Die Zeichen der Zeit erkennen
Mediale Aufmerksamkeit erlangte die OKE in der Vergangenheit jeweils mit unkonventionellen Projekten wie Segnungsfeiern für Tiere und Motorräder, Da-sein, Frau-sein, Basel im Gespräch oder als Abgabestelle für Lebensmittel. Inzwischen sind solche Aktivitäten in der Gesellschaft breit akzeptiert und werden von anderen Kirchen gern kopiert. Die OKE ist seit ihrer Gründung so etwas wie die Abteilung Forschung und Entwicklung der Basler reformierten Kirche.
«Wir haben die Zeichen der Zeit immer erkannt und konnten aufgrund unserer Strukturen rasch und auch überraschend reagieren, so beispielsweise mit dem Friedensgebet für die Ukraine», unterstreicht OKE-Leiter Frank Lorenz.
Für Menschen, welche die Offene Kirche besuchen, bestehe eine grosse Sehnsucht, der Seele etwas Gutes zu tun. «Es gibt ein Bedürfnis, einen Ort zu haben für die Fragen nach dem, was grösser ist als wir», sagt die OKE-Leiterin Anne Burgmer. «Wir werden seit der Pandemie und dem Krieg verstärkt auf diese Fragen angesprochen.» Die aktuelle Zeit mit ihren Krisen bringe die Menschen näher zusammen. Man spüre eine Lebensangst, die nach Seelsorge schreie. Alles sei zerbrechlicher geworden, egal, wie viel Geld unter dem Kopfkissen liege. «Wir wollen schlicht da sein für Not, Klage und auch Freude und Tanz», sagen Lorenz und Burgmer.
Zweimal erfunden
Entstanden ist die Offene Kirche Elisabethen vor über dreissig Jahren. Ende der 1980er-Jahre tippte der in Basel unter dem Namen H.R. Felix Felix bekannte Pfarrer ein achtseitiges Konzept mit dem Titel «Projekt Offene Kirche». In seiner Vorstellung sollte die Kirche neu ein Alltags- und Lebensraum für unterschiedlichste Menschen werden.
Als er kurz darauf für einen Sprachaufenthalt nach Birmingham flog, sagte ihm dort eine junge Frau, dass es so etwas bereits in London, in der Kirche St. James Piccadilly, gebe. Zurück in Basel hängte Felix seinem Projektpapier noch eine weitere Seite an: Das Wochenprogramm von St. James Piccadilly. Einige Zeit später war die Offene Kirche Elisabethen geboren. Es folgten Nachahmerinnen in Zürich, Bern, St. Gallen, Zug und Olten. Jährlich besuchen rund 100000 Personen die Basler Stadtkirche.
Am 30. April wird die Offene Kirche Elisabethen 30 Jahre alt. Der Ablauf und sämtliche Informationen zum Geburtstagsfest sind unter der Website www.offenekirche.ch einsehbar.
Die Zeichen der Zeit erkennen