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«Das ist mein Weg»

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12.08.2021
Nathanja Baumer-Schuppli startet als jüngste Pfarrerin der Schweiz in der Evangelischen Kirchgemeinde Felben durch. Weshalb hat sie sich für diesen Berufsweg entschieden, den immer weniger junge Leute einschlagen?

Schon mit 16 Jahren wusste Nathanja Baumer – damals Schuppli –, dass sie Pfarrerin werden will. Als Kantischülerin verbrachte sie einige Tage im Kloster Glattburg bei Oberbüren. «Während des Gebets hatte ich die Eingebung, dass ich Pfarrerin werden sollte», erzählt Baumer-Schuppli. Sie stammt aus einer gläubigen Familie in der Nähe von Weinfelden. Sie erzählte zunächst niemanden von ihrem Berufungserlebnis. Doch der Gedanke liess sie nicht mehr los und nach eineinhalb Jahren gestand sie sich ein: Das ist mein Weg. Nach der Kantonsschule in Kreuzlingen sammelte sie ein Jahr lang Erfahrung in einer amerikanischen Bibelschule, bevor sie ihr fünfjähriges Theologiestudium in Zürich und Edinburgh antrat. Dass sie jetzt mit 26 Jahren bereits Pfarrerin ist, grenzt fast an ein Wunder. «Mir fällt das Lernen leicht und alles lief glatt, auch das letzte Studienjahr in Edinburgh. Ich glaube deshalb, dass auch Gott seine Hand im Spiel hatte», sagt Baumer-Schuppli.

Die Verkündigung der christlichen Botschaft ist ihr ein wichtiges Anliegen, auf das sie sich in den letzten Jahren vorbereitet hat. Obwohl die Praxis im Studium ihrer Meinung nach zu kurz kommt. «Wir wurden zu Theologinnen und Theologen ausgebildet, weniger zu Pfarrpersonen», sagt sie. Gerade das sei mit Blick in die Zukunft unabdingbar, da in den nächsten fünf bis zehn Jahren viele Pfarrpersonen pensioniert werden.

Profil der Kirche schwindet
Den Grund für die tiefere Nachfrage nach einem theologischen Studium – in ihrem Jahrgang waren es 18 Absolventinnen und Absolventen – sieht sie in der schwindenden Relevanz und geringeren Attraktivität der Kirche in der Gesellschaft. Nathanja Baumer-Schuppli sagt dazu: «Das Profil der Kirche fehlt etwas. Sie wird oft nur als soziale Institution wahrgenommen. Damit wird die Botschaft wässrig, die eigentlich lautet: Gott ist bei Dir.» Entsprechend freut sie sich auf ihren Amtsantritt am 1. September in Felben-Wellhausen, wo sie im Juni mit ihrem Mann Fabian das vakante Pfarrhaus samt Garten bezogen hat (siehe auch Video). 

Als Frau willkommen
Ihre Stärken sieht sie im Umgang mit Menschen jeden Alters in jeder Situation. Baumer- Schuppli sagt dazu: «Ich darf Menschen in ihren schönsten, aber auch schwierigsten Momenten begleiten.» Diese Abwechslung macht für sie den Beruf so attraktiv, gerade auch als Frau. Zwar gebe es unregelmässige Arbeitszeiten und der Sonntagvormittag sei besetzt, doch liesse sich das Pfarramt und eine Familie durchaus vereinbaren. «Als Pfarrerin arbeitet man oft von zu Hause aus und kann diverse Arbeiten frei einteilen», sagt sie. Auch gibt es mehr Teilzeitstellen, was wohl den ausgeglichenen Männer- und Frauenanteil in ihrem Jahrgang erklärt. In Felben-Wellhausen fühlt sie sich als junge Frau auf jeden Fall willkommen. Wofür sich die lebhafte und motivierte Pfarrerin nicht begeistern kann? «Langwierige Sitzungen, da werde ich ungeduldig», sagt sie lachend.

 
(Claudia Koch)

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