnachten als ihre erste Zeit in der Gemeinde. Doch trotz des herausfordernden Starts fühlt sie sich bereits gut aufgenommen und hat das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. «Ich habe sehr schnell viele Menschen kennengelernt, die eine zentrale Rolle in der Gemeinde spielen, und ich freue mich darauf, hier weiterzuarbeiten», erzählt sie.
All die Erfahrungen, die sie seit ihrer Ordination 2005 in verschiedenen Gemeinden im In- und Ausland sammelte, haben ihren Blick für die Bedürfnisse der Menschen und die Herausforderungen der Kirche geschärft. In Buchrain-Root sieht sie besondere Chancen: «Ich schätze, dass es politisch eine sehr durchmischte Gemeinde ist, auch von der Wohnbevölkerung. Es hat alteingesessene Leute, Menschen mit viel Geld, Leute mit weniger Geld. Es hat auch viele Menschen aus anderen Ländern, und das finde ich schön. Das ist so Multikulti.»
Andrea Hofacker versteht sich als Brückenbauerin – zwischen Kulturen, Konfessionen und Menschen. Die Ökumene spielt in ihrer Arbeit eine zentrale Rolle. «Je schwieriger die Situation für die Kirche in der Gesellschaft wird, umso bewusster wird uns, dass wir zusammenhalten müssen», betont sie.
Neue Formen und Themen
Ein weiteres Anliegen von ihr ist die Kulturarbeit. Lesungen, Ausstellungen und Erwachsenenbildung sind Dinge, die sie besonders interessieren. Auch wenn sie nach wie vor sehr gern Gottesdienste feiert, ist sie überzeugt, dass die Kirche sich immer wieder neuen Formen und Themen öffnen muss, um relevant zu bleiben.
Neben ihrer Arbeit als Pfarrerin ist Andrea Hofacker leidenschaftliche Sammlerin von Pop-Art mit religiösen Motiven. Sie liebt Kunst, Kultur und pflegt einen grossen, weit verstreuten Freundeskreis. Diese Vielseitigkeit spiegelt sich auch in ihrer Vision für die Kirchgemeinde wider: «Kirche sollte ein Begegnungsort sein, der nicht nur für die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde wichtig ist, sondern auch für die Nachbarschaft, für das Dorf, für den gesamten Ort.» Ihre Vorstellung von Kirche ist die eines offenen Raumes, in dem sich Menschen begegnen, austauschen und gemeinsam wachsen können.
Brückenbauerin zwischen Kulturen, Konfessionen und Menschen