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Neue Leitung Fachstelle Religionspädagogik

Die Beziehung zur Kirche wächst im Religionsunterricht

von Noemi Harnickell
min
29.08.2024
Seit dem 1. Juli leitet Pfarrer Stefan Berg die Fachstelle Religionspädagogik der reformierten Kirche Baselland. Er ist für die Aus- und Weiterbildung von Religionslehrpersonen zuständig – eine Aufgabe, der er «mit grosser Freude» entgegenblickt.

Im Baselbiet fehlen zunehmend die Lehrkräfte für den Religionsunterricht. Mehr Lehrpersonen werden pensioniert als ausgebildet, eine Schere, die in den nächsten Jahren nur noch grösser zu werden droht. Eine einfache Lösung für das Problem hat auch Stefan Berg nicht, der im Juli Roland Dobler abgelöst hat und seither die Fachstelle Religionspädagogik der reformierten Kirche Baselland leitet.

Was Berg mitbringt, ist seine langjährige Erfahrung als Pfarrer in der Kirchgemeinde sowie als Dozent an Universitäten in Deutschland und der Schweiz – zudem ein starkes Bewusstsein für die Situation von Religionslehrpersonen und einen überzeugenden Glauben an die Kraft des Lehrberufs.

Warum Religion trotz Kirchenaustritten unseren Alltag prägt

Die Kirche verliert in der Gesellschaft an Bedeutung. Das belegen etwa die Zahlen der jährlichen Kirchenaustritte. Aber Kirche und Religion seien, so Berg, nicht nur Institution, sondern vor allem auch Kultur. «Religion ist im Alltag dauerpräsent: Zu jeder vollen Stunde läuten die Kirchenglocken, in jeder Stadt stehen Kirchtürme, wir feiern Weihnachten und Ostern. «Die christliche Religion ist tief in unserem Alltag verankert, ganz unabhängig davon, wie viele Menschen Kirchenmitglied sind.»

In religiös und konfessionell durchmischten Schulklassen mit vielen Fragen zum Weltgeschehen können gut ausgebildete Religionslehrpersonen eine grosse Lücke schliessen.

Dazu kommen die kontroversen Themen der Gegenwart. Der Krieg in Gaza etwa erfordert Erklärungen und Einordnungen – aber gerade wenn es um religiöse Fragen geht, fehlt staatlichen Lehrpersonen das richtige Vokabular. «Die Kirche ist religiös sehr differenziert sprachfähig», betont Stefan Berg. «In religiös und konfessionell durchmischten Schulklassen mit vielen Fragen zum Weltgeschehen können gut ausgebildete Religionslehrpersonen eine grosse Lücke schliessen.» Eine Studie der Universität Zürich zur kirchlichen Bildung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz hat gezeigt, dass eine frühe religiöse Bildung Kindern helfen kann, Zusammenhänge besser zu verstehen.

Herausforderungen für die Religionsbildung

Der Religionsunterricht an der Schule steht jedoch unter Druck – und zwar nicht allein wegen des Lehrermangels. Mancherorts überlegen die ökumenischen Partner, sich einseitig aus dem gemeinsamen Unterricht zurückzuziehen. Alleine können die finanziell ohnehin belasteten reformierten Kirchgemeinden die Kosten aber nicht stemmen.

Die Kantonalkirche verfolgt das strategische Interesse, den Unterricht an der Schule zu erhalten. Doch ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Der Unterricht fällt unter die Gemeindeautonomie und wird lokal mit dem einzelnen Schulhaus organisiert. Es sei darum schwierig, eine Lösung für den ganzen Kanton zu finden. Auch biete man zwar die Ausbildung «oekmodula» an, doch könne man nicht beeinflussen, wen die Kirchgemeinden anstellten. Was es in dieser Situation braucht, findet Berg, ist viel Kommunikation.

Religionsunterricht als Brücke zur Gesellschaft

Der neue Fachstellenleiter beobachtet schon seit einigen Jahren, wie die Kirche aus der Gesellschaft gedrängt wird. Aber während sich die Leute von der Institution abwenden, bleiben die Fragen und die Suche nach Sinn bestehen. Wie also diese Spannung überbrücken? «Die Religionslehrpersonen haben für die Kirche ein riesiges Potenzial», so Berg. «Sie haben Möglichkeiten, mit den Menschen vor Ort niederschwellig ins Gespräch zu kommen. Wo sonst kommt die Kirche so leicht und direkt in Kontakt mit Jugendlichen und ihren Eltern?»

Religionsunterricht als Raum für Haltung und Dialog

«Es ist mir ein grosses Anliegen, mit der Fachstelle diese Schnittstelle zwischen Kirche und Öffentlichkeit in den Blick zu nehmen.» Stefan Berg hofft, die Religionslehrpersonen motivieren zu können, ihren Unterricht attraktiv zu gestalten. Da soll Freude rein, Emotion, Kreativität – und Haltung. «Es ist an der Zeit für die Kirche, Profil zu zeigen – auch im Unterricht», erklärt Berg. «Was die Menschen brauchen, sind eine prägnante Theologie und Personen, die sich offen auf die gesellschaftliche Vielstimmigkeit einlassen. Die Menschen wollen meiner Erfahrung nach Inhalte und nicht bloss Atmosphären.»

Der Religionsunterricht könnte ein mit Inhalten gefüllter Raum sein. Ein Raum, in dem Kommunikation stattfindet, in der jede und jeder lernen kann, Stellung zu beziehen, Meinungen zu bilden und Vorurteile abzubauen. Nicht zuletzt ist der Religionsunterricht ein Raum, in dem eine Beziehung zur Kirche wachsen kann.

 

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