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Der Klangsammler

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05.10.2017
Robin Marti sammelt Glockengeläute und publiziert sie auf Youtube. Eine tiefe Faszination treibt den 20-Jährigen dazu.

Über 100 Abonnenten hat sein Youtube-Kanal «Robin Marti Kirchenglocken». Und bereits 150 Aufnahmen verschiedener Glockengeläute sind zu hören – jeweils zu Bildern der Kirchen von innen und aussen. Das Vollgeläute der St. Galler Kathedrale St. Gallus und Othmar wurde bisher mehr als 1800 Mal aufgerufen und mit 19 Kommentaren versehen.

«Kirchen begleiten mich schon mein ganzes Leben», sagt Robin Marti. Der 20-jährige Verwaltungsangestellte aus Hergiswil bei Willisau erzählt das ziemlich nüchtern. Doch bei Beispielen von eindrücklichen Geläuten kommt er ins Schwärmen. Das Berner Münster beeindruckt ihn mit seinem historischen Bestand und der Tontiefe. «Oder die Dreifaltigkeitsglocke in Einsiedeln, sie hat einen ganz interessanten Klang, einen sehr individuellen Klangcharakter. Man kann sie leicht unter hunderten von Glocken erkennen.»

Freude über Begräbnisse

Als Kind sei er zwei Tage pro Woche bei seiner Tante gewesen, die unmittelbar bei einer Kirche wohnt – und habe sich jeweils vor allem gefreut, wenn Begräbnisse stattfanden. Marti schmunzelt: «Aber ich hatte nicht nur Freude am Glockengeläut, sondern am Ganzen.» Mit seinen Eltern – der Vater reformiert, die Mutter katholisch – sei er zwar wenig in die Kirche gegangen. Aber heute besuche er wöchentlich einen Gottesdienst.

Aufs Sammeln der Glockenklänge kam er vor bald zwei Jahren. «Ich schaute auf Youtube häufig Filmchen mit Glockengeläuten aus der Gegend – und dann waren diese Aufnahmen aber plötzlich verschwunden», erzählt Robin Marti. Das habe er bedauert. So beschloss er, ein Aufnahmegerät zu kaufen und selbst Geläute aufzunehmen.

Die schwierige Heiliggeistkirche

Es habe Übung gebraucht, bis er das Gerät in den Griff bekommen habe, sagt Marti. Und vor allem sei es nicht einfach, bei jeder Kirche den idealen Standort zu finden. Diagonal zu den Glockentürmen wäre von Vorteil – das sei aber nicht immer möglich. Und: «Man darf nicht zu nah sein und muss einen möglichst ruhigen Standort finden. Die Heiliggeistkirche in der Stadt Bern beispielsweise ist ganz schwierig.»

Der junge Mann sammelt aus Begeisterung und ohne kommerzielles Ziel, wie er auch in seiner Youtube-Kanalbeschreibung festhält. Er sei auch schon mit anderen Sammlern aus Deutschland unterwegs gewesen, in der Schweiz gebe es ebenfalls noch weitere. «Es ist lustig, wir sind alle eher jung», stellt Marti fest.

Er möchte wenn möglich pro Woche eine Aufnahme erstellen. Mit den Reisen, der – notabene zeitgebundenen – Aufnahme der Geläute und dem Fotografieren ist der Aufwand ziemlich gross. Dagegen falle die Nachbearbeitung mit einer Stunde gering aus, sagt Robin Marti. Systematisch geht er aber nicht vor: «Meine Liste ist im Kopf.» Abgehakt ist sie wohl noch lange nicht.

Marius Schären/reformiert.info

 

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