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Der Fluss als Lebensader

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27.07.2022
Einst kreuzten sich zu St. Jakob an der Birs die Wege der Pilger. Auf den Spuren der alten Routen können Wanderer die reiche Pilgergeschichte Basels und der Region wiederentdecken.

Die kleine reformierte St. Jakobskirche steht vom Strassenverkehr umtost im Schatten des imposanten Stadions des FC Basel. Unerschütterlich blickt drinnen eine geschnitzte Jakobsfigur aus dem 17. Jahrhundert mit Pilgerstab und Buch auf die Gottesdienstbesucher. Leider bleibt die Kirche, deren Geschichte über 900 Jahre zurückgeht, an Werktagen verschlossen. Darum müssen wir mit den etwas pathetischen Fresken Vorlieb nehmen, die erst seit 1917 die Aussenwand des Kirchleins schmücken und an die Schlacht bei St. Jakob an der Birs von 1444 erinnern. Von 1500 Eidgenossen, die gegen 20 000 Armagnaken kämpften, überlebten nur gerade 16.

Viele Wege führen aus Basel
Eine Brücke über die Birs verband schon in frühester Zeit das Schweizerische Mittelland über Basel mit dem Elsass. Man vermutet, dass an dem abgelegenen, gefährlichen Flussübergang bereits im 11. Jahrhundert eine Kapelle stand, dem heiligen Jakob, dem Schutzpatron der Reisenden, geweiht. Die Reise beginnt dem Birsufer entlang, bis man irgendwann in Santiago de Compostela ankommt. Der Anschlussweg über die alte Pilgerstadt Basel schliesst die Lücke von Südwestdeutschland zur Schweizer Via Jacobi und bietet mehrere Abschnitte und Varianten. Eine davon führt von St. Jakob an der Birs über Mariastein, den zweitwichtigsten Wallfahrtsort der Schweiz, nach Einsiedeln. Oder man folgt dem Baslerweg über das Kloster Beinwil nach Bern. Streckenweise decken sich die Anschlusswege zur Via Jacobi und zur Via Jura, die von Basel über Laufen und Delémont nach Biel führt. In Curtilles in der Waadt mündet der Kulturweg in die von Einsiedeln kommende Via Jacobi, die nach Genf weiterführt.

Kultur mit Natur kombinieren
Für ungeübte Pilgerinnen ist es etwas verwirrend, die vielen historischen Routen und Anschlusswege auseinanderzuhalten. Basel ist aber definitiv ein Knotenpunkt, der zahlreiche Pilger- und Wandermöglichkeiten bietet. Besonders reizvoll ist es, die Tour mit einem Rundgang durch die geschichtsträchtige Basler Altstadt beim Münster zu beginnen und die kulturellen Sehenswürdigkeiten zu besuchen, bevor man hinter dem Fussballstadion zur Birs hinuntersteigt. Hier nehmen wir die erste Etappe entlang des Flusses von Basel nach Aesch im Baselbiet unter die Füsse. Der Weg ist nicht mit der Jakobsmuschel markiert, sondern als Route Nr. 80 Via Jura.

Kaum einige Meter vom Verkehrsknotenpunkt St. Jakob entfernt tauchen wir am Birsufer in eine andere Welt ein. Kühlende Bäume und das spiegelblanke, ruhig fliessende Wasser spenden Schatten und Ruhe. Auf Naturwegen gehen wir Richtung Baselbiet und entdecken eine reiche Naturlandschaft. Neben Bachstelzen beobachten wir einen Kormoran, der in der Abendsonne seine Flügel trocknet. Der Weg ist gesäumt von Ranken voller reifender Brombeeren. Vom Verkehr hören wir erstaunlich wenig, obwohl wir unter etlichen Brücken durchgehen. Wir passieren Holzbrücken, Eisenbahn-, Velo- und Autobahnbrücken, kleine Stromschnellen, sonnige Badeplätze und Feuerstellen.

Zwischen Fluss und Autobahn
Beim Birswehr in Münchenstein sind wir dann aber zurück in der Zivilisation. Der Weg führt durch ein ruhiges Wohnquartier und weiter entlang der Autobahn. Zwar lädt eine Bank mit Ausblick auf die lauschige Birslandschaft zum Sitzen ein, doch hinter unserem Rücken hören wir den laut rauschenden Autoverkehr deutlich. Wem das zu viel ist, der kann hier das Tram nehmen und entweder zurück nach Basel fahren oder den Weg nach Aesch abkürzen, etwa bis zur idyllischen Reinacher Heide zwischen Reinach und Arlesheim. Sie gehört zu den wertvollsten Naturschutzgebieten des Kantons Baselland und beherbergt die Hälfte aller im Baselbiet vorkommenden Pflanzenarten. Von hier geht’s weiter dem Fluss entlang nach Dornach. Wir bewundern die Nepomuk-Brücke, über die der steinerne Heilige wacht, bevor wir uns auf den letzten Abschnitt nach Aesch aufmachen.

Text und Bilder: Karin Müller, kirchenbote-online

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