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Kantonsspital Olten

Das Ende der Spitalgottesdienste in Olten

von Christian von Arx
min
03.07.2023
Veränderungen im Gesundheitswesen und in den Kirchen haben dazu geführt, die Gottesdienste im Kantonsspital Olten einzustellen. Das Seelsorgeteam dankte mit einer eindrücklichen Feier den vielen Freiwilligen, die jahrzehntelang mithalfen.

«Eine Ära geht zu Ende, wir stellen uns auf etwas Neues ein», sagte Spitalseelsorgerin Anne Barth-Gasser in ihrer Begrüssung zur Feier im Mehrzweckraum des Kantonsspitals Olten (KSO). Der Entscheid habe bei den Freiwilligen Verständnis, teils aber auch Trauer und Unmut ausgelöst. Für das vierköpfige Seelsorgeteam, die Pfarrerinnen Anne Barth-Gasser, Leni Hug und den Seelsorger Hans Alberto Nikol, waren die Zeichen im Herbst 2022 jedoch eindeutig. Und das Führungsgremium der Spitalseelsorge der Solothurner Spitäler AG soH, in dem die Landeskirchen sowie die Direktion der soH vertreten sind, bestätigte den Entscheid einstimmig.

Solange Patienten noch im Spital bleiben müssen, sind sie oft zu schwach, um an einem Gottesdienst teilzunehmen.

Veränderungen in Spital und Kirchen

Die Gründe sind einerseits die Veränderungen im Spitalbereich. Die Aufenthaltsdauer in den Spitälern ist heute viel kürzer als früher: Am Sonntag nach einem Eingriff befinden sich Patientinnen und Patienten in vielen Fällen bereits in einem Pflegeheim oder zu Hause. Solange sie noch im Spital bleiben müssen, sind sie oft zu schwach, um an einem Gottesdienst teilzunehmen. Für das Kantonsspital Olten komme hinzu, dass die Anzahl Betten von anfänglich über 300 auf heute noch rund 200 zurückgegangen sei, erklärte Direktorin Sandra Lambroia Groux an der Feier.

Andererseits wurde auch der Anteil der Kirchenmitglieder an der Bevölkerung kleiner. In den Anfangszeiten von 1972 kamen jeweils 25 bis 40 Patientinnen und Patienten zu den Spitalgottesdiensten. Nach dem Jahr 2000 ging die Teilnahme zurück. Im Jahr 2022 kamen durchschnittlich weniger als sechs Personen, immer häufiger waren es mehr Freiwillige als Patienten.


«Bettenschieber»

Das Ende der Spitalgottesdienste bedeutet auch die Auflösung der Begleitgruppen. Für die Durchführung der Feiern brauchte man Unterstützung. Etwa durch Freiwillige, welche die Patienten zum Gottesdienst begleiteten. Sie selbst nannten sich «Bettenschieber», da einzelne Patienten nur in ihren Spitalbetten oder in Rollstühlen teilnehmen konnten. Oder die Musiker und Musikerinnen, Sakristaninnen und der Technische Dienst des Spitals.

Das Oltner Blumenhaus Frei lieferte jahrzehntelang jeden Sonntag kostenlos einen Strauss als Blumenschmuck auf dem Altar. Viele Freiwillige en­gagierten sich über zehn, zwanzig, dreissig oder vierzig Jahre für diesen Dienst. Roswitha Peier aus Olten und die 2022 verstorbene Anna Strub aus Trimbach halfen seit 1973 und damit unglaubliche 49 Jahre in der Patientenbegleitung mit.

Die Spitäler erkannten, dass die Seelsorgenden einen Teil der ausgefallenen Beziehungsarbeit übernehmen konnten.

Abschlussfeier und Festschrift

Als Dank für diese Treue gestaltete das Spitalseelsorgeteam Mitte Juni eine würdige Abschlussfeier im Kantonsspital. Alle erhielten eine Orchidee als Sinnbild für etwas Lebendiges, das manchmal ruht und später wieder aufblüht. Die Wertschätzung für alle Beteiligten zeigt sich auch in der 24-seitigen bebilderten Festschrift, die Hans Alberto Nikol im Auftrag des Seelsorgeteams zusammengetragen hat.

Sie dokumentiert die 50-jährige Geschichte der Sonntagsgottesdienste im KSO. KSO-Direktorin Sandra Lambroia Groux sprach den Freiwilligen ein «Riesenmerci» für ihr Engagement aus. Die Seelsorge im Spital habe deswegen nicht weniger Bedeutung, vielmehr breche sie auf in einen neuen Abschnitt.

 

Seelsorge ist Teil der Behandlungsteams

Spitalseelsorge findet heute vor allem bei den Patientinnen und Patienten statt. Von Montag bis Freitag ist tagsüber immer ein Teammitglied im Spital. Am Wochenende gibt es tagsüber einen Pikettdienst zusammen mit dem Bürgerspital Solothurn. In dringenden Fällen kann das Spital die Seelsorge auch nachts kontaktieren.

Seit Anfang 2022 ist die Spitalseelsorge Teil der internen Care-Teams im KSO. Damit gebe es keine Fragen mehr zu ihrer Präsenz im Spital, wie die Bereichsleiterin Anne Barth-Gasser erklärte.

Spitaldirektorin Lambroia fügte bei, die Wertschätzung für die Spitalseelsorge sei in der Corona-Zeit gestiegen: «Der Besuchsstopp führte dazu, dass die Spitäler erkannten, dass die Seelsorgenden einen Teil der ausgefallenen Beziehungsarbeit übernehmen konnten.» «Ich habe jetzt mehr Patienten als noch vor Corona», sagte Hans Alberto Nikol im Gespräch.

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