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Nachgefragt

«Die direkte Begegnung mit dem Menschen ist wichtig»

von Carole Bolliger
min
02.09.2024
ZUG | Nachgefragt: Andreas Haas, reformierter Pfarrer von Zug West, über Fax, Social Media und virtuelle Seelsorge.

Andreas Haas, welche technischen Geräte nutzen Sie regelmässig im Alltag, und wie haben diese Ihr Leben verändert?

Vor 30 Jahren galten wir Zuger Pfarrerinnen und Pfarrer als modern, weil wir ein Faxgerät hatten. Wer weiss heute noch, was ein Fax ist? Smartphone, E-Mail, Social Media nutze ich gerne und (zu) oft. Sie haben vieles erleichtert. Ich kann mobiler sein und bin trotzdem erreichbar. Andererseits bin ich vielleicht auch zu oft erreichbar. Durchs Internet habe ich rasch Zugang zu Bildern und Texten, die mich zum Beispiel für die Predigt inspirieren können.

Welche Werte oder Gewohnheiten aus Ihrer Jugend möchten Sie unbedingt beibehalten, und in welchen Bereichen sind Sie offen für Veränderungen?

Die direkte Begegnung mit Menschen ist mir privat wie beruflich sehr wichtig. Virtuelle Seelsorge ist eine gute Sache, wenn Menschen nur auf diese Weise Kontakt haben können. Physische Begegnungen sind aber vielfältiger, da man sich spürt und riecht. Manchmal braucht man Zeit, um sich an Veränderungen anzupassen. Als die Handys aufkamen, war ich überzeugt, ich würde nie eines nutzen. Heute kann ich es mir ohne kaum mehr vorstellen.

Wie gehen Sie damit um, wenn jüngere Generationen Traditionen oder Verhaltensweisen in Frage stellen, die Ihnen wichtig sind?

Es ist die Aufgabe der jüngeren Generationen, Traditionen in Frage zu stellen, und ist ein – wenig genutztes – Privileg der älteren Generation, Eingerostetes und Verkrustetes in der Gesellschaft zu erkennen und hartnäckig zu verändern. Denn sie sind keinem Arbeitgeber, keiner Familie mehr Rechenschaft schuldig und könn(t)en sich frei, unabhängig und zukunftsweisend äussern und verhalten.

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