«Ein göttlicher Funke in uns allen»
Seine Todesanzeige hat Polo Hofer selber verfasst. Er schreibt, dass er weder eine Aufbahrung noch eine Abdankung wünsche. Das Foto auf der Todesanzeige zeigt eine Wolke am blauen Himmel. Und diese Wolke erinnert an das Gedicht, das Polo Hofer in einem Gespräch mit dem Theologen Kurt Marti 2006 rezitierte: «U muess i einisch furt vor Aerde / isch my Läbzyt ume hie / de wett i e Wolke wärde / u mit em Wind um d Chugle zieh.»
Gott ist eine Behauptung
Die Zeitung «Der Bund» führte damals die beiden zusammen, weil sie gemeinsam den Kulturpreis der Bürgi-Willert-Stiftung erhalten hatten. Hofer und Marti hatten sich zuvor noch nie getroffen. Sie kannten einander nur aus den Medien. Und bei ihrem ersten Treffen sprachen die beiden mehr über Gott als über die Welt.
Hofer bezeichnete sich im Gespräch als bibelfest, nannte das Buch Hiob als sein biblisches Lieblingsbuch und diskutierte mit Marti lange über Gott und die Geschichte von Lazarus. Auf die Frage der Journalisten, wie es sich mit dem Glauben an den «lieben Gott» verhalte, antwortete Hofer: «Ich befasse mich nicht mit dem Gedanken, ob es Gott gibt oder nicht. Niemand weiss das. Gott ist eine Behauptung. Es gibt kein ewiges Leben und auch keinen ewigen Tod.»
Der göttliche Funken
Tiefe Einblicke über seine Spiritualität gab Polo Hofer vor Jahren in der damaligen Neuen Luzerner Zeitung: «Obwohl ich an sich ein Atheist bin, beschäftigen mich religiöse Fragen schon immer.» Er versuche mitfühlend mit seinen Mitmenschen zu leben. Auch sei der Bibelspruch «Geben ist seliger denn Nehmen» ein wichtiger Wegbegleiter. «Ich bin überzeugt, dass alles, was lebt, auch beseelt ist, ein göttlicher Funke in uns allen ist.»
Sein Kirchenaustritt als 18-Jähriger begründete Hofer im Interview damit, dass Religion in der Familie kein grosses Thema gewesen sei. «Natürlich war das auch ein rebellischer Akt. Ich als 68er erlebte das Aufkommen von asiatischen Philosophien, von indianischem oder ökospirituellem Denken durch die Hippiebewegung.» Erfahrungen, die ihn fortan prägten.
Spannungsreich, aber nicht distanziert
Für Hofer ist der Kern der Botschaft von Jesus die Bergpredigt. «Wäre sie die Basis allen christlichen Denkens, könnte ich mich gut anschliessen. Jesus hat die Händler aus dem Tempel vertrieben – aber genau im Christentum ist der Kapitalismus mit seinen Auswüchsen entstanden.»
Die Beziehung, die der «Vater des Mundartrocks» zum «Vater im Himmel» pflegte, war zwar spannungsreich und teilweise belastet, aber keinesfalls distanziert.
Nicola Mohler, reformiert.info
Link zum Gespräch zwischen Polo Hofer und Kurt Marti:
«Ein göttlicher Funke in uns allen»