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Religionsbefragung

Bunte Religionslandschaft: «Es ist wichtig, dass wir voneinander wissen»

von Marius Schären/reformiert.info
min
28.06.2023
Die Berner Religionslandschaft ist sehr vielfältig. Das zeigt eine Befragung bei Gemeinschaften, die nicht zu den Landeskirchen zählen. Und das Wissen darüber bringt etwas.

328 Religionsgemeinschaften wurden vom Kanton Bern eingeladen, bei einer Befragung mitzumachen. Nicht dabei waren die grössten und ältesten, die teils seit Jahrhunderten verbandelt sind mit dem Staat: die evangelisch-reformierte, die römisch-katholische und die christ-katholische Kirche. Sie sind öffentlich-rechtlich anerkannt, rund 60 Prozent der Bevölkerung sind Mitglied davon. Ebenfalls dazu gehören die jüdischen Gemeinden, die diesen Status seit 1997 haben.

Dass so viele mitgemacht haben, zeigt, dass es offenbar ein Bedürfnis ist, sich sichtbar zu machen.

Von den angefragten privatrechtlich organisierten Gemeinschaften haben 223 geantwortet. Eindrücklich findet das David Leutwyler, Beauftragter für kirchliche und religiöse Angelegenheiten beim Kanton Bern. Die Antworten zu erstellen habe einen erheblichen Aufwand bedeutet. «Dass trotzdem so viele mitgemacht haben, zeigt, dass es offenbar ein Bedürfnis ist, sich sichtbar zu machen», ordnet er ein.

Bis 2020 noch wenig Wissen

Bei der Befragung ging es darum, überhaupt etwas gesichert zu erfahren über die so vielfältige Religionslandschaft im zweitgrössten Schweizer Kanton. Noch bis 2020 hiess die Stelle von Leutwylers Vorgänger bloss «Beauftragter für kirchliche Angelegenheiten» – ohne «religiöse».

«Bis dahin hat man so gut wie nichts gewusst von jenen Religionsgemeinschaften, die privatrechtlich organisiert sind», sagt Leutwyler. Dazu gehören aber immerhin rund 12 Projent der Berner Bevölkerung. Die Resultate der Umfrage würden nun helfen, das Bild der Religionslandschaft im Kanton Bern zu erweitern und diffuse Vorstellungen zu ersetzen durch klare Erkenntnisse. «Und es wird einfacher, Kontakte und Beziehungen zu pflegen zu den Gemeinschaften.»

 

Ergebnisse zu den Tätigkeiten von rund 223 privatrechtlich organisierten Gemeinschaften im Kanton Bern.

Seelsorge, zusammen feiern und Religionsunterricht: Das sind die wichtigsten Angebote der privatrechtlichen Religionsgemeinschaften im Kanton Bern, zeigt die neue Umfrage. | Screenshot: www.religionsbefragung.sites.be.ch

 

Ab 1975 wurde die Landschaft bunter

Eine Erkenntnis aus der Umfrage lautet: Ab 1975 wurde die Religionslandschaft des Kantons Bern zunehmend bunter. Die vorher gegründeten Gemeinschaften seien ausschliesslich christlich und jüdisch gewesen, heisst es im Bericht. Erst danach kamen weitere hinzu: buddhistische, hinduistische und islamische Gemeinschaften, solche von Sikhs und Aleviten und andere mehr. Aber auch christliche sind unter den privatrechtlich organisierten Gemeinschaften zu finden: Etwa 63 Prozent der Befragten sind freikirchlich.

Weitere Angaben macht der Bericht zur Grösse der Gemeinschaften, zur Organisationsform – es sind vor allem Vereine, aber auch ein paar Stiftungen –, zu den Angeboten und zur Finanzierung. Im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen existieren die Befragten vorab durch Spenden oder Mitgliederbeiträge.

Erst mal für die eigenen Leute da

Das hat direkte Auswirkungen auf die Angebote der Gemeinschaften: Kulturelle Anlässe und Vernetzungsarbeit steht selten im Vordergrund. Vorab konzentrieren sie sich auf gemeinschaftliche Feiern, Seelsorge und Religionsunterricht. David Leutwyler ergänzt: «Sie müssen in erster Linie den eigenen Leuten gerecht werden.» Zudem gehe der Anteil an freiwillig erbrachten Leistungen viel weiter als bei den Landeskirchen auch in unverzichtbare Arbeiten hinein wie etwa das Sekretariat oder auch Unterstützung oder gar Durchführung von Gottesdiensten.

 

Es geht ums Dasein für die Menschen und für die Gemeinschaften, besonders in existenziellen Fragen und Schwierigkeiten.

Aufgrund der Umfrage weitere Differenzen zu den etablierten Landeskirchen zu nennen, sei aber schwierig. «Es hiesse, die Daten der oft noch jungen Gemeinschaften zu vergleichen mit den Reformierten und Katholiken, die über Jahrhunderte verflochten sind mit den staatlichen Gebilden.»

Gemeinsames und Verbindendes

Was die befragten Gemeinschaften verbindet mit den alteingesessenen Landeskirchen ist gemäss Leutwyler vor allem das Grundsätzliche: «Es geht ums Dasein für die Menschen und für die Gemeinschaften, besonders in existenziellen Fragen und Schwierigkeiten, wenn es um Leben und Tod geht – und wichtig ist ebenfalls das Feiern zusammen.»

Dass die Religionslandkarte des Kantons Bern etwas bringt, hat David Leutwyler schon ganz konkret erfahren. «Von Lehrpersonen beispielsweise haben wir diverse Rückmeldungen erhalten auf die Landkarten. Sie finden es super, weil sie so den Schülerinnen und Schülern besser vermitteln können, welche Vielfalt existiert und wer was macht.» Daraus seien auch Projekte vor Ort entstanden, die Schulkinder zusammen mit Religionsgemeinschaften umsetzten.

«Es ist wichtig, dass wir voneinander wissen», findet der Beauftragte für kirchliche und religiöse Angelegenheiten.

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