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Das Vermächtnis des Solarpioniers

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08.12.2022
Anfang August wurde im Andenken an den Basler Arzt und Umweltaktivisten Martin Vosseler die gleichnamige Gesellschaft gegründet. Ihr Ziel ist es, das geistige Erbe des 2019 verstorbenen Solarpioniers zu wahren.

«Es braucht ein Wunder, ja, es braucht viele Wunder, um die Erde für uns Menschen und Tiere bewohnbar zu erhalten», schreibt Martin Vosseler im Vorwort seiner Publikation «Reifen». «Daran möchte ich mit diesem Büchlein erinnern. Ich möchte damit uns allen Mut machen, die notwendigen Schritte zu einer erdverträglichen Lebensweise zu wagen.»

Mit Bruno Manser gefastet
Martin Vosseler gilt als Schweizer Umweltschutz-Pionier. Zusammen mit Bruno Manser beteiligte sich der Basler 1993 an einem aufsehenerregenden Hungerstreik gegen die Einfuhr von Tropenholz und fastete mehrere Wochen lang vor dem Bundeshaus. Auf der Suche nach seinem verschollenen Freund reiste Vosseler später nach Asien. In seinem Buch ««Auf den Spuren der Herzenswärme», das 2012 erschienen ist, schreibt er darüber.

Der Umweltaktivist warb für Solarenergie als noch kaum jemand darüber sprach und gründete 1997 die Sun21, die jedes Jahr ein Forum für umweltfreundliche und erneuerbare Energien organisierte. Als Erster überquerte Vosseler 2006 mit einem solarbetriebenen Boot den Atlantischen Ozean. Für sein Engagement erhielt er 2007 den Schweizer und den Europäischen Solarpreis. «Die Lösungen liegen bereit. Wir müssen sie nur noch umsetzen», war Martin Vosseler überzeugt.

«Ein Kraftakt für die Schöpfung»
Im Jahr 2003 pilgerte Martin Vosseler zu Fuss von Basel nach Bethlehem. Einen «Kraftakt für die Schöpfung» erinnerte sich Claude Bühler nach Vosselers Unfalltod 2019. Als Produzent für den Lokalsender Telebasel begleitete er Vosselers «Sonnenwanderung» damals medial. Vosselers filmisches Reisetagebuch sei «ein unschätzbares Dokument eines tiefbewegten Menschen, dessen höchste Werte die Anteilnahme an Mensch und Welt waren – und auch die konkrete Tat, die der Einsicht folgt und folgen muss, darstellte».

In der Einschätzung des Radiologen Andreas Nidecker, Sun21-Mitgründer und langjähriger Weggefährte von Martin Vosseler, war der über Basel hinaus bekannte Kämpfer «ein intelligenter, witziger, liebenswürdiger, hoch engagierter und auch sportlicher Mitbürger, der eine grosse Überzeugungskraft hatte.»

Tödlicher Fahrradunfall auf Basels Strassen

Martin Vosseler starb am 23. Oktober 2019, knapp drei Wochen nach seinem 71. Geburtstag, bei einem Verkehrsunfall in Basel. Er stürzte mit seinem Fahrrad und wurde daraufhin von einem Lastwagen überrollt. Sein Vermächtnis aber soll weiterleben. «Zum dritten Todestag von Martin Vosseler möchten wir an diesen bemerkenswerten Mitbürger erinnern und zur Verbreitung seines Gedankenguts und seiner Ideale beitragen», erklärt Andreas Nidecker.

Die Martin-Vosseler-Gesellschaft wird in nächster Zeit entsprechend dem Artikel 2 der Statuten aktiv. Darin heisst es: «Der Verein bezweckt, das geistige Erbe Martin Vosselers zu wahren und die Kunst der Erdverträglichkeit generationenübergreifend zu üben und zu leben.» Konkrete Projekte zum Konzept Erdverträglichkeit seien derzeit zwar noch keine spruchreif, aber es gebe viele Ideen, sagt der 75-jährige Nidecker.

Die junge Generation folgt nach

Der 37-jährige Claudio Beretta bringt die Stimme der jungen Generation ein. Der promovierte Umweltwissenschaftler präsidiert die Martin-Vosseler-Gesellschaft und ist gleichzeitig Präsident von foodwaste.ch. «Martin hat mich schon als Kind inspiriert. Ich war beeindruckt, wie aufmerksam er durch die Welt ging, dabei Prioritäten erkannte und die Konsequenzen unbeirrbar lebte. Die Dringlichkeit der Aufgabe, unsere Erde bewohnbar zu erhalten, hat meine Studienwahl bestärkt. Auf das Thema Foodwaste habe ich mich in meiner Masterarbeit spezialisiert, weil es meines Erachtens kaum ein anderes Handlungsfeld gibt, bei dem wir mit so wenig Aufwand so viel fürs Klima und für die Umwelt erreichen können. Lebensmittel retten und wertschätzen sind sozusagen die ‘Lowest hanging Fruits’ des Umweltschutzes. Sobald wir diese Früchte geerntet haben, werde ich mich dem nächsten Handlungsfeld widmen. Die Martin-Vosseler-Gesellschaft umspannt all diese Themen und soll daran erinnern, dass der Weg zu einer planetaren Ethik nicht nur dringlich, sondern auch schön ist.»

Beretta und Nidecker sind überzeugt, dass der Dialog zwischen den Generationen wichtig sei. «Martin Vosseler hatte ein grosses Beziehungsnetz und kannte viele junge, engagierte Menschen», sagt Andreas Nidecker. «Wir achten deshalb darauf, dass in der Martin-Vosseler-Gesellschaft möglichst alle Altersklassen vertreten sind. Jede und jeder kann Mitglied des Vereins werden.»

Es braucht eine neue planetare Ethik

In der Danksagung seiner Publikation «Reifen» schreibt Martin Vosseler: «Gesundheit, Freundschaft und das Staunen über die Wunder der Schöpfung sind das Kostbarste in meinem Leben.» Und 2009 sagte er im Rahmen eines Vortrags, dass er auf seinen Wanderungen und der Transatlantik-Überquerung mit dem Solarboot immer wieder in beide Richtungen geblickt habe – in Richtung Zusammenbruch und in Richtung Durchbruch. Wenn sich ein neues Bewusstsein, eine neue planetare Ethik entwickle, die uns in Gedanken, Worten und Handeln voll durchdringe, dann könne der Durchbruch gelingen.

Toni Schürmann, kirchenbote-online

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