Ein Festival für Kunst und Kirche
«Das Festival lebt von Begegnungen», sagt Beat Rink, evangelischer Künstlerpfarrer und Initiant des Festivals für Kunst und Kirche. Deshalb habe man im vergangenen Jahr aufgrund von Corona entschieden, auf die Durchführung des Festivals zu verzichten. «Mit Masken wäre der Anlass nur halb so gut geworden. Nun freuen wir uns auf ein Feuerwerk mit 250 professionellen Kulturschaffenden und 350 Jugendlichen und Chorsängerinnen.» Von 18 bis 2 Uhr ist auf grossen Basler Plätzen, in Theatern, Eventhäusern und Kirchen Livemusik zu hören und sind verschiedenste künstlerische Auftritte über Gott und die Welt zu sehen.
Das Festival werde von fünfzig Kirchen und anderen Sponsoren getragen, sei aber kein Insider-Happening. «Zu den Spielorten zählen das Stadtcasino Basel, das Fauteuil oder das Literaturhaus Basel. Ebenso nutzt das Festival prominente Sakralbauten wie das Münster, die Predigerkirche oder die Clarakirche», erklärt Rink. «Die Liste der Aufführungen ist lang.»
Auch für Zweifler
Das Festival wolle künstlerisches Ringen mit dem Glauben zeigen und die Tabuthemen Gott und Religion anpacken. Dabei würden das Zweifeln und die Suche nach neuen Ausdrucksformen viel Raum erhalten. Man dürfe sich auf modernste Literatur freuen, wie sie im Literaturhaus, in der Lesegesellschaft oder im theologischen Seminar geboten wird. Die Katholikin Nora Gomringer lese aus ihrem neuen, für manche subversiven Buch «Die Gottesanbieterin». Patti Basler, die Bauerntochter aus dem katholischen Fricktal, spreche – erstaunlich traditionell – über Johanna Spyris «Heidi». Und der Schauspieler Samuel Koch, bekannt von seinem unglückseligen Auftritt in «Wetten, dass …?», spielt den Judas im Scala-Theater.
Zeitgleich mit dem Festival findet die Art Basel statt. «Wir haben ein gutes Einvernehmen mit der Art und stehen im Dialog mit dem Kunstmarkt», erklärt Beat Rink. Auf dem Barfüsserplatz stelle die Art in die Nähe der «Nacht des Glaubens»-Hauptbühne einen 1,5 Meter grossen Bronze-Totenkopf des australischen Bildhauers Ron Mueck hin. Der imposante, eine Tonne schwere menschliche Schädel aus Gusseisen erinnere in Vanitas-Tradition an die Vergänglichkeit des Lebens und seiner Freuden.
Patricia Kelly als Hauptact
«Der Tod gehört zum Leben. Wir haben dazu eine christliche Botschaft», sagt Pfarrer Rink. Als einer der Hauptacts wird neben dem Totenkopf die irisch-US-amerikanische Sängerin Patricia Kelly mit ihrer Band auftreten. Bekannt wurde Patricia Kelly gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Geschwistern als The Kelly Family und ist heute eine der renommiertesten Sängerinnen auf den deutschsprachigen Bühnen.
Alle Eintritte gratis
«Alle Kunstschaffenden erhalten eine angemessene Gage, allerdings in sehr vernünftigem Rahmen», sagt Beat Rink. Das Budget belaufe sich auf rund eine halbe Million Franken. Möglich sei dies, weil sehr viel Freiwilligenarbeit geleistet werde. «Allerdings brauchen wir weitere Helferinnen und Helfer, und finanziell sind wir noch nicht ganz in den schwarzen Zahlen.» Deshalb seien Solidaritätsbeiträge – übrigens allesamt steuerabzugsberechtigt – hochwillkommen. Wichtiger aber sei, dass die Leute eben gratis ans Festival kommen, es in vollen Zügen geniessen und hoffentlich einen Segen mitnehmen können.
Toni Schürmann
Ein Festival für Kunst und Kirche