«Ein Lager in einer Grösse wie dieser ist ein Experiment»
Es war ein Riesentross, der mit dem Zug angereist kam. 70 Konfirmandinnen und Konfirmanden sowie 35 Mitarbeitende waren Mitte Oktober ins Sportzentrum Melchtal in den Kanton Obwalden gereist, um erstmals ein gemeinsames, selbst auf die Beine gestelltes Konfirmandenlager durchzuführen. Es ist ein Pilotprojekt der Kantonalkirche Schaffhausen, finanziert vom Zukunftsfonds. Dafür hatten sich neun Kirchgemeinden zusammengeschlossen, dazu gehören Beringen, Gächlingen, Neukirch, Hallau, Löhningen-Guntmadingen, Trasadingen, Osterfingen, Wilchingen und – aus dem Reiat – Thayngen-Opfertshofen.
«Die Stimmung bei der Anreise war bereits gut», erzählt Pfarrer Stefan Leistner Baumgardt aus Trasadingen-Osterfingen-Wilchingen. «Die Jugendlichen knüpften schon im Zug erste Kontakte, die sich im Laufe der Woche intensivierten.» Fünf Tage gab es viele Diskussionen, Sport- und Freizeitprogramme sowie Spiel und Spass im Gelände. «Die ganze Bandbreite an Teenager-Problemen wurde besprochen, aber auch geistliche Themen kamen nicht zu kurz», sagt Sebastian Ebi, Jugendarbeiter der Jungen Kirche Klettgau und Leiter des Lagers. Zudem wurden den Jugendlichen Ämtli zugeteilt, sie mussten beim Kochen mithelfen, beim Reinigen oder Abwaschen. «Leerlauf gab es so gut wie keinen, es waren alle beschäftigt, standen ein wenig unter Strom und waren selbst abends noch fit», sagt Pfarrer Stefan Leistner Baumgardt.
Beziehungen wurden beleuchtet
Nach dem Frühstück gab es jeden Morgen ein Fixprogramm. Ein Einleitungsspiel, ein Theater und ein Interview mit einem Gast stellten die Zuhörer und Zuhörerinnen auf das Thema des Tages ein. Jeden Tag wurde ein anderer Aspekt rund um das Thema Beziehung beleuchtet: die Beziehung zu sich selbst, die Beziehung zu Mitmenschen und zu Gott. Im Anschluss gab es einen persönlichen Input einer Leitungsperson, und das Thema wurde in Kleingruppen mit einer Pfarrperson vertieft. «Es war eindrücklich, wie sehr sich die Jugendlichen öffneten und ihre Geschichten austauschten», erzählt Pfarrer Stefan Leistner Baumgardt.
Ängste wurden überwunden
Danach gab es Sport und Spezialprogramme, zwischen denen man wählen konnte. Auf dem Programm stand ein Klettergarten, eine Fahrt nach Luzern, ein Besuch im Hallenbad, Minigolf, Muffins backen oder alkoholfreie Cocktails mixen. Besonders in Erinnerung blieb Pfarrer Stefan Leistner Baumgardt der Hochseilgarten, in dem viele Jugendliche ihre Ängste überwinden lernten. «Es war bewegend, mitzuerleben, dass die Jugendlichen in der Konfgruppe Dinge testeten, die sie sich sonst nicht getraut hätten, nur weil andere es vorzeigten und sie ermutigten.
Am Abend konnten sich die Jugendlichen an der Cocktail-Bar näher kennen lernen. «Zwar schliefen naturgemäss nicht alle, wenn um 23 Uhr die Nachtruhe verkündet wurde, doch es gab keine Vorkommnisse in der Nacht», sagt Sebastian Ebi. Für die Nachtruhe war jeweils ein Team verantwortlich, das aus Begleitpersonen sowie Pfarrpersonen bestand.
Das Fazit? «Ein Lager in einer Grösse wie dieser ist ein Experiment. Ich hätte nicht erwartet, dass es so reibungslos funktioniert», sagt Sebastian Ebi. «Es ist gelungen», doppelt Pfarrer Stefan Leistner Baumgardt nach. Für nächstes Jahr ist das Sportzentrum Melchtal bereits wieder gebucht. Und: Es wird sich noch herausstellen, wie viele Jugendliche an diesem Konflager motiviert werden konnten, sich in der Jugendarbeit zu betätigen. «Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass sich in Konflagern gerade jene Jugendlichen für die Mitarbeit begeistern lassen, an die man sonst nicht herankommt.» Ein paar der Jugendlichen zeigten sich bereits interessiert.
«Ein Lager in einer Grösse wie dieser ist ein Experiment»