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Die Menschen im Herzen berühren

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17.08.2022
Markus Ritter, Präsident des Bauernverbandes, erklärt, wie ihn die Bibel als Landwirt inspiriert.

Viele Gleichnisse, die uns Jesus für unser Leben mitgegeben hat, gründen in Vergleichen zur Landwirtschaft, den Pflanzen und Tieren. Damit erreicht Jesus die Menschen seiner Zeit und auch uns heute, weil wir uns das, was er uns sagen will, bildhaft sehr gut vorstellen können. Die Saat, die Ernte, der Weizen, das Unkraut, der Rebstock, die gute und die schlechte Frucht. All diese Begriffe sind zeitlos und wir können heute noch nachvollziehen, was Jesus uns damit sagen wollte.

Solange es Menschen gibt, werden sie immer essen müssen und zu viel und zu wenig werden nahe beieinander liegen, wie wir es auch aktuell erleben.  Die Sorge und die Bitte, um das tägliche Brot sind für viele Menschen auf dieser Erde allgegenwärtig. Die Bäuerinnen und Bauern auf der ganzen Welt stehen deshalb in einer grossen Aufgabe und Verantwortung, damit wir immer genügend Lebensmittel für alle Menschen zur Verfügung haben, die für sie auch bezahlbar sind. Die Arbeit für unser täglich Brot ist oftmals mit viel Schweiss und Not, gerade bei Sturm, Hagel oder grosser Trockenheit verbunden. Deshalb bedeutet die Wertschätzung für ihre Arbeit den Bäuerinnen und Bauen viel. Ein gutes Wort und ein Dankeschön tut uns allen gut.

Persönlich begleitet mich das Gleichnis vom guten Hirten schon mein ganzes Leben lang. Jesus sagt von sich selbst: «Ich bin der gute Hirte» (Joh 10,11.14 EU) und führt das Bildwort unter verschiedenen Aspekten aus: Der gute Hirte kennt die Schafe und ruft sie einzeln beim Namen. Die Schafe erkennen ihn an der Stimme. Bis zur Hingabe des eigenen Lebens setzt sich der gute Hirte im Gegensatz zum Lohnhüter für die Herde ein.»

Als Bauer spüre ich diese Verantwortung für die mir anvertrauten Tiere, seien es unsere Kühe, die Schafe oder Bienen. Wenn es einem Tier nicht gut geht, sorgt man sich, man steht in der Nacht auf und schaut nach ihm, man pflegt es und ruft auch nach dem Tierarzt, wenn es weitere Hilfe braucht. Die Sorge um das kranke oder «verlorene» Tier ist bei uns Bäuerinnen und Bauern Teil des Lebens.

Dieses Gleichnis von Jesus geht in seiner Bedeutung aber weit über die Landwirtschaft hinaus. Für die Sorge um Menschen, für die man in der Verantwortung steht oder für Aufgaben, die uns übertragen worden sind, die man in grosser Aufrichtigkeit und mit ganzem Herzen wahrnehmen soll. Immer wieder sehen wir viel Gleichgültigkeit und die Hauptsorge um das eigene Wohl. Das Wohl des anderen wird sachte und leise bei Seite gestellt. Persönlich bin ich der Ueberzeugung, dass die Chance viel grösser ist, dass es mir gut geht, wenn es auch der Gemeinschaft gut geht, als wenn es der Gemeinschaft schlecht geht. Deshalb lohnt es sich, seinen Beitrag für die Gemeinschaft einzubringen und auch für Schwächere und Hilfsbedürftige einzustehen. Jede und jeder an seinem Ort und mit seiner Kraft, aber mit grosser Herzlichkeit und Aufrichtigkeit. Dies macht unsere Gemeinschaft doch lebenswert und schafft eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens und der Zusammengehörigkeit. Ganz so, wie es auch in der Bundesverfassung steht: «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.» 

Jesus hat uns mit seinen Worten und seinem Leben den Weg gezeigt. Wir sollen ihm nachfolgen. Es ist auch für uns wichtig, dass wir versuchen Vorbild für andere zu sein. Mit den richtigen Worten und dem guten Beispiel für andere da zu sein und damit die Menschen im Herzen zu berühren. Jeden Tag ein Stück mehr.

Markus Ritter

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