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Kirchgemeinde Olten

«Die Stärke der Kirche sind die Beziehungen»

von Tilmann Zuber
min
05.01.2024
Die Kirchgemeinde Olten stellt sich neu auf. Für ein Kommunikationskonzept hat sie den Experten Frank Worbs engagiert. Worbs, der jahrelang für die Aargauer Kirche arbeitete, hat die Kirchgemeinde unter die Lupe genommen.

Der häufigste Fehler von Kirchgemeinden sei es, sich nur auf die aktiven Kirchenmitglieder zu konzentrieren, sagt Frank Worbs. Und das nicht nur in Olten, sondern in den meisten Kirchgemeinden der Schweiz. «80 Prozent des Aufwands, der Finanzen und der Ressourcen konzentrieren sich auf maximal 20 Prozent der Mitglieder, alle anderen werden kaum erreicht.» Worbs, der -früher Medienbeauftragter der Aargauer Landeskirche war und seit Dezember interimistisch die Kommunikation der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz leitet, kennt die kirchlichen die kirchliche Medienarbeit wie kaum ein anderer.

Deshalb beauftragte die Oltner Arbeitsgruppe Kommunikation Worbs Anfang 2022 mit der Erarbeitung eines Konzepts. Der 32-seitige Bericht spricht Schwierigkeiten und Stärken an, die für die meisten Kirchgemeinden gelten. Olten sei eine lebendige und spannende Kirchgemeinde, stellt Worbs fest, entstanden durch die Zuwanderung reformierter Arbeiter und ihrer Familien in ein katholisches Umfeld.

Persönliche Kontakte

Als Stärken der Kirchgemeinde nennt Frank Worbs die persönlichen Kontakte und Beziehungen sowie das einheitliche Erscheinungsbild. Frank Worbs lobt die Kirchgemeinde für den Mut, ihre Schwierigkeiten anzugehen. Nicht zu unterschätzen sei die Beziehungsarbeit der Kirche. Es gebe keine andere Institution, die Menschen in den verschiedensten schwierigen Lebenssituationen so stark begleite. «Sobald die Kirchen auf die Menschen zugehen und Kontakte knüpfen, spielen sie ihre Stärken aus.» Nähe und persönliche Beziehungen seien grosse Kompetenzen der Kirchgemeinden. Aber mit den distanzierten Mitgliedern tun sie sich schwer.

Heute sei es für die Kirchen schwierig, Zugang zu den Medien zu finden, stellt Worbs fest. Sie hätten kaum Chancen, in der Medienlandschaft gehört zu werden. Umso wichtiger sei es, auf eigene Kanäle wie die Gemeindeseiten im Kirchenboten oder Briefe zu setzen. Den Grund dafür sieht Frank Worbs darin, dass die Kirchen an gesellschaftlicher Relevanz verloren haben und der Mitgliederschwund inzwischen deutliche Spuren hinterlässt. Hinzu komme, dass das Image der Reformierten auch unter den Missbrauchsfällen der katholischen Schwesterkirche leide. «Das ist der Worst Case für die Kommunikation und das Vertrauen in die Institution», so Frank Worbs. Eigentlich müsste sich die reformierte Kirche hier deutlich von den Katholiken distanzieren.

Die Botschaft ist so existenziell und vielfältig, dass für jeden etwas dabei ist.

Liegt das Kommunikationsproblem auch in der christlichen Botschaft? Ist sie zu wenig zeitgemäss, wie manche behaupten? «Überhaupt nicht», sagt Worbs. «Die Botschaft ist so existenziell und vielfältig, dass für jeden etwas dabei ist.» Die Schwierigkeit bestehe darin, Aussagen zu finden, die für die Menschen heute noch relevant sind. «Denn Religion, der Glaube an eine höhere Instanz, spielt für viele Menschen keine Rolle mehr. Daran kann die Kirche wenig ändern.»

Ob Jesus ein guter Kommunikator war? Schwer zu sagen, meint Frank Worbs, schliesslich habe er nichts geschrieben und keine Medien genutzt. «Jesus muss eine absolut faszinierende Persönlichkeit gewesen sein, der die Menschen mit seiner Ausstrahlung, seinen Geschichten und seinem Geist erreicht hat. Seine Botschaft von der Liebe Gottes und davon, dass wir alle Gottes Kinder sind, hat eine unglaubliche Wirkung gehabt.»

Jesus sei ein göttlicher Funke gewesen, der alles entzündet habe, zitiert Worbs den Theologen Friedrich Schleiermacher. «Die Bibel zeigt», so Worbs, «dass die grössten Botschaften Menschen sind, die vom Geist Gottes ergriffen sind und andere mit ihrer ehrlichen Liebe begeistern können.»

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