Es brauche eine strategische Ausrichtung über die vierjährige Legislatur hinaus, sagte Kirchenratspräsident Christoph Herrmann an der Frühjahrssynode in Münchenstein, denn es kämen Veränderungen auf die Kirche zu. Ab 2029 droht ein Personalmangel, weil zwei Drittel der Pfarr- und Religionslehrpersonen das Pensionsalter erreichen. Aber auch sonst sei es schwierig, kirchliches Personal und Freiwillige zu finden. Die Nachwuchsförderung sieht der Kirchenrat als eine der grossen Herausforderungen. Er möchte die Attraktivität der kirchlichen Berufe und der Ausbildung überprüfen.
Zudem müsse die Kirche besser kommunizieren. Das soziale Engagement der Kirchen sei für viele der Grund, Mitglied zu sein, so der Kirchenratspräsident. Die Landeskirche müsse den Menschen vermitteln können, «wofür wir einstehen und woran wir glauben», so Herrmann. Dies zeige sich etwa in der Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz beim Thema Palliative Care oder im geplanten ökumenischen Seelsorgekonzept für das Alter. Von solchen Angeboten profitiere die ganze Bevölkerun und man erreiche viele. Weiter möchte der Kirchenrat die Schaffung einer Diakoniestelle prüfen, um Projekte zu fördern und zu begleiten.
Seelsorge im Alter
Einstimmig genehmigte die Synode 35'000 Franken für ein ökumenisches Konzept zur Seelsorge im Alter. Die reformierte und die katholische Kirche teilen sich die Gesamtkosten von 70'000 Franken. Während die Kirchen in den grossen Spitälern eine institutionalisierte ökumenische Seelsorge bieten, übernehmen die Pfarrpersonen aus den Gemeinden dies in den 30 Baselbieter Alters- und Pflegeheimen. Auch werde die psychosoziale und spirituelle Begleitung etwa bei regionalen Versorgungskonzepten oftmals zu wenig beachtet und die Kirchen bei der Erarbeitung (noch) nicht genügend eingebunden, sagte Kirchenrätin Cornelia Hof. Die Zusammenarbeit aller Akteure werde aber immer wichtiger. Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich in den nächsten 30 Jahren verdoppeln. Im gleichen Masse möchten die Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben und treten erst in der allerletzten Lebensphase ins Pflegeheim ein. Damit ändern sich die Anforderungen an die spirituelle Begleitung. Die Nachfrage nach Seelsorge für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sowie Palliative Care werde zunehmen, so Hof. Das Konzept soll 2025 umgesetzt werden.
Guter Rechnungsabschluss
Weiter verabschiedete die Synode einstimmig die Rechnung 2021. Sie schloss mit einem Überschuss von 235'000 Franken ab. Dies sei allerdings das Ergebnis einmaliger Effekte, dämpfte Kirchenrätin Sandra Bätscher die Freude. Die Steuern der Unternehmen fielen höher aus als erwartet und die Personalkosten tiefer. Dazu kam ein Kursgewinn auf Wertschriften. Dank des guten Abschlusses konnte die Kirche nicht budgetierte Fondseinlagen tätigen. «Das ist eine Vorsorge für die Zukunft», sagte Sandra Bätscher.
Karin Müller
Drohender Personalmangel und mehr Seelsorge im Alter