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Rituale

Die Oster- und Passionszeit «für Dummies»

von Tilmann Zuber
min
12.03.2025
Die Oster- und Passionszeit steckt voller Symbole, Bräuche und Rituale. In unserer säkularen Welt geraten diese zunehmend in Vergessenheit. Ein Überblick über die wichtigsten Bräuche und ihre historischen Wurzeln.

Passionszeit

Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Viele Gläubige verzichten in dieser Zeit auf bestimmte Speisen oder Gewohnheiten – in Erinnerung an Jesu 40-tägiges Fasten in der Wüste. Das Aschekreuz auf der Stirn mahnt an die Vergänglichkeit.

Palmsonntag markiert den Einzug Jesu in Jerusalem, wie ihn das Matthäus- und das Johannesevangelium schildern. Im Mittelalter stellten Gläubige diese Szene mit einem Esel nach.

Am Gründonnerstag gedenken Katholiken des letzten Abendmahls. Der Name Grün leitet sich vermutlich vom mittelhochdeutschen «greinen» (weinen) ab. Eine andere Erklärung besagt, dass an diesem Tag nur grünes Gemüse gegessen wurde. Zum Ritus gehört, dass der Priester zwölf Gemeindemitgliedern die Füsse wäscht – wie es vermutlich Jesus auch tat. Nach der Messe verstummen die Glocken. Der Volksglaube erzählt, sie flögen nach Rom, um dort geweiht zu werden.

Kreuzigung Jesu von Matthias Gerung, 1530, aus der Ottheinrich Bibel. | Bild: Wikimedia, CC BY-SA 4.0

 

Karfreitag erinnert an die Kreuzigung Jesu. Viele christliche Gemeinden begehen diesen Tag mit Gottesdiensten, Prozessionen, Kreuzwegandachten oder Passionsspielen. Für Reformierte ist er der wichtigste Feiertag, da die Kreuzigung den Weg zur Erlösung öffnete. Katholiken hingegen stellen Ostern, die Auferstehung, ins Zentrum ihres Glaubens. In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag wird in manchen Regionen das Osterfeuer entzündet. Der Brauch vereint vermutlich germanische Frühlingsriten mit christlichem Lichtsymbolismus.

 

Ostern

Die Osterkerze gehört zu den ältesten Traditionen im Christentum. Sie symbolisiert das Licht, das die Dunkelheit durchbricht. Aus Jerusalem stammt die Tradition, das Licht der Osterkerze an die Gläubigen weiterzugeben.

Das Osterei steht in vielen Kulturen und Religionen für Fruchtbarkeit, neues und ewiges Leben. Das Christentum übernahm dieses Symbol für die Auferstehung Christi.

 

Tizian – Madonna mit dem Kaninchen, 1530. | Bild: Wikimedia, gemeinfrei

 

Der Osterhase brauchte Jahrhunderte, um seine heutige Rolle zu finden. Schon in der Antike galt der Hase wegen seiner Fruchtbarkeit als Begleiter der griechischen Liebesgöttin Aphrodite und der germanischen Frühlingsgöttin Ostara – daher der Name Ostern. In der byzantinischen Tradition symbolisiert der Hase, der mit offenen Augen schläft, die Wachsamkeit der Christen. Erst im 17. Jahrhundert begann der Hase seine Karriere als Eierbringer. Es dauerte, bis er Fuchs, Rabe, Kuckuck und Storch verdrängte, in Bilderbücher einzog und als Schokoladenhase endete.

 

Jan van Eyck – Die Anbetung des Lammes und der Quell des Lebens, 1432, Genter Altar. | Bild: Wikimedia, gemeinfrei

 

In vielen Familien gehört das Osterlamm als Kuchen auf den Tisch. Es steht für Gewaltlosigkeit und erinnert an das Opfertier des Alten Testaments und das Pessachfests. Die Christen sahen und sehen in Jesus das «Lamm Gottes», das sich dem Kreuzestod hingab.

 

Joseph von Führich – Der Gang nach Emmaus, 1837. | Bild: Wikimedia, gemeinfrei

 

Was wäre Goethes «Faust» ohne Osterspaziergang? Auch der Osterspaziergang hat seinen Ursprung. Er erinnert an die Begegnung Jesu mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Emmaus (Lk 24, 13–35).

Jahrhundertelang bauten Priester in ihren Osterpredigten Witze und Anekdoten ein, um die Gläubigen zum Lachen zu bringen. Dieses «Osterlachen» drückte die Freude über die Auferstehung Jesu und den Sieg über den Tod aus. Die Protestanten konnten mit dieser Tradition wenig anfangen. Schade eigentlich!

 

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