Egerkingen: Corona-Maske für die Ewigkeit
Der Kirchturm der Pauluskirche Egerkingen ist zurzeit eingerüstet und wird saniert. Vor zwei Monaten warteten der Pfarrer, Kirchgemeinderat und die Presse gespannt, was sich wohl in der goldenen Turmkugel befinden würde. Ist es doch Brauch, dass die vorherigen Generationen ihren Nachkommen etwas in einer Zeitkapsel hinterlassen, meist in der Spitze des Kirchturms. Doch als man die Kugel öffnete, fand man nichts. Die Vorfahren hatten 1956 nichts eingefüllt.
Das wollte die Kirchgemeinde Gäu diesmal anders handhaben. In einer kleinen feierlichen Zeremonie steckte der Präsident der Baukommission Hanspeter Steiner verschiedene Gegenstände in einen Kupferzylinder. Als historische Zeugnisse wählte man drei Ausgaben des «Oltner Tagblattes», die über den Bau berichteten, Münzgeld aus den Jahren 2020 und 1955 sowie einige Unterlagen zur Renovation, die Festschrift «100 Jahre reformierte Kirchgemeinde Egerkingen» und ein Porträt des Malers Christoph R. Aerni, dessen Atelier neben der Kirche stand. Und natürlich die hellblaue Schutzmaske. Sorgfältig schweissten die Mitarbeiter der Baufirma den Kupferzylinder anschliessend zu, versorgten ihn in die Kugel und hievten die Zeitkapsel im garstigsten Schneegestöber auf die Turmspitze. Jetzt fehlten noch die Glocken. Fünf Monate lang blieben sie stumm, da die Motoren des Geläuts revidiert wurden.
Tilmann Zuber
Egerkingen: Corona-Maske für die Ewigkeit