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Die reformierte Kirche setzt auf Nachhaltigkeit

«Der Mensch muss die Probleme zuerst spüren, bevor er handelt»

von Carole Bolliger
min
31.05.2024
LUZERN | Die Kirche engagiert sich seit langem für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Angesichts der akuten Bedrohung der Vielfalt des Lebens braucht es noch mehr. Deshalb erarbeitet die Reformierte Kirche Kanton Luzern ein Nachhaltigkeitskonzept.

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Mehr denn je. Die Reformierte Kirche gehörte in den 80er-Jahren zu den Pionieren mit der Forderung zur Bewahrung der Schöpfung und der sozialen Nachhaltigkeit. Doch heute reicht es nicht mehr, «nur» Pionier zu sein. Es muss mehr getan werden, damit die kommenden Generationen die gleichen Voraussetzungen vorfinden, wie wir sie haben, und wir nicht alle Ressourcen unserer Erde aufbrauchen. Das sieht auch die Reformierte Kirche Kanton Luzern so und nimmt sich des Themas Nachhaltigkeit noch stärker an.

Wo drückt der Schuh?

Sie hat die Luzerner Firma «die Projektfabrik», eine Spezialistin für Transformation in den Bereichen Klima, Energie und Nachhaltigkeit, damit beauftragt, ein Nachhaltigkeitskonzept zu erstellen, das künftig schrittweise und nach Möglichkeit im Austausch mit den Kirchgemeinden umgesetzt werden kann.

Christian Büchler ist Umweltwissenschafter und Projektleiter. «Der Mensch muss die Probleme zuerst spüren, bevor er handelt. Auch wenn es die Wissenschaft schon lange prognostiziert», sagt er. Deshalb freut er sich umso mehr, dass sich die Luzerner Reformierten mit dem Thema auf unterschiedlichen Ebenen auseinandersetzen. Seine Aufgabe ist es, zusammen mit der Landeskirche sowie den Kirchgemeinden herauszufinden, wo der Schuh am meisten drückt, welche Möglichkeiten alle Mitspielenden haben, eine gute Ausgangslage zu erarbeiten, um möglichst schnell konkrete Massnahmen umzusetzen.

Fehlende Informationen

Mittels einer Online-Umfrage gingen Büchler und sein Team verschiedene Zielgruppen wie Katechetinnen, Kirchenvorstände und Kirchenpflegen, Pfarrpersonen, Sekretariate, Sigristen und Synodemitglieder an. Die grössten Herausforderungen seien die Motivation für die Mitwirkung und die Heterogenität der Rückmeldungen. Dies sei nicht nur bei der Reformierten Kirche Kanton Luzern, sondern oft allgemein der Fall.

«Es braucht alle», sagt der Nachhaltigkeitsexperte. Zwar sei der Diskurs rund um das Thema in der Öffentlichkeit angekommen und es sei in den letzten Jahren schon einiges passiert, trotzdem brauche es noch viel mehr. «Es gibt Hoffnung, aber es gibt noch sehr viel zu tun.»

Auch ein kleiner Schritt ist ein Schritt.

Für ihn ist es nicht nur aus fachlicher und sachlicher Sicht ein grosses Anliegen, seinen Teil dazu beizutragen. Auch persönlich liegen ihm Natur und Umwelt am Herzen. «Ich will ein kleines Puzzleteil sein, um die Zukunft zu verbessern.» Jeder andere könne dies auch sein. «Auch ein kleiner Schritt ist ein Schritt.» Manchmal fehlten die Zeit oder die Informationen, die laufend änderten, sodass die Komplexität steige.

Hier wollen die Landeskirche und er unterstützend wirken, indem sie zum Beispiel die wichtigsten Informationen und Anlaufstellen übersichtlich auf der Website der kantonalen Kirche zusammentragen und für alle zugänglich machen. Oder indem sie gezielt Beratungsangebote bereitstellen, individuell auf die Bedürfnisse der Kirchgemeinden angepasst.

Die reformierte Kirche sollte präsenter sein und ruhig zeigen, was sie als Vorreiterin alles geleistet hat und heute bereits tut.

Wichtig findet Christian Büchler, dass die Verantwortlichen mehr darüber kommunizieren, was sie in Sachen Nachhaltigkeit bereits geleistet haben und machen. Ganz im Sinne von: «Tue Gutes und rede darüber.» «Die reformierte Kirche sollte präsenter sein und ruhig zeigen, was sie als Vorreiterin alles geleistet hat und heute bereits tut.» Besonders in der sozialen Nachhaltigkeit sei die reformierte Kirche im In- und Ausland sehr engagiert mit Sozialberatungen, Hilfswerken, Spenden und Kollekten.

Konkrete Massnahmen

Die erste Stufe des Projekts ist abgeschlossen. Doch die Kirchgemeinden müssen nicht warten, bis das Nachhaltigkeitskonzept fertig ist. «Sie können jetzt schon einen wertvollen Beitrag leisten», sagt der Spezialist. Er erläutert: «Zum Beispiel können sie alte Heizungen in ihren Gebäuden durch erneuerbare Energie ersetzen, darauf achten, mit welchen Verkehrsmitteln ihre Mitglieder an Anlässe kommen, und entsprechend handeln.» Denn durch Energie und Verkehr werden laut Christian Büchler am meisten Emissionen verursacht, und dort könnten am schnellsten Veränderungen erzielt werden.

Und was kann die Landeskirche tun? «Die Kirchgemeinden weiter vernetzen und gute Beispiele zugänglich machen, um sie so für weitere Projekte zu motivieren. Darüber zu reden, bringt viel, denn die Reformierte Kirche Kanton Luzern hat mit 37500 Mitgliedern eine grosse Reichweite», findet Büchler. Sie erreiche somit viele Menschen und könne eine grosse Signalwirkung haben. «Wenn wir es jetzt alle zusammen anpacken, können wir etwas bewirken und verändern – für uns und die kommenden Generationen.»

 

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