Der Voranschlag 2022 sieht für die drei Rechnungen der Baselbieter Kirche ein Defizit von insgesamt 265 400 Franken vor. Die Rechnung 1 zeigt die Verwaltungskosten, die Rechnung 3 die Steuereinnahmen der juristischen Personen. Die Rechnung 2 weist den Kantonsbeitrag aus, der mit einem Subventionssatz von 46 Prozent die Pfarrlöhne stützt. Hier rechnet der Kirchenrat mit einem Defizit von 666 650 Franken. Dies, weil der Kantonsbeitrag als Folge der sinkenden Mitgliederzahlen zurückgeht und die Personalkosten steigen. Dieses Defizit übernimmt die Rechnung 1, die aus diesem Grund mit einem budgetierten Mehraufwand von 414 550 Franken ebenfalls negativ abschliesst. Die Einnahmen aus den Kirchensteuern der Unternehmen hingegen bleiben stabil. Der Kirchenrat erwartet einen Überschuss von 149 150 Franken.
In die Fonds für Härtefälle und Zusammenarbeit budgetiert der Kirchenrat zugunsten der Kirchgemeinden Einlagen von je 50 000 Franken. Zusätzlich sollen ebenfalls zur Unterstützung der Kirchgemeinden in den Fonds für Innovationen 100 000 Franken eingelegt werden. Weitere 50 000 Franken möchte der Kirchenrat in die Kommunikation und Information investieren, die notwendig wird, wenn am 1. Januar die Kirchenverfassung, die Kirchenund die Finanzordnung in Kraft treten.
Die Synode genehmigte das Budget diskussionslos mit einer Enthaltung und nahm Kenntnis vom Finanzplan 2023–2025. Die Entwicklung zeige, dass die finanzielle Lage angespannt bleibe, meinte Kirchenrätin Sandra Bätscher, die für die Finanzen zuständig ist. Das Defizit bei den Kantonsbeiträgen werde stetig steigen und der Satz von 46 Prozent für die Subventionierung könne auf lange Sicht nicht beibehalten werden. Auch die Kirchensteuern der Unternehmen gehen voraussichtlich ab 2021 zurück. Ein Defizit in der Rechnung 3 sei jedoch tragbar, da das Eigenkapital ausreichend und die weiteren Prognosen für die Steuerentwicklung positiv seien.
Legislaturziele: gut unterwegs
Der Kirchenrat berichtete über seine Arbeit in den letzten drei Jahren: welche Legislaturziele wurden erreicht, wo gibt es noch Arbeit? Man habe mit der neuen Kirchenverfassung sowie der Kirchen- und der Finanzordnung umgesetzt, was man sich vorgenommen habe, sagte Kirchenrat Matthias Plattner, der das Departement «Gemeindeentwicklung und Erwachsenenbildung » führt. Dies bedeute aber nicht, dass die Arbeit erledigt sei, sondern aufgegleist für die Fortsetzung. Kirchenrätin Cornelia Hof, zuständig für Diakonie und Spezialseelsorge, wies darauf hin, dass in ihrem Departement viele Aufgaben auf ökumenischer Zusammenarbeit beruhen, da komme man weniger schnell vorwärts. Dennoch habe man einiges erreicht. Ein neues Diakoniekonzept für die Kirchgemeinden will mit Denkanstössen und Anregungen das diakonische Handeln fördern. Das Seelsorgekonzept für das Universitäts-Kinderspital beider Basel sei erarbeitet, aber noch nicht verabschiedet. Und für die Seelsorge in Alters- und Pflegeheimen habe man wesentliche Erkenntnisse gewonnen, etwa dass es vor dem Konzept eine Bedarfsanalyse braucht, weil in der Pflege momentan ein grosser Wandel im Gang sei.
Kirchenratspräsident Christoph Herrmann betonte, dass es der Baselbieter Kirche ein Anliegen sei, aus reformierter Sicht Stellung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen zu nehmen. Fredi Vogelsanger, Mitglied der Geschäftsprüfungskommission, meinte: «Wir sind in einer schwierigen Zeit gut unterwegs, auch wenn nicht alles umgesetzt wurde.»
Karin Müller
«Die Kirche ist in einer schwierigen Zeit gut unterwegs»