«Die Gemeinschaft und das Miteinander stehen im Zentrum»
Eigentlich wuchs er katholisch auf. Doch dann, in seiner «Sturm-und-Drang-Phase», wie er seine Jugendzeit nennt, suchte er nach einer neuen spirituellen Heimat und fand diese in der reformierten Kirche. Der Wechsel zur reformierten Konfession war für ihn Ausdruck seiner Suche nach Identifikation und Zugehörigkeit. Später engagierte er sich im Konfirmandenunterricht und leitete Konfirmandenlager, was ihn tiefer in die Gemeinschaft der Kirche führte und in ihm den Wunsch weckte, noch mehr zu tun. Er stellte sich als Synodaler zur Verfügung und wurde 2010, damals als einer der Jüngsten überhaupt, in die Synode gewählt. Nach zwei Legislaturen zog er berufsbedingt nach Bern und musste sein Amt niederlegen.
Jetzt ist er seit einigen Jahren zurück in seiner Heimat Sursee und will es nochmals wissen: Er stellt sich wieder als Synodaler zur Verfügung. Und neu will er auch in den Kirchenrat in seiner Gemeinde. Als Motivation für diese beiden Engagements nennt er zwei Aspekte: Zum einen möchte er die Kirche mitgestalten und verändern. Dabei spielt für ihn die Verantwortung eine zentrale Rolle – nicht nur gegenüber der eigenen Meinung, sondern auch gegenüber den Bedürfnissen der Kirchgemeinde. «Ich verstehe mich nicht nur als Vertreter meiner persönlichen Ansicht, sondern als Teil eines Teams, das gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen der Kirche finden muss.» Zum anderen ist es ihm wichtig, der Kirche etwas zurückzugeben.
Spagat zwischen Generationen
Maurus Ruf sieht die Synode als einen Ort der offenen Diskussion, an dem unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Als Raum, in dem wichtige Entscheidungen über die Ausrichtung der Kirche getroffen werden. Es ist ihm wichtig, sich jeweils gut vorzubereiten und die Themen fundiert zu behandeln. Dabei setzt er auf konstruktive Kritik und die Suche nach Lösungen, die der gesamten Gemeinschaft zugutekommen.
Doch der 32-Jährige, der vor einem halben Jahr zum ersten Mal Vater geworden ist, weiss aus eigener Erfahrung, dass die Aufgaben der Synode nicht immer einfach sind. Eine der grössten Herausforderungen sieht er im Spagat zwischen den Generationen. «Während die ältere Generation die Kirche als feste Institution in ihrem Leben verankert hat, wachsen die jüngeren Generationen mit einem anderen Verständnis von Glauben und Institutionen auf», ist er sich dessen bewusst. Die reformierte Kirche, so glaubt er, muss sich dieser Herausforderung stellen, um weiterhin relevant zu bleiben. Es gehe nicht nur darum, die treuen Mitglieder zu halten, sondern auch darum, neue Mitglieder zu gewinnen und der Kirche eine Zukunft zu sichern.
Neue Dinge ausprobieren
Seine Vision für die Zukunft der reformierten Kirche im Kanton Luzern ist von Veränderung geprägt. Ruf ist überzeugt, dass die Kirche sich an die heutigen Bedürfnisse der Gesellschaft anpassen muss, um zukunftsfähig zu bleiben. Diese Veränderung sieht er nicht als Bedrohung, sondern als eine Chance, die Kirche neu auszurichten. Dabei fordert er mehr Offenheit und Kreativität, um der Vielfalt an Bedürfnissen gerecht zu werden. «Die Gemeinschaft und das Miteinander sollen im Zentrum stehen», sagt er. Er wünscht sich, dass die Kirche in den kommenden Jahren noch stärker zu einem Ort wird, an dem Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen von Glauben und Kirche zusammenkommen. Er findet es wichtig, dass man die Chance ergreift, neue Dinge auszuprobieren und alte zu hinterfragen. Der Glaube an die Unterstützung durch die Gemeinschaft ist für ihn ein tragendes Element in seinem Leben. «Dieses Vertrauen gibt mir Hoffnung und Orientierung», so der 32-Jährige, der als Pflegeexperte arbeitet.
Aktiv mitgestalten
Neben seinen Aufgaben als Synodaler kandidiert Maurus Ruf für den Vorstand der Kirchgemeinde, um die Kirchgemeinde, in der seine Tochter aufwachsen wird, aktiv mitzugestalten. Der Wunsch, Verantwortung zu übernehmen, liegt ihm am Herzen, auch wenn es ein zusätzliches Engagement erfordert. Für ihn ist es wichtig, dass die Kirche auch auf Gemeindeebene eine Veränderung erfährt – eine Veränderung, die zu einer noch lebendigeren, offenen und kreativen Gemeinschaft führt.
Für Ruf ist die reformierte Kirche mehr als nur ein Glaube; sie ist ein Ort, an dem Menschen gemeinsam nach Lösungen suchen, sich gegenseitig unterstützen und füreinander da sind. In seiner Arbeit als Synodaler und in seinem weiteren Engagement für die Kirchgemeinde möchte er diesen Geist weitertragen und aktiv mitgestalten.
«Die Gemeinschaft und das Miteinander stehen im Zentrum»