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Grüner Güggel

«Die Bundesverfassung verpflichtet uns alle zum Umweltschutz»

von Adriana Di Cesare
min
10.01.2025
Die Kirchgemeinde Buchthalen führt seit vier Jahren das Umweltzertifikat «Grüner Güggel». Nun ist die Rezertifizierung für weitere vier weitere Jahre geglückt. Der Umweltbeauftragte André Sauter erzählt, warum dieses Engagement auch für Patriotismus steht.

André Sauter trifft man in Buchthalen meist auf dem Velo an. Der Familienvater setzt sich seit Jahren für den Umweltschutz ein. Sei es als Sekretär der Grünen Partei Schaffhausen oder als Umweltbeauftragter der Kirchgemeinde Buchthalen, die als einzige Kirchgemeinde im Kanton Schaffhausen das Umweltzertifikat «Grüner Güggel» führt. Der «Grüne Güggel» ist das Umweltzertifikat des ökumenischen Vereins «oeku Kirche und Umwelt», dem heute rund 600 Kirchgemeinden angehören.

Von der Tochter lernen

Wenn man André Sauter fragt, wie es zu seinem persönlichen Engagement kam, schmunzelt er und erzählt, dass sich zuerst seine Tochter politisch engagiert hatte. Die sechsköpfige Familie lebte zehn Jahre lang im Emmental. «Mit 16 ging unsere Tochter Katja zu den Jungen Grünen nach Bern. Das liess mich aufhorchen.» Im Jahr 2017 kehrte die Familie nach Schaffhausen zurück. «Katja gründete hier mit weiteren engagierten jungen Menschen die erste Sektion der Jungen Grünen. Das existierte damals noch nicht. Heute gibt es Stadt- und Kantonsräte der Jungen Grünen in Schaffhausen.»

Die Familie pflegte schon immer einen umweltbewussten Lebensstil. «Offenbar konnten wir unsere Kinder inspirieren, auf die Umwelt zu achten.» André Sauter erinnert sich an den achtzehnten Geburtstag seines Sohnes Philipp. «Er äusserte, dass ihn der Klimawandel beschäftige. Das nahm damals auf dem Fest niemand richtig wahr, aber bei mir blieb das haften.»

Schliesslich engagierte sich Katja Sauter im Umweltteam der Kirchgemeinde Buchthalen, als diese die Zertifizierung des Umweltmanagementsystems «Grüner Güggel» anstrebte. Zwei Jahre später stiess André Sauter zum Kirchenstand und übernahm das Amt des Umweltbeauftragten von seinem Vorgänger Pfarrer Daniel Müller.

Verantwortung wahrnehmen

Danach gefragt, was ihn aktuell bewege, antwortet André Sauter: «Mich belastet die Umweltkrise, in der wir uns befinden, die grossflächige Umweltzerstörung, der Naturverlust. Ich denke zum Beispiel an den CO2-Ausstoss, der sich verheerend auf das Klima auswirkt, oder die Plastikabfälle, die in unsere Nahrungskette gelangen.»

Der Lebensmittelingenieur sieht Verantwortung auch bei der Kirche. «Die Kirche sollte sich mit der Aufgabe, die Schöpfung zu bewahren, sichtbar machen. Wir finden in der Bibel viele Hinweise darauf, dass wir die Natur nicht zerstören, sondern schützen sollen.» Im «Grünen Güggel» sieht Sauter eine Chance, dies umzusetzen.

Natürlich kann eine Kirchgemeinde auch ohne den ‹Grünen Güggel› umweltfreundlich handeln. Die Zertifizierung bietet jedoch einen Rahmen, um die Umsetzung aufzuzeigen und sich mit anderen auszutauschen.

Die Kirchgemeinde Buchthalen hat für ihr Umweltprogramm Schöpfungsleitlinien erarbeitet. André Sauter hat diese Leitlinien mit Artikeln der Schweizerischen Bundesverfassung verglichen. «Ich habe festgestellt, dass der Umweltschutz detailliert in unserer Bundesverfassung verankert ist. Die Verfassung verpflichtet uns alle zum Natur- und Heimatschutz sowie zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Ich kenne keine vergleichbaren Beispiele aus Nachbarländern.»

Er nennt ein Beispiel: «Wir schreiben in unseren Leitlinien: ‹Wir erhalten und fördern die Vielfalt von heimischen Pflanzen und Tieren sowie deren Lebensräume.› Dies entspricht dem Artikel 78 der Bundesverfassung, der beschreibt, dass sich Bund und Kantone für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und der biologischen Vielfalt einsetzen.» Fazit: «Wir machen mit dem ‹Grünen Güggel› also nichts Besonderes, sondern pflegen lediglich einen gesunden Patriotismus.»

Tierfreundliche Kirche

Nach vier Jahren überprüft die oeku, ob eine Kirchgemeinde die Anforderungen des Umweltmanagements noch erfüllt. «Wir haben erfasst und bewertet, wie sich der kirchliche Betrieb auf die Umwelt auswirkt und ob wir noch auf Kurs sind. Erfreulicherweise ist uns die Rezertifizierung für kommende vier Jahre gelungen.»

Dies feiert die Kirchgemeinde im Neujahrsgottesdienst, der auch in die Zukunft blickt. «Wir streben aktuell den Beitritt zur ‹tierfreundlichen Kirche› an, der unsere Verantwortung im Umgang mit Tieren ins Zentrum stellt, denn auch sie brauchen das Engagement der Kirche», so Sauter.

Die «tierfreundliche Kirche» ist ein Projekt des «Arbeitskreises Kirche und Tiere» (AKUT). Mit einem Beitritt verpflichtet sich eine Kirchgemeinde, die mitgeschöpfliche Würde von Tieren zu achten, tierfreundlich zu konsumieren und zu beschaffen, Lebensräume für Tiere zu schaffen und zu schützen, Tieren im kirchlichen Leben und Denken Raum zu geben sowie Organisationen mit tierethischem Fokus zu unterstützen.

Umweltverträgliche Arealentwicklung in Buchthalen

Ein wichtiges Thema ist die Arealentwicklung in Buchthalen. Das alte Kirchgemeindehaus soll einem Neubau weichen, der als Quartierzentrum auch Wohnraum bieten soll. «Wir setzen uns dafür ein, dass ein nachhaltiges und umweltverträgliches Bauprojekt realisiert wird.» Und schliesslich bleibt die Sensibilisierung aktuell. «Wir wollen weiterhin über Gottesdienste und Veranstaltungen am Bewusstsein der Menschen arbeiten, damit sie umweltfreundlich handeln.»

Sieht André Sauter überhaupt noch Hoffnung angesichts der Weltlage? «Die Hoffnung kommt bei mir aus dem Glauben, aus dem Leben mit Gott. Der Glaube sagt mir, dass wir nicht zum Aufgeben verurteilt, sondern zum Handeln aufgerufen sind. Mich lässt auch hoffen, wenn ich erlebe, dass sich andere für die Umwelt engagieren.»

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