Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug
Musikalisch-literarisch-liturgische Karwoche

«Die Inspiration fliegt mir manchmal wie von selbst zu»

von Toni Schürmann
min
27.03.2025
Seit 2017 finden in der Titusgemeinde jährlich während der Karwoche Konzerte, Lesungen und Gottesdienste statt. Eine wachsende Gemeinschaft begeht die Karwoche so bewusst gemeinsam.

«Bei den Konzerten war und ist es uns wichtig, dass diese nicht nur in der Kirche, sondern auch an anderen Orten, wie beispielsweise dem Kulturlokal Atelier du Monde, stattfinden», betont Christian Sutter, Spiritus Rector der Titus-Karwoche. «Die Leute strömen gerne an diese nichtkirchlichen Orte. Die spezielle und feine Atmosphäre scheint vielen zu gefallen.» Zusätzliche Freude bereite die wunderbare Zusammenarbeit mit allen Beteiligten: den Pfarrpersonen, dem Sigristen, den Musikerinnen, der Organistin. Das funktioniere fantastisch, alle würden das Projekt mit viel Herzblut und Begeisterung mittragen.

Kombination von Musik und Texten

Christian Sutter war während 35 Jahren Solo-Kontrabassist beim Sinfonieorchester Basel. Nach seiner Pensionierung hat er die musikalisch-literarisch-liturgische Karwoche initiiert. «Ich habe mich schon immer für die Kombination von Musik und Literatur interessiert», erklärt der 74-jährige Sutter. «Schon vor meiner Pensionierung habe ich in der Basler Papiermühle das Format schwarz auf weiss, also alles, was gedruckt ist, Noten und Texte, dramaturgisch begleitet.» Die musikalisch-literarische Konzertreihe stiess damals auf grossen Anklang. Weil sein Sohn zusätzliche Projekte in Angriff nahm, übernahm er von ihm auf dem Bruderholz die Konzertreihe «Titus beflügelt» – konzeptuell nahe am Papiermühle-Format. Die «Titus beflügelt»-Konzerte finden auch heute noch dreimal pro Jahr statt.

Dramaturg und Sprecher

Obschon seit über zehn Jahren pensioniert, konzertiert Sutter noch immer im Orchester des ungarischen Pianisten András Schiff. «Gerade waren wir auf einer dreiwöchigen Europatournee, im März folgt eine vierwöchige Asientournee.» Noch stärker als der Konzertbetrieb fasziniert ihn aktuell die Verbindung von Musik und Texten. «Ungewöhnliche Zusammenstellungen lösen bei mir besondere Begeisterung aus», sagt Sutter. Die musikalisch-literarischen Konzertreihen seien zu einer wahren Leidenschaft geworden. Allerdings agiere er dort nicht mehr als Kontrabassist, sondern als Dramaturg und Sprecher. «Die Inspiration fliegt mir manchmal wie von selbst zu.» Entweder lese oder höre er selber etwas, oder Freunde würden ihm spannende Texte empfehlen. Wichtig dabei sei, dass Musik und Texte zueinander passen.

Thema Jerusalem

Die diesjährige musikalisch-literarisch-liturgische Karwoche steht ganz im Zeichen von Jerusalem. «Nach dem grossen Erfolg der letztjährigen Karwoche begleitet uns das Ensemble Olla Vogala von der Schola Cantorum Basiliensis auch in diesem Jahr wieder durch die Passionszeit», erklärt Sutter. Auf dem Programm stehen Gesänge und faszinierende Instrumentalmusik aus dem Mittelalter. «In Verbindung mit romantischen Balladen und zeitgenössischen Gedichten und Novellen erleben wir die uns vertrauten Geschehnisse im damaligen und heutigen Jerusalem aus ungewohnter Perspektive.» Die Ereignisse werden aus unterschiedlicher Sicht beleuchtet: aus der Sicht von Pilgern, Kreuzfahrern und Troubadours aus dem Mittelalter, aus der Sicht zeitgenössischer israelischer und palästinensischer Dichter, aus der Sicht der Frau des Pilatus, die durch ihren Traum dem Gekreuzigten unglaublich nahe kommt, und aus der Sicht des Pontius Pilatus, der sich fragt, was wohl dahinter stecken mag, dass drei Tage nach der Kreuzigung plötzlich die Leiche weg ist. «In Kombination mit sphärischer mittelalterlicher Musik eröffnet sich uns die Transzendenz der Ereignisse der Passionszeit neu», ist Christian Sutter überzeugt.

 

Karwoche Titus

Am Palmsonntag eröffnet Lukas Landmann, der Autor des im Basler Schwabe Verlag erschienenen Bildbandes «Jerusalem: Faces of a City», die Karwoche mit dem Vortrag «Jerusalem: Palmsonntagsprozession im Jahr 1150».

Monika Widmer und Harald Matern vertiefen das Thema Jerusalem mit Texten aus dem Johannesevangelium und stellen die liturgischen Feiern am Palmsonntag, Meditationsmittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag, an Ostern und am Ostermontag in einen übergeordneten Kontext, der nahtlos an die drei literarischen Passionskonzerte anknüpft, die am Dienstag im Atelier du Monde und am Karfreitag und Ostermontag in der Tituskirche stattfinden.

Eintritt frei, Kollekte.

Weitere Informationen:
www.offline-basel.ch

www.tituskirche.ch

www.atelierdumonde.ch

Unsere Empfehlungen

Marc Chagall: Meister des himmlischen Blaus

Marc Chagall: Meister des himmlischen Blaus

Liebesglück und Flucht, russisches Schtetl und französische Avantgarde, jüdischer Glaube und Jesus Christus – der Maler Marc Chagall hat viele Gegensätze in Leben und Kunst vereint. Vor 40 Jahren starb der Künstler, dessen Kirchenfenster jährlich Tausende anziehen.
Verleihung des Castellio-Preises

Verleihung des Castellio-Preises

Castellio gilt als ein Vordenker des Toleranzgedankens. Sein Kernsatz lautet: «Einen Menschen töten heisst nicht, eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen töten.»
Unter Heiden

Unter Heiden

Tobias Haberl outete sich als Christ. Der Journalist beschreibt in seinem Bestseller «Unter Heiden», wie heute Gläubigen im säkularen Umfeld Unverständnis und Intoleranz entgegenkommen. Und er plädiert dafür, sich auf Gott einzulassen.