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Die Bibel inspirierte das Birchermüesli

von Markus Baumgartner
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28.10.2024
Maja Schmid-Bircher (98) ist die Enkelin des Birchermüesli-Erfinders Maximilian Oskar Bircher. Mit ihrem Mann Heini (99) lebte sie lange in Hauptwil (TG), wo er als Pfarrer wirkte. Gesunde Ernährung sei sicher ein Grund für ihr hohes Alter, betont sie, und erklärt, was hinter dem Birchermüesli steckt.

Der Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867 bis 1939) erfand das Müesli um 1900. Er wollte seinen Patienten damit eine Vollwertdiät schmackhaft machen. Mit seiner ursprünglich «d’Spys» («die Speise») genannten Nahrung gilt Bircher als Pionier der Vollwertkost. Das Müesli sollte unter anderem dazu beitragen, die Verdauung zu verbessern. Es wurde deshalb in Birchers 1904 am Zürichberg gegründeten Sanatorium «Lebendige Kraft» täglich verabreicht. Auch Prominente wie Hermann Hesse, Thomas Mann und Rainer Maria Rilke suchten die Klinik auf. Dass seine kulinarische Erfindung so erfolgreich sein würde, konnte Bircher nicht ahnen.

 

Der Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner erfand das Birchermüesli und gilt damit als Pionier der Vollwertkost. (Bild: unsplash.com)

Der Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner erfand das Birchermüesli und gilt damit als Pionier der Vollwertkost. (Bild: unsplash.com)

 

Adam und Eva als Vorbilder

Maja Schmid-Bircher, die mit ihrem Mann lange in Hauptwil lebte, erinnert sich, wie ihr Grossvater auf die Idee der Rohkost kam: «Seine Frau las ihm immer aus der Bibel vor. Darin wird der Garten Eden beschrieben, wo sich Adam und Eva von Früchten und Gemüse ernährten. Das machte ihm Eindruck. » Bei der Erneuerung der Ernährungsgewohnheiten sei für ihn das Bibelwort aus 1. Mose 1,29 massgebend gewesen: «Und Gott sprach: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.»

Gesund bis ins hohe Alter

Maja Schmid-Bircher ist wie ihr Grossvater ausgebildete Ärztin. Ihre Berufung sah sie aber in der gemeinsamen Missionstätigkeit mit ihrem Mann. Die beiden hatten sich während des Studiums in einer Bibelgruppe kennengelernt. Johannes Heinrich «Heini» Schmid wuchs in Affoltern am Albis als Sohn eines Chrischona-Pastors auf. Nach seiner theologischen Ausbildung leistete er vier Jahre Dienst für die Schweizer Allianz- Mission in Angola und war dann 15 Jahre Pfarrer in Hauptwil.

Heute ist Maja Schmid-Bircher 98 Jahre alt, ihr Gatte Heini 99. Die Beiden sind über 70 Jahre verheiratet. Ihr Erfolgsgeheimnis für ein langes Leben sei ganz vom Bircher-Erbe beeinflusst, sagt die Enkelin des Müesli-Erfinders: «Wir achten auf die Gesundheit, essen wenig Fleisch, dafür täglich Früchte und Rohkost. Wenn möglich bewegen wir uns im Freien. Dass wir geistig noch frisch sind, ist vor allem ein Geschenk Gottes.»

Essen hat sich positiv verändert

Beim Originalrezept für das Birchermüesli werden Haferflocken mit Zitronensaft und gezuckerter Kondensmilch vermischt. Dann wird ein ungeschälter, geraffelter Apfel dazugegeben. Ab den 1940er-Jahren wurde das Birchermüesli in Schweizer Haushalten regelmässig zum Frühstück aufgetischt. Es war auch in Spitälern, Internaten und Klöstern als vollwertige Speise zu finden.

Beim Militär und in Gefängnissen wurde das gesunde Müesli zu einem wichtigen Bestandteil des Speiseplans. Spätestens seit den Achtzigerjahren ist es Ausdruck einer Lebenseinstellung. Immer mehr Menschen entdecken seither, welches Potenzial in diesem Gericht steckt. Zur heutigen Ernährung sagt Maja Schmid-Bircher: «Beim Essen hat sich vieles positiv verändert. Heute wird vor der Hauptmahlzeit Suppe oder Salat serviert. Das ist ein grosser Fortschritt; das war früher nicht so.»

 

Das originale Birchermüesli-Rezept

15g Haferflocken in 1dl Wasser vorgeweicht, am besten über Nacht

Ein grosser Apfel samt Schale und Kerngehäuse fein reiben

2 Esslöffel Zitronensaft, 2 Esslöffel gezuckerter Kondensmilch und 4 Esslöffel gemahlene Hasel- oder Baumnüsse zu den Haferflocken geben.

Alles sofort miteinander vermischen, die Zubereitung sollte unmittelbar vor dem Essen erfolgen.

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