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«Der christliche Glaube ist eine Bereicherung»

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25.10.2018
Die Zürcher Pfarrerin Nathalie Dürmüller ist eins der neuen Gesichter der SRF-Sendung «Wort zum Sonntag». Die weltgewandte Theologin hat eine Botschaft: Das Christentum soll bei Gesellschaftsfragen mitreden. Sozial engagiert bringt sie Kirche und Lebensfragen zusammen.

Aufgewachsen neben dem Fussballstadion in Wil (SG), traf man Nathalie Dürmüller in der Sonntagsschule, im Cevi und in der kirchlichen Jugendgruppe an. «Ich habe mich schon früh für Sinnfragen interessiert», erinnert sich die Pfarrerin mit dem gewinnenden Lächeln. So begab sie sich auf den Weg «Theologiestudium», bei dem ihr Interesse an Geschichte und Philosophie nicht zu kurz kam. 

Der Weg führte nach London 
Dürmüllers erstes Pfarramt führte sie nach London, wo sie viereinhalb Jahre die Schweizer Kirche prägte. Sie war die erste Frau, die als Pfarrerin in dieser Gemeinde wirkte. «Diese Zeit lehrte mich, flexibel zu sein und Dinge immer wieder aus einem neuen Blickwinkel zu sehen.» Auch ihren «typisch schweizerischen Perfektionismus» musste sie ablegen, bemerkt die Pfarrerin. Das Leben in London mit Menschen aus verschiedensten Kulturen und Gesellschaften beeinflusste Dürmüller stark: «London hat mir gezeigt, wie bereichernd ein solches Zusammenleben ist. Jeder und jede kann etwas Anderes und bringt seine besondere Begabung mit – das ist mir bis heute wichtig.» 

Und wie stehts um die Gleichberechtigung?
Nathalie Dürmüller interessiert sich für Genderfragen. Auch heute sei es leider noch nicht selbstverständlich, dass Frauen und Männer ganz gleichberechtigt sind in der Gesellschaft, betont Dürmüller. Und wie ist es innerhalb der Kirche? Einen wichtigen Schritt zur Gleichberechtigung habe die Reformierte Kirche vor 100 Jahren gemacht, als sie die Frauenordination einführte. «Die Kirche setzte damit ein Zeichen, dass Menschen nicht aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden dürfen.» Aber auch heute gäbe es noch Dinge zu verbessern.  «Wenn ich einen Wunsch hätte, dann wären es noch mehr Teilzeitstellen in der Kirche. Das würde arbeitenden Vätern und Müttern sowie den Gemeinden Vorteile bringen», erklärt Dürmüller, die selbst Mutter von zwei Töchtern ist. Wenn sie nicht gerade Zeit mit den Kindern auf dem Spielplatz verbringt, geniesst sie die «Schöpfung der Natur», joggt an der Limmat oder durchforstet die Dorfbibliothek. In nächster Zeit wird dafür weniger Zeit bleiben: Sie ist eines der neuen Gesichter des «Worts zum Sonntag» auf SRF. «Ich möchte die Zuschauenden zu neuen Gedanken anregen. Die christliche Perspektive hat etwas zu sagen zu den gesellschaftlich relevanten Fragen. Und der christliche Glaube ist eine Bereicherung, wenn es um unsere Lebenseinstellung und um unseren Umgang mit den Mitmenschen und der Schöpfung geht», ist die Theologin überzeugt. 

Potenzial in der Kirche
«Glaube heisst für mich in Beziehung sein zu Gott.» Diese Beziehung pflegt die energievolle Pfarrerin zusammen mit anderen im Gottesdienst oder für sich alleine im Gebet. Dabei orientiert sie sich an Jesus Christus als Vorbild: «Er ist zu den Menschen hingegangen, die am Rande der Gesellschaft lebten. Seien es Kranke, Ausgestossene, religiöse Minderheiten oder andere Menschen, die die Zuwendung am meisten nötig hatten. Er hat sich nicht gescheut, seine Meinung zu sagen, selbst wenn ihn das schliesslich in grosse Schwierigkeiten gebracht hat», sagt Dürmüller zum Evangelium. 

Mit Blick in die Zukunft
In einer zunehmend säkularisierten Welt hat die Kirche trotzdem noch ihren Platz, betont die Pfarrerin optimistisch. Sie könne auch für «kirchlich distanzierte Menschen in den schönen wie auch schwierigen Lebenssituationen da sein.» Im interreligiösen Dialog sei noch Potenzial vorhanden. «Es gibt sicherlich viel, was wir tun können, damit sich die Menschen aus den verschiedenen Religionsgemeinschaften besser verstehen.» Für Nathalie Dürmüller sind dies keine leeren Phrasen: Auch als Wort-zum-Sonntag-Sprecherin will sie darauf hinarbeiten.

Noemi Schürmann, 20. Oktober 2018

 

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